WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien <lb/>Dresden, Freitag, 24. August 1821 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

über Glauben an Menschen- und Künstlerwert und Kunsteifer; Klage über Verpachtung des Kärntnertortheaters und italienische Erfolge; dankt für Mosels Anteilnahme am Freischütz-Erfolg; will Buch und Partitur des Werkes mit nächstem Postwagen senden Wie soll ich Ihnen genug ausdrükken, welche A Wien Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung 7/124-12

1 DBl. (3 b. S.) u. Umschlag m. e. Adr.

Siegel auf der Versoseite

DRESDEN | 24 AUG 21

Vermerk von Mosel auf dem Umschlag: v Weber n: 6.

Schmid, Anton Briefe von Carl Maria von Weber an... Franz Edlen von Mosel Wiener Allgemeine Musikzeitung 1846 6 485–486

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Weber, Carl Maria von Dresden 24. August 1821 Mosel, Ignaz Franz Edler von Wien German Obsoletes Element tei:textClass entfernt nach Durchsicht von Frank Ziegler status erhöht Text u. Ausz. überprüft, Gegenbrief angelegt, Kleinigkeiten korr. Korrekturlesung nach Faksimile Faksimiles verlinkt ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Korrekturen Struktur erstellt; Personen, Orte etc. ausgezeichnet; Bibliotheksangaben und Briefkommentare eingefügt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
S. Hochwohlgebohren dem K. K. wirklichen Hofrathe, Vice Director der K: K. Hoftheater pp Herrn von Mosel zu Wien
Hochwohlgebohrner Herr Hofrath! Innigst verehrter Herr und Freund!

Wie soll ich Ihnen genug ausdrükken, welche freudige wohlthuende Gefühle Ihr liebes Schreiben vom 18t huj: in mir erwekte. ich habe in der lezten Reihe von Jahren eine solche Menge der trübsten Erfahrungen gemacht, daß ich mit der ängstlichsten Scheu mich gerade denjenigen nahe die ich von früher her liebte und hoch stellte. ich brachte immer ein gleich warmes Herz, gleich regen Eifer mit, und je freudiger ich auf erhebenden Zusamenklang hoffte, je schmerzlicher fühlte ich mich durch entgegenstarrende Kälte, Haschen nach augenbliklicher Wirkung im Leben, oder schreyenden Egoismus, verlezt, und wahrlich es bedarf solcher Lichterscheinungen wie mir ihn sie Ihr lieber Brief giebt, um wieder den Glauben an Menschen und Künstlerwerth zu stüzzen und aufrecht zu erhalten.

In der Ueberzeugung das wahrhaft Gute mit reinem Eifer zu wollen, laßen sie uns auch unsern Lohn und Stärkung finden, erlauben denn auch die einengenden LebensVerhältniße nicht, so viel zu wirken als wir wohl gerne wollten, mit Aufopferung unsrer Selbst wollten führte es nur zu bedeutendem Resultate, – so laßen sie uns wenigstens treulich fest halten und wirken, so viel als möglich ist. Etwas geschieht doch, und ein tüchtiger Mann hält wohl auch schon viel Gesindel ab.

Das kränkendste in unsern Verhältnißen ist besonders das, daß wir gleich kampffertig gegen die sogenannten Künstler wie gegen das Publikum stehen müßen, und, wahrlich das leztere ist nicht das schlechteste, wären nur die ersteren nicht so kriechende Effekthascher.

Welche herrliche Hoffnungen werden zerstört, mein theurer Freund, durch die unselige Verpachtung des KärnthnerthorTh:Nach Verpachtung des Kärntnertortheaters an Barbaja beschränkte sich die Direktion von Dietrichstein und Mosel ab 1. Dezember 1821 auf das Burgtheater. Welch neues Leben müßte der Kunst entsprießen in dem Mittel und Sinn-reichen Wien, unter der Leitung solcher Männer wo Wißen und Wollen vereint ist, wie bei dem so hochgeehrten Grafen Dietrichstein und Ihnen!! ich kann noch immer nicht allen Muth sinken laßen, und meine lezte Hoffnung bleibt die Erfahrung, daß nie in Wien sich eine italienische Oper lange halten konnte, und Roßini et Comp: die thätigsten Selbstmörder sind. aber Geduld, Ausdauer, gehört dazu, und daß von beiden das größte Maas erschöpft werden kann, fühle ich leider wohl oft auch in mir. –

Doppelt wohlthuend, anregend und befeuernd ist mir unter diesen Umständen die Theilnahme die Sie meinem Freyschützen schenken. mit herzlichstem Danke erkenne ich es und werde es nie vergeßen. Haben Sie die Güte mich Sr Exzellenz dem H: Grafen von Dietrichstein in den Ausdrükken der innigsten Verehrung und Liebe zu empfehlen, die ich von jeher für Ihn hegte, und ihm in meinem Namen für die ehrende Weise zu danken die er meinem Streben lohnend angedeihen läßt.

Mit nächstem Postwagen gehen Partitur und BuchWeber sandte das handschriftliche Libretto des Freischütz am 27. August 1821 nach Wien ab, vgl. Tagebuch. Die Partitur (als Nr. 2 im Ausgabenbuch) liegt heute in A-Wn (O. A. 373). unter Ihrer Adresse ab. das gütigste bestimte Honorar kann – Ihrem Verlangen gemäß – durch Frieß, oder Geymüller in Wien, an Bassenge allhier für meine Rechnung gezahlt werden.

Ruhig sehe ich mein Kind in Ihren Händen, denn ich weiß man wird es ihm an nichts mangeln laßen. Sein weiteres SchiksalZur Wiener Einstudierung (Premiere 3. November 1821) vgl. u. a. die Aufführungsbesprechungen sowie Reiber stelle ich dem Himmel anheim. es hat in Wien wieder andere Feuerproben zu bestehen wie in BerlinZur Berliner Freischütz Aufführung vgl. u. a. Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 74 (21. Juni 1821), S. 7–8. –

Nochmals meinen wärmsten Dank, theurer Freund, und glauben Sie mich gewiß unveränderlich in treuster Liebe und wahrhafter Verehrung Ihren innigst ergebenen CMvWeber Dresden d: 24t August 1821.