Sie stellen K: M: v: W: zum Richter? ich will Ld:Liebden A: M: Schleßinger zum Richter stellen wenn Er sich an meine Stelle sezzen will.
Schon beim Abschluß unsers damaligen Vertrags hatten Sie keine rechte Lust zu dem Horn
Concertino, weil es Ihnen kein sehr gangbarer Artikel
schien. Sie schikten mir es im März zurük mit dem Ersuchen es umzuarbeitenZu Webers Reaktion vgl. seinen Brief vom 9. März 1818.. muste ich
nicht daraus schließen daß Sie es gerne los sein wollten? und welcher ordentliche
Komponist läßt sich das gerne bieten. ich hatte den ganz ähnlichen Fall mit dem Concert. für Harmonica mit Ihnen gehabt
und es auch freywillig zurükgenomen, wozu mich
nichts anderes zwingen konnte, als der Wunsch, Ihnen etwas Angenehmes zu erzeigen,
und von der anderen Seite mein Künstler Gefühl, Niemandem etwas aufdringen zu wollen. Zu
derselben Zeit bestürmt mich Peters mit Ersuchen um Compositionen. Er ist Besizzer einer Handlung mit der ich immer in den
besten Verhältnißen gestanden habe, und die mehreres von mir verlegt hat. Warum sollte
ich ihm nicht geben was Sie ja selbst nicht wollten?Vgl. Webers Briefe an C. F. Peters vom 16. April und 3. Mai 1818. in wie weit komt es mir zu auf Ihre
Privathändel mit ihm Rüksicht zu nehmen? ich glaubte wahrlich Ihnen einen großen Gefallen damit zu thun daß ich Ihnen als Ersaz das Rondo
galant anbot, was für Verleger
Ansichten und Nuzzen gewiß das 3fache von dem Horn-Concertino Werth ist
und ich kann mich also nicht überzeugen etwas gethan zu haben was nicht mit
der vollkomensten Rechtlichkeit und wirklichen Neigung für Ihren Vortheil in Verbindung
stände. Bestehen Sie aber auf dem Horn Concertino so sollen Sie
auch darin befriedigt werden, und ich werde Ihnen eines liefern.
Eben so habe ich den KlavierAuszug des Abu
Hassan an Simrok gegebenVgl. Webers Briefe an N. Simrock vom 8. Juni und 30. Juli 1818. in der festen
Ueberzeugung daß es Ihnen lieb sein wird. Wenn ihr persönlicher Haß gegen Peters diese
Sache Ihnen fatal macht, so thut mir das wirklich herzlich leid; aber könnenSie als
billiger Mann mir zumuthen daß ich Werke die Sie nicht verlegen mögen auch deßhalb im
Pulte behalten soll? Ein freundschaftlicher GeschäftsGang muß kein Zwang für beyde
Theile werden, und so billig denkend ich war nichts dagegen zu haben daß Sie manche
Artikel von mir nicht wollten, so billig werden Sie gewiß auch
sein nicht das VerschlußRecht auf diese auch haben zu wollen. Wenn ich ein Freund von
Wechseln wäre, die unzähligen Anerbietungen und Auffoderungen von allen Seiten die
wahrlich glänzend und freygebig genug sind, hätten mich schon längst abspenstig machen
könen, aber ich müste nicht so denken wie ich denke, um das zugleich ohne
alle Ursache zu thun, und nicht zu erkennen daß Z: B: jezt Ihre wirklich lange Geduld
mit mir bey Ablieferung der Ihnen noch schuldigen Artikel meine Anerkenung und Dank
verdient, so wie überhaupt der freundschaftliche Antheil mit dem Sie sich stets gegen
mich bewiesen haben. darum lieber Freund spreche ich so offen von der Leber weg denn es
ist beßer der erste Verdruß als der lezte. Wollte ich die Ihnen gebotenen Artikel
vereinzelnen, könnte ich sie weit vortheilhafter für mich benuzzen, aber erstens finde
ich es billig daß beim Verleger ein Werk das andere übertrage und sich so Nuzzen und
Ehre gegenseitig unterstüzzen und ausgleichen. Nun geehrtester Freund hoffe ich Sie über
diesen Punkt befriedigt zu haben, der mir von Ihrem lezten Brief der wichtigste war
und mir nahe gieng. nun zu dem übrigen Ihres geehrten Schreibens.
Sie fragen wie stark die Etuden pp werden? das kann ich wahrlich nicht genau bestimmen selbst wenn
sie schon ins Reine geschrieben vor mir lägen, da auf die Eintheilung im Stich auch sehr
viel ankömt. die Etuden sind ausgeführt, und mögen den größern Kramerschen beykommen
ohngefähr. ich habe erst 3 entworfenDiese Entwürfe sind leider nicht erhalten und weiß nicht wohin mich der Genius noch führen kann.
Volkslieder 8 oder 9 wie es eben die Zusammenstellung giebt.
Die Lieder, und FestGesänge, jedes ohngefähr
wie ein Heft meiner frühern Lieder. die leichten Variat: sind
schwach. die Solfeggien 15-20. theils längere theilskürzere
recht eigentlich zum Studium einzelner Gesangstheile, nicht Arienmäßige bravourstükke,
sondern das was wirklich fehlt.
Bestimmteres kann ich
mit dem besten Willen Ihnen nicht sagen, auch haben Sie sonst darnach gar nicht gefragt,
doch finde ich es natürlich und billig.
Ich weiß nicht genau ob H: Prof: Wendt gerade die Musik: Z: bey Ihnen betreiben will oder ob Er
nicht vielleicht Ihnen das Kunstblatt übergeben möchteVgl. dazu Webers Brief vom 23. November 1818.. Er mag
sich nun selbst mit Ihnen in Berührung sezzen, was Ihnen auf jeden Fall angenehm sein
wird.
Die Pieçes a 4 Mains
und das Trio sind unter der Feder, können aber nicht eher
abgehen als bis ich mit meiner neuen Meße fertig bin. Sie können glauben daß es mir
selbst auf der Seele liegt endlich diese Schuld zu lösen.
Ich schließe meinen langen Brief, und hoffe
mein lieber H: Schlesinger daß Sie mich nie verdammen werden und Ihre Billigkeit über das Ihnen vielleicht nicht angenehme den Sieg davon tragen wird.
Mit freundschaftlichster Achtung
Ihr ergebener
C. M. vWeber
Dresden d: 30t 9br 1818.
Silvana wird bis Ende Xb hier gegebenZur beabsichtigten Silvana-Einstudierung vgl. die Anmerkung im Brief vom 26. November 1818 an J. P. S. Schmidt, da könnte eine
Sendung KlavierAuszug gut abgehen.
Als Ersaz für das Horn C:Concertino und Harmonica erwarte ich Ihre
Wünsche.