No: 12 d: 2t 8b 1820. Kopenhagen.
Herzliebster Schnukeduzzer, von jezt an werden meine Briefe sehr kurz werden,
denn ich muß förmlich die Zeit dazu stehlen. Es ist hier alles sehr weitläufig und
umständlich, und obgleich ich flüchtige Adjudanten in Menge
habe, so muß man selbst doch immer das beste thun.
Man hat mir hier bange gemacht daß ich nicht
in 4 Tagen nach Lübek komen könnte. das wäre sehr fatal, denn da müßte ich mein Concert dort ganz im Stiche laßen, weil die Zeit gar zu knapp
wird, und ich ohne dieß mit Schrekken an das Ende 8b denke. und mehr wie 2–3 Tage möchte
ich nicht gerne über meinen Urlaub weg bleiben.
Mit denen Theaterbilleten ist das hier ein
ganz eigen Ding, schon Gestern bin ich von Juden und Spekulanten überlaufen worden, die
Logen haben wollten, um sie dann höher zu verkaufen. aber ich bin gut unterrichtet, und
habe auch einen Juden der mir mein
ganzes Geschäft besorgen hilft, und dem mich Gerstäkker adressirt hatte. der Himmel gebe nur recht viel Geld. die Leute klagen aber
auch gewaltig, doch merkt man es bei den Freßereyen nirgends das Mangel ist. Gestern
habe ich eine Legion Handschuhe
bestellt. und eben war Chinesischer Ingwer da, eine herrlich eingemachte Geschichte für
den Magen, wird mir aber wohl zu theuer sein zum verschenken. 21 Thaler – – Wenn man
nach Hause komt soll man jedem etwas mitbringen, und da sind deren so viele, daß ich am Ende Niemand was geben werde. d: 30t Sept. Mittag und Abend war ich beim Statsrath Kirstein. wo Weiße
phantasierte. recht schön. ich that es nachher auch. 4 stimige Gesänge wurden sehr brav
vorgetragen. Gestern Mittag war ich beim Minister Rosenkranz, wo ich spielteLaut Tagebuch seine Grande Polonaise.. dann
Abends bei Gerson,
wo wir mein Quartett
ganz 2 mal machten. es gieng vortrefflich, und ich habe es noch nie mit diesem Ausdrukke und Feuer
spielen hören. Heute nun fahre ich zu Steigentesch /: du kennst doch den Dichter so
manches niedlichen Lustspiels in Versen :/ aufs Land, und Morgen nach der Probe zu Mad.
Brun /: Mutter der
Bombelles :/ Es ist überhaupt nicht möglich mehr fetirt zu werden, als mir
geschieht, und ich will in der Errinnerung künftig leben, wenn's zu Hause anders ist.
Heute muß nun ein Brief von dir kommen mein gutes liebes Herzens Weibe. Wenn du nur auch gewiß recht gesund bist. ich verwundre mich über mich selbst,
daß mir das schlaraffen und gute Eßen und Trinken so anschlägt. Es ist wahr ich habe
viel Motion dabei, und zehre natürlich mäßig, aber es schmett
mir doch sehr gut. und sSchlaf und Abc: ist alles gut.
Die dummen
Hämorhoiden aber thun mir mitunter gewaltig We We. und auf denen schlechten Postkarren
wird der arme PozPops was leiden müßen, Je nun in Gottes Nahmen,Pops
wenns nur bald zu dem Mutterle bringt.
Abends 10 Uhr.
Da habe ich deinen lieben Brief No: 9 /: muß heißen No: 8:/ vom 28 und 29t Sept: Gutes liebes Herz, was bist
du aufgeregt, der Schluß macht mir fast Angst übum dich, und wenn ich nicht aus Erfahrung
wüßte wie die Freude einen im ersten Augenblik wirbelnd machen kann, ich würde glauben
du wärst krank und wolltest mir es nur verbergen. doch das mag
ich nicht glauben, und bin also guten Muths, und beantwortedeiner guten Pote Arbeit
heute noch, weil Morgen schwerlich ein Augenblik dafür zu finden sein wird. Der heutige
Tag ist auch so vertrudelt worden, ohne daß ich etwas rechtes zu Stande brachte. und so
4 Meilen Wegs wegen einem Dinèr
machen zu müßenLaut Tagebuch fuhr Weber nach Brede., ist doch fatal. Es war übrigens sehr angenehm
beim General Steigentesch. Morgen früh habe ich nun viel zu laufen, um ½ 11 Uhr Probe.
und um 1 Uhr zu Mad. Brun aufs Land 1 ½ Meile. ist wieder der Tag Futsch. Es geht mir
mit den Tagen wie dir mit den Schillingen. Meine halten sich übrigens auch schlecht.
Nun, wie es eben geht; wenn man sich nur nicht Verschwendung vorzuwerfen hat, und das
ist wohl bei uns beiden nicht der Fall.
Also meine paar Zeilen aus Kiel haben dir noch
Freude gemacht? ich schrieb sie in großer Bewegung. Du armer Muks, die Austern wollten
also gar nicht rutschen? warte nur wenn ich kome, solls
losgehen. daß in Hamburg 12 Tage zum Concert drauf gehen, glaube
ich gerne, und daß den 17 oder 18t ein großes Concert in Hamb: sein würde, weiß ich auch. aber mein
Concert kann auch auf jeden Fall, nur zwischen dem 17 und 28t
sein. Will denn Romberg keinen Tag bestimmen? und den Saal miethen? p p p Mit Kampf und Sieg ist es nichts. das macht zu viel Umstände, Kosten und
Proben, und — wo ist denn die Musik? ruhig in Prag, wo ich
sie von Dresden zur Aufführung hinschikte.
Es ist ganz arg daß von Dresden keine Briefe
kommen. ich weiß gar nicht was ich davon denken soll. ich werde doch in diesen Tagen an
Graf Vizthum schreiben, und ihn darauf vorbereiten daß er es
nicht übel nimmt wenn ich einige Tage etwa später eintreffen sollteEin Brief an den Grafen Vitzthum ist bis zur Rückkehr nach Dresden im Tagebuch nicht notiert.. Mit deinen
verdammten dummen Träumen. ich werde
dir gleich Puffi geben, so bös wirst du mich machen. Hast alle Augenblikke die Probe,
daß sie lügen und dich betrügen, denn während du dich ängstigst und in Ahndungen
verjammerst, bin ich kreuzwohlauf und alles geht nach Herzenslust. So sauf doch Geilnauer, oder Limonade, nur verlange zu
lezterer keine Zitronen von hier, denn es kostet eine 20
Schillinge /: Papier :/
In dem kleinen Zimmerl werden wir uns schon
behelfen. es wird da recht mukkelig sein. Du armer Schneefuß, deine gar große Freude
dauert mich fast, da sie mein 2ter Brief etwas herabgestimmt haben wird, wie ich schon im
ersten voraus sagte. Nun Gottlob, der Unterschied ist nicht groß. 4 Tage. Ja wohl ist
der liebe Gott unendlich Gnädig gegen uns, das sehe ich täglich mehr ein, wenn ich sehe
wie es um mich her zugeht, undwie andre ehrliche Leute es sich müßen sauer werden
laßen. Nun, erringen muß ich das Meinige wohl auch, aber es wird doch was draus. und
ohne das würde ich vielleicht ein übermüthiger fauler Schlingel. Die BriefPost geht hier
so schnell und ordentlich, daß du mir noch auf diesen Brief antworten kannst, welches
ich dann Montag d: 9t erhalte. da ich doch erst Abends, oder Dienstag mit dem Frühsten
fortkommen werde. Nun, mit Gottes Hülfe, liege ich heute über 14 Tage in deinen Armen,
und drükke dich an mein altes treues Herz.
nun will ich in Bett gehn. bin auch müde.
Gute Nacht! + + + Gott segne dich.
Ewig dein dich unendlich liebender Carl.
Gute Nacht LizaWebers Hündin Alica.