WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig? <lb/>Dresden, Sonntag, 27. September 1818 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

klagt über Abspannung durch Überlastung; Bericht seit 20. August; über nicht zustande gekommene Wiederholung der Jubel-Kantate; Schlesinger werde das Werk verlegen; empfiehlt Überbringer des Briefes, Herrn Boklet aus Prag mit Mutter; hofft auf seinen Besuch; hat sich darüber gefreut, dass Rochlitz sich als Autor von Rezensionen seiner Werke zu erkennen gab; empfiehlt ihm, weitere Rezensionen voll zu unterzeichnen; freut sich auf R.'s Bespr. seiner Klaviersonaten Wenn Sie, mein herzlieber Freund diese Zeilen erhalten D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Weberiana Cl. II A c, 15

1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)

1863/64 erworben über Wilhelm Künzel

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Weber, Carl Maria von Dresden 27. September 1818 Rochlitz, Friedrich Leipzig German Obsoletes Element tei:textClass entfernt nach Durchsicht von Frank Ziegler status erhöht Verlinkung zu neuer Briefdatei angelegt (#2444) Kleinigkeiten ergänzt, Gegenbrief erfasst pp Ergänzungen Werkauszeichnungen korrigiert Kopf geändert, Auszeichnungen ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. weitere Personen ausgezeichnet. kleine Änderungen Text eingefügt und angepasst, Personen ausgezeichnet Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1

Wenn Sie, mein herzlieber Freund diese Zeilen erhalten so nehmen Sie recht Ihre Nachsicht zur Hand, denn ich schreibe in einer Abspannung die nahe an Stumpfheit gränzt, bei mir fast immer die Folge sehr anhaltend sich folgender Anstrengung ist, und nach ein paar Tagen Ruhe wieder verschwindet. Sie werden sagen, ja dann muß man auch nichts thun. das wäre sehr richtig, wenn man nicht ein DienstWesen wäre, das die freyen Augenblikke nuzzen muß sie mögen aussehen wie sie wollen, und mit so einem graurokkigen komme ich denn zuerst zu Ihnen, wohl wißend daß der wahre Freund am ersten vorlieb nimt und aus eigenem Herzen das fehlende zuthut. d: 20t August als ich eben meine JubelKantate vollendet hatte, Wollank aus Berlin mich mit einem Besuche überraschte, kam auch noch zum Lohne, Ihr lieber Brief vom 18t. Wer da sich hätte gleich hinsezzen und antworten können, so gut wurde es mir aber nicht. ich muste den andern Tag nach Dresden, d: 27t ganz hineinziehenLaut Tagebuch am 28. August 1818., und nun gieng die Plakerey los mit dem anordnen aller FestlichkeitenBetr. die Veranstaltungen zum 50jährigen Regierungsjubiläum des Königs welches durch die Querköpfigkeit so Mancher mir sehr erschwert wurde. das Debut der Mlle: Funk brachte mir die Elisabetta über den HalsF. Funk hatte sich zwei Jahre zur weiteren Gesangs- und Sprachausbildung in Rom aufgehalten und war u. a. in Rom und Neapel aufgetreten; vgl. u. a. den Bericht im Dramaturgischen Wochenblatt vom 26. Oktober 1816 sowie die Hinweise in der AmZ, Jg. 18, Nr. 23 (5. Juni 1816), Sp. 388, Jg. 19, Nr. 19 (7. Mai 1817), Sp. 323 und Jg. 20, Nr. 16 (22. April 1818), Sp. 287. Zu ihrem erneuten Debüt in Dresden nach der Rückkehr aus Italien am 10. September 1818 in der Titelrolle der Elisabetta vgl. die Notiz in der Abend-Zeitung vom 23. September 1818.. das große Concert im Opernhause schien mir so dürftig ausgestattet, daß ich mich entschloß noch eine recht eigentliche JubelOuverture dazu zu schreiben, welches ich auch glüklich zu Stande brachteZum Festkonzert am 20. September 1818 vgl. den Themenkommentar.. Kaum war das zu Ende muste ich noch Chöre, Marsch, Melodram zu einem Gelegenheits Stük im Theater liefernZur Aufführung des Festspiels am 20. September 1818 vgl. den Spielplan in der Abend-Zeitung vom 7. Oktober 1820.. um die Confusion zu vollenden, erschien Mad: Catalani, die mich als alten Bekannten für ihre Geschäfte in Beschlag nahmZum Hofkonzert am 18. September und dem öffentlichen Konzert am 21. September 1818 vgl. den Themenkommentar. Zu den nötigen Vorbereitungen vgl. auch Webers Tagebuchnotizen vom 13. bis 17. September 1818.. die Verhandlungen zwischen dem Hofe und ihr zu führen war keine kleine Aufgabe um beide Theile zufrieden zu stellen. dazu kam die Menge Fremden die mich belagerten pp. d: 23t endlich war unser Konzert zum Besten der Armen in der Neustädter Kirche. es gieng alles gut, und meine Arbeit wurde freundlich aufgenomen. die Einnahme betrug über 1300 rh. Auf Antrieb H: Morlachis der den Wunsch von Vielen vernommen hatte, sollte das Ganze d: 25t wiederholt werden, alle Anstalten waren schon gemacht als es denen H: Tibaldi und Sassaroli einfiel zu erklären daß Sie zu ermüdet wären es zu wiederholen – – Es macht viel Gerede in der Stadt, und nun möchten sie es gerne wieder geben aber nun habe ich theils die Lust die vielmehr: dazu verlohren, und anderntheiles ist es nicht mehr an der Zeit. Peters konnte sich nicht zum VerlageDer Jubel-Kantate entschließen, Schlesinger übernimmt ihn, fast unaufgefodert. ich habe H: Prof: Wendt die Partitur mitgegeben, um sie Ihnen zur Ansicht mitzutheilen, an Schulz werde ich wegen der Aufführung heute noch schreibenZur Aufführung der Jubel-Kantate in Leipzig am 19. Oktober 1818 vgl. die Presseberichte.. ich komme nun zu dem Ueberbringerdieses. Es ist der sehr talentvolle junge Mann, von Boklet aus Prag, mit seiner Mutter der StadtRäthin Cottelka. Er leistet schon bedeutendes als Klavier und Violinspieler, und wird erst recht fortschreiten wenn er sich für eines ausschließlich entschieden hat. Es ist der erste Ausflug dieses jungen Mannes mit seiner in den Strudeln der KünstlerWelt unerfahrenen Mutter, die als die geehrte Frau eines angesehenen Hauses in Prag deßen Wohlhabenheit man rühmt, sich ängstlich und unbehaglich in dem Begleitungs Geschäft ihres Sohnes fühlt, den ihre Liebe doch nicht allein in die Welt senden will. Haben Sie die Güte für sie, die Sie ja so gerne jedem aufstrebenden Talent widmen, und schenken Sie ihnen Rath und BeystandBocklet gab zwei Konzerte im Leipziger Gewandhaus am 7. und 14. Oktober 1818; vgl. u. a. AmZ, Jg. 20, Nr. 43 (28. Oktober 1818), Sp. 763. Auf der Rückreise nach Prag trat er am 22. Oktober 1818 im Dresdner Theater auf; vgl. den Hinweis in der Abend-Zeitung vom 6. November 1818 und den Bericht in der AmZ, Jg. 20, Nr. 48 (2. Dezember 1818), Sp. 838..

H: und Fr: von Gutschmid haben wir in dieser Sturm und Drang Zeit, nur flüchtig ein paarmal gesehen und mit Freuden die Bestätigung Ihres Geistigen und körperlichen Wohlseyns erfahren. Sollte denn nicht bald zu hoffen sein daß Sie nun auch die gehörige GegenVisite in Dresden machen? Eine große Freude haben Sie mir dadurch gemacht daß Sie sich mir als den Verfaßer der Anzeige meiner Werke offenbartenVgl. z. B. die Anzeige der Balladen und Lieder op. 47 in AmZ Jg. 20, Nr. 31 (5. August 1818), Sp. 557–559. wenn ich auch so etwas ahndete, so weiß ich doch nicht genau anzugeben, warum ich mir es nie ganz zu glauben erlaubte. Wie freue ich mich auf die Anzeige der Sonaten, und sollten Sie auch noch so scharf über mich Ihr RichterAmt ergehen laßen; wo ich so wie hier, überzeugt bin, daß nur die reinste Ueberzeugung der Nothwendigkeit in der Kunst Wahrheit mit einem theilnehmenden Herzen verbunden spricht, da halte ich willig mein Haupt zur Strafe hin, denn es kann mir nur Nuzzen und Frommen bringen; und ein Wort der Theilnahme wie Sie es hier in Ihrem Brief wieder so gar erquikkend und warm ausgesprochen haben, ist das nicht genug um jahrelange Erbärmlichkeiten des Künstler Geschmeißes mit Freuden zu verwinden? Ihre Frage ob Sie mit oder ohne Ihren Namen die Rez: geben sollen, wäre füglich zu beantworten wenn Sie nicht der wären der Sie mir sind. Einem Andern müste man mit verschiedenen HöflichkeitsFormeln darauf entgegnen, hier aber darf ich mich nur frey auf Ihr Gefühl berufen; was Sie zur Unterzeichnung zu ziehen scheint, ich glaube daraus zu ersehen, daß Sie es mir nicht durchaus geschenkt haben, und werde mit Freuden den edlen Richter im offenen Helme erblikken der dann doppelt frey seine HerzensMeynung eröffnen kann. Ueberhaupt was Sie thun ist wohlgethan, und für die so zartsinnige Anfrage meinen treuen Händedruk des Dankes.

Im Hause ist Alles heiter und wohl, und grüßt herzlichst achtend Ihre verehrte Gattin mit mir, dem frischen Herrn Studenten /: will nicht gerade sagen dem H: Fuchs :/ mein Glück auf den Weg noch besonders, und Ihnen immer wie immer die treuste LiebeIhres Weber Dresden d: 27t 7b 1818.