WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig <lb/>Dresden, Samstag, 30. Januar 1819 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

teilt mit, dass Schwierigkeiten bei der Beschaffung einer Amme für seine Tochter ihn von einem Besuch vor Rochlitz' Abreise abgehalten haben; empfiehlt den Überbringer des Briefes, Sassaroli, der in Leipzig das Offertorium aus Webers 1. Messe singen werde; berichtet über Aufführung seiner neuen Messe in Dresden; klagt über mangelnde Achtung seitens des Hofes; betr. Opernaufführungen in Dresden; betr. Baron Gutschmidt Der Tag vor Ihrer Abreise, an dem ich so sicher darauf rechnete D Weimar Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv GSA 80/58

1 DBl.? (3 b. S. einschl. Adr.)

unter der Unterschrift Vermerk von Rochlitz (Tinte): (Maria v. Weber.)Rchz.

John, Hans: Carl Maria von Weber - Unveröffentlichte Briefe an Carl Bertuch und Johann Friedrich Rochlitz, in: Sächsische Heimatblätter, 1977, Heft 5, S. 225–226 (mit Faks.) John, Hans: Carl Maria von Weber - Unveröffentlichte Briefe, in: BzMw, Jg. 20 (1978), S. 195–198

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Weber, Carl Maria von Dresden 30. Januar 1819 Rochlitz, Friedrich Leipzig German Obsoletes Element tei:textClass entfernt nach Erg. u. Durchsicht von Frank Ziegler status erhöht Auswechslung Hochstellungen Autopsie Ergänzung Korrekturen und Ergänzungen ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Brieftext eingefügt und Personen ausgezeichnet Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
S. Wohlgebohren dem Herrn Hofrath Fried: Rochlitz zu Leipzig.
Mein theurer Lieber Freund!

Der Tag vor Ihrer Abreise, an dem ich noch so sicher darauf rechnete Sie besuchen zu können, wurde mir ein sehr schmerzvoller an dem ich mein Haus nicht verlaßen konnteGemeint ist der 9. Januar 1819, vgl. Tagebuch.. Es ergab sich nehmlich die Gewißheit daß meine gute Frau nicht weiter stillen konnte, eine Nachricht die sie unendlich beugte; es war die höchste Zeit eine Amme herbey zu schaffen, eine kam, gieng weg nach ein paar Stunden, und kam nicht wieder, neue Sorge und Angst, und so fort bis jezt, wo die 2te Amme auch die Milch verlohr, und wir nun ein hübsches hoffentlich braves Wesen haben, bei dem unser Kind gedeihen sollNachdem die am 9. Januar zuerst gerufene Amme ihren Dienst verlassen hatte ohne aufzukündigen, wurde noch am selben Tag Johanna Dorothea Paulisch engagiert, der ab dem 28. Januar Johanne Friederike Hensch als Amme folgte.. Ich bin nun von dieser ewigen Unruhe mehr angegriffen als ich es meiner Frau gestehen darf. Habe mich einem totalen Müßiggange ergeben, der mir aber auch nicht viel hilft, weil ich ihn haße und meine leere Zeit nicht mit erquikkendem Gespräch ausfüllen kann — — Nun es wird alles wieder gut werden, denn es ist nun auf dem besten Wege und somit erwarte ich denn ziemlich beruhigt des Beßern das da kommen soll.

Ueberbringer dieses unsern braven Sänger Sassaroli Ihnen erst empfehlen zu wollen wäre überflüßig, Ihm aber den so sehr gewünschten Zutritt zu Ihnen zu bahnen konnt ich ihm nicht versagen, und somit sey er Ihrer Güte nochmals bestens empfohlen. Er wird das zu meiner ersten Missa gehörige Offertorium in Leipzig singenSassaroli sang das Offertorium am 8. Februar 1819 im Konzert in der Leipziger Universitätskirche; vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 62 (13. März 1819)..

d: 17t wurde meine neue Missa mit dem Morlachischen Offert: gegeben, und d: 24t ganz wiederholtDas unterstrichene ganz bezieht sich offenbar auf das bei der ersten Aufführung am 17. Januar 1819 nicht erklungene Offertorium In die solemnitatis.. Sie machte die gehoffte Wirkung, und besonders auf die Kapelle seltsamen Eindruk wegen der gänzlichen Verschiedenheit mit der vorigen.

Von Oben, wurde sie hingenommen, wie ein pflichtschuldigst hingegebenes Stük leeres FließPapier. Nicht einmal ein Wörtchen Dank für die Aufmerksamkeit – – der K. meinte sie hätte ihm nicht mißfallen, aber freifreylich sei immer noch etwas Beethovensches |!| drin,/: welcher als das böse musikalische Prinzip angesehen wird, obwohl man ihn eben so wenig da oben kennt, als den Teufel :/. Nun, auch gut – ich bin nun fertig; habe das meinige gethan, ja, erschöpft, und damit Punktum. Ich werde meine Pflicht als ehrlicher Mann thun, das versteht sich, aber auch kein Deutchen mehr, und so viele Zeit ich für die Welt und meine Ruhe gewinnen kann, werde ich zu erhalten suchen. denn da die Nichtsthuenden gleich geachtet, und die Thätigen nicht geachtet werden, so wäre man sein eigener Feind über die strengsten Gränzen des pflichtschuldigsten hinauszugehen. – Punktum! das wird demohngeachtet meine Liebe und treue Anhänglichkeit nicht mindern, nur mir anzeigen wie weit ich zu gehen habe um nicht zudringlich zu erscheinen. Im Theater haben wir unterdeßen Aschenbrödel 4 mal bey brechend vollem HauseAschenbrödel erlebte nach der Erstaufführung am 16. Wiederholungen am 17., 24. und 26. Januar; vgl. die Berichte in der Abend-Zeitung vom 29./30. Januar und 12. Februar 1819., und Vorgestern Dr: und Apotheker gegebenVgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 19. Februar 1819.. beides wirklich gut.

Ich bemerke so eben daß dieser Brief einer JeremiadeKlagelied so ähnlich sieht wie ein Ey dem andern, aber ich weis auch daß mein theurer Freund, Antheil an meinem Lebensgetreibe nimmt, und daß es da Pflicht ist sich immer wahr zu geben.

Wir haben immer noch Hoffnung unsern guten Baron Gutschmidt – wenn auch nicht gleich hier zu behalten, doch wenigstens wieder zu bekommen: wie doppelt erfreulich mir dieses ist wegen der schönen Hoffnungen die ich daran knüpfe, brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu versichern.

Meine Frau, läßt durch mich ihre besten herzlichsten Grüße darbringen, denen ich die meinigen vereine. Gott erhalte Sie beide gesund und zufrieden, und behalten Sie lieb Ihren unveränderlich treuen Weber Dresden d: 30t Januar 1819