## Title: Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin. Dresden, Donnerstag, 18. Oktober 1821 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041795 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr Wohlgebohren dem Herrn Profeßor Dr: Lichtenstein Director des zoologischen Museums pp zu Berlin Dein lieber Brief vom 4t huj: hat mich sehr freudig überrascht, da ich so bald noch nicht auf Nachricht von dir gehofft hatte. ich weiß wie es geht wenn man so zurükkomt, und du hast glühende Kohlen auf mein reuiges Haupt gesamelt. das Kranksein deiner armen Victoire in Leipzig war ja recht fatal, hätte Sie das lieber noch bei uns abgemacht, so hätten wir euch doch ein paar Tage länger gehabt. Es war mir recht einsam und leer zu Muthe wie Ihr weg wart. Stehe gar zu allein hier. die mancherley DienstVerdrießlichkeiten die schon bei deiner Anwesenheit gährten, haben einige tüchtige Explosionen verursacht; nun ist die Luft wieder rein und klar vor der Hand, nur muß ich es immer hinterher bezahlen. Seit 8 Tagen hüte ich das Zimmer. Gestern habe ich mir einen Bakzahn ausreißen laßen. Sobald ich nur wieder ein bischen Ruhe habe geht es auch schon wieder, und in den 8 Tagen habe ich ein paar recht frische lustige Musikstükke in die 3 Pintos gemacht, denen man hoffentlich die Zahn Operation nicht ansehen soll. Die Geschichte mit Spontini ist merkwürdig. Wenn du erfahren kannst wie Brühl sich dabei nimmt, so schreibe mir es doch. Gott kann ich danken daß der Freyschütz so weit ist. in Wien gehen sie aber schön mit ihm um; vom Hörensagen habe ich daß man 2 Kleinigkeiten herausgestrichen habe, nehmlich blos den Samiel und das Kugelgießen.! – ! – ! wenn ich nun auch gleich hinschreibe, komme ich doch wahrscheinlich mit meiner Protestation zur Aufführung zu spät. Nun, etwas müßen sie doch substituirt haben. Gott gebs gnädig – auf Sonnenschein folgt Regen. Die Koch hunze mir tüchtig aus, daß Sie mir gar nicht geantwortet hat. ich weiß nicht woran ich bin mit meinem Bilde, im Laufe 8br müste ich es noch haben. Mit Lina geht es ziemlich gut, nächstens wird ihr etwas Blut abgezapft, wofür sie großen Respekt hat. Sie grüßt herzinnigst mit mir, dich und deine liebe gute Victoire. Hellwig ist krank – wahrscheinlich giebt er die Regie ab. sage aber den Seinigen noch nichts davon. Alle Freunde grüße herzlichst und behalte lieb, deinen dich innigst liebenden W: Dresden d: 18t 8b 1821.