Hochgebohrner Herr Graf!
Hochgeehrtester Herr und Freund!
Mit Vergnügen zeige ich E: Hochgebohren hiemit an, daß ich in Vollendung meiner
Oper der Jägersbraut, so weit vorgerükt bin daß sie vollkomen
ausgeschrieben im Februar 1820 in HochDero Händen sein kann.
ich wiederhole nur meine Bitte um sichere Aufführung derselben im Monat
März 1820Unterstreichung dieses Satzes bis 1820
mit roter Tinte von Brühl, wozu wohl nachgerade die nöthigen Anordnungen, Dekorationen pp betreffend zu machen sein möchten. Verzeihen E. Hochgebohren der
Vatersorge des Komponisten, wenn er, eigentlich unnöthiger weise, hierauf hieran einen so vielerfahrnen einsichtsvollen Kunstlenker zu
errinnern wagt. Da ich aber wo möglich mit der Reise nach Berlin, auch noch einen Abstecher nach Hamburg verknüpfen möchte, so liegt mir
der Bestimmung halber ob ich diese Nebenreise vor oder nach Aufführung der Oper werde antreten können, ungemein viel an
Festhaltung einer gewißen Zeit.
Was das Einstudieren der Oper selbst betrifft,
hoffe ich – wenn die Proben sich ungestört folgen können, nicht viel über 2 – 3 Wochen
damit zuzubringen.
Innigsten Anteil habe ich an den neusten
KunstereignissenBei Ida Jähns und Brühl-Briefe dem neuesten Kunstereignisse
in Berlin genommen. Wenn denen wenigen Männern, mit wahrer, glühender
Liebe für die Sache erfüllt, wie Sie, noch so ihr Wirken
erschwert wird, – soll sich da nicht jeder deutsche Künstler in Trauer hüllen?Bezogen auf die Berufung Spontinis nach Berlin; vgl. u. a. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 16. Oktober 1819. Die Verhandlungen waren hinter dem Rücken des Intendanten Brühl und entgegen seinem Votum geführt worden. Die Anstellung Spontinis führte zu jahrelangen Kompetenzstreitigkeiten zwischen Intendant und musikalischem Leiter und schließlich zu Brühls Abdankung. – –
Zufällig habe ich erfahren, daß man in Halle meine MissaWeber hatte zu diesem Zeitpunkt vom König die Erlaubnis für weitere Kopien nur für die 1. Messe erhalten. besizzen soll. Sollte
sie von Berlin aus dahin gerathen sein können? Mir persönlich
ist das weniger unangenehm, als um der Sorgfalt willen, mit der man hier alles, dem Archiv
angehörige bewahrt.
Hoffentlich haben unterdeßen der Herr Graf
freudige Ereignisse in Ihrem häuslichen Kreise erlebt, und Vater u. Mutter sind reicher
an Freude gewordenLaut Krosigk (Brühl),Stammbaum nach S. 380 keine Geburt 1819, daher kann nur eine Fehlgeburt vermutet werden, die Brühl in seinem Brief an Weber vom 18. Dezember 1819 dann mitgeteilt hatte, vgl. Webers Brief an Teichmann vom 17. Januar 1820. Das wünsche ich wahrhaft von Herzen, u. fühle doppelt dessen Werth, da mir es der
Himmel ganz zu versagen scheint. Meine arme Frau ward wieder sehr krank, u. um eine schöne Hoffnung betrogenCaroline hatte in der Nacht vom 30. September/1. Oktober 1819 eine Fehlgeburt.. – Wie Gott will.
Der Himmel schenke Ihnen Geduld u. Kraft u.
Gesundheit, u. mir Ihr freundliches Andenken.
Mit vollkommenster Hochachtung u. Verehrung Ew. Hochgebohren
ganz ergebner
CMvWeber
Dresden, d. 6t Xbr 1819.