WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien <lb/>Dresden, Freitag, 26. Oktober 1821 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 vom 5. Februar 2024

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

über die Nachrichten von der Zensur seines Freischütz; möchte von Mosel wissen, ob er das Werk mit allzuviel Kompromissen auf die Bühne gebracht habe, bloß um seine Anhänglichkeit zu beweisen; erwägt, ob es in verstümmelter Form angesichts des von Rossini berauschten Publikums überhaupt Erfolg haben könne; sichert Mosel aber sein volles Vertrauen zu Seit einiger Zeit sind mir von vielen Seiten

A; Wien; Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung; Autogr. 7/124 - 13

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (XI), Bl. 75a/r

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Dem K: K: wirklichem Hofrathe, und Vice Director der K: K. Hoftheater Herrn von Mosel Hochwohlgebohren zu WienEntwurf überschrieben mit: An H. Hofrat v. Mosel in Wien.
Hochwohlgebohrner Herr Hofrath!Hochverehrter Herr und Freund!

Seit einiger Zeit sind mir von vielen Seiten recht beunruhigende GerüchteZu Webers Informationen über die Eingriffe der Wiener Zensur in den Freischütz vgl. Kom. Brief von Weber an Kind vom 15. Oktober 1821 und Brief von Weber an Lichtenstein vom 18. Oktober 1821. über die Aufführung meiner Oper in Wien zugekommen. Ich habe mich dadurch nicht irren laßen, denn ich wußte mein Kind unter Ihrem Schutze: ich konnte mit Gewißheit hoffen, daß wenn Zensur Rüksichten, Änderungen gewaltsam herbeiführten, sie aufs einsichtsvollste gemacht werden würden. Ich habe ja Gottlob einen wahren Kunstphilosophen, und keinen der leider so häufigen theatralischen Kunstwerk-Zuschneider vor mir. auch durfte ich darauf rechnen daß E: Hochwohlgebohren mir gewiß – wären die Änderungen wahrhaft organisch eingreiffend, – Nachricht davon gegeben hätten. Ich beschwichtigte also die Unruhe meiner Freunde mit meinem unbedingten Vertrauen auf Sie, welches unwandelbar feststeht.

Nun giebt es aber allerdings noch einen Fall, deßen beänstigenden Zustand ich selbst erfahren habe.

Im Auslande herrscht der Glaube daß es fast unmöglich sey ein Werk in Wien auf die Bühne zu bringen.

Man hat Ihnen Schwierigkeiten bei meiner Oper in den Weg gelegt. der Freund fürchtet nun vom Freunde verkannt zu werden, und sezt alles dran, das Werk nur in Szene zu bringen, und damit auch zu beweisen daß die K: K: Opernbühne sich fremder Arbeit willig öffneim Entwurf zuerst: fremder Arbeit auch die K: K: Opernbühne sich eröffne; auch gestrichen, willig über der Zeile hinzugefügt und Satz durch Ziffern umgestellt. Seine gütige Vorliebe traut auch wohl dem Werke mehr zu als es verdient, Er hofft es troz mancher unerläßlichen Verstümmelung, zur Wirkung zu bringen, und hat dann wenigstens den beruhigenden Trost, das seinige ehrlich gethan zu haben. Vorher – vielleicht unnüz – ängstigen, wollte er auch den zärtlichen Vater nicht; – und so gestaltet sich das Ganze, wie ich es wenigstens erfahren habe.

Ist es nun so? verehrter Herr und Freund? oder quäle ich mich mit HirngespinstenWeber erhielt von Mosel offenbar beruhigende Nachrichten, vgl. Tagebuch, 11. November 1821., und Sie lachen herzlich über den träumerischen Gespenster sehenden Papa?

Ey! ich habe wohl Ursache ein bischen Angst zu haben. Ein von Roßini berauschtes Publikum – Eine Art von OppositionsGeist zwischen südlichem und nördlichem Beyfall pp – – Wenn da mein Kind nicht voll ausgestattet mit all dem bischen Guten was es vielleicht hat, vor seine Richter tritt, wird es da nicht verkannt werden? und sollte ich dann nicht lieber wünschen daß es ihm gar nicht vorgeführt würde? Schelten Sie mich keinen Undankbaren, und zürnen Sie überhaupt diesem Geschreibsel nicht, das vielleicht geschrieben wird während das Schiksal meiner Oper schon entschieden ist. Sie sind selbst Komponist, darf ich mehr sagen, um mich von Ihnen ganz vestanden zu glauben? Ich mußte aber meinem Herzen Luft machen, und Ihnen wenigstens zeigen, daß ich den Lauf der Dinge wohl kenne die oft unser bestes Wollen und Streben verkehren.

Mögen diese Zeilen Sie froh und gesünder treffen, als sie mich verlaßen. Behalten Sie mich lieb, und glauben Sie mich immer mit der tief begründetsten reinsten Achtung und Liebe E. Hochwohlgebohren treuen Freund C. MvWeber Dresden d: 26t 8b 1821.