Geehrtester Herr und Freund!
Man veranlaßt mich Ihnen den jungen Tenorist Wagner (dermalen in Breslau) zu empfehlenDurch wen Weber zu der Empfehlung veranlasst wurde, bleibt ungewiss, denkbar wäre eine entsprechende Bitte der Mutter Johanna Rosine Geyer, vormals Wagner. Am Vormittag des 26. November 1821 hatte Weber laut Tagebuch einen Brief vom Breslauer Kapellmeister Bierey erhalten, dass der allerdings seinen einzigen ersten Tenor wegloben
wollte, scheint wenig plausibel., und ich glaube mit Recht folgendes zu seinem Vortheile anführen zu können. Guter freundlicher Charakter, wissenschafftliche Bildung, gute Erziehung, TheaterAnstelligkeit und eine sehr angenehme Stimme, zierten ihn bei seinem Abgange von hierWagner war nicht am Dresdner Hoftheater engagiert, hatte dort aber (nach Gesangsunterrricht bei Miksch) im Frühjahr 1820 vor seiner Anstellung in Breslau zwei Gastauftritte als Tamino (9. April) bzw. Belmonte (25. April) absolviert; vgl. u. a. Webers Tagebucheinträge. In diesen Rollen debütierte er auch in Breslau. zu seinem 1t Engagement nach Breslau. Dort hat es ihm nun durchaus nicht an Gelegenheit gefehlt, sich Routine zu erwerben, und Mlle. Pohlmann kann Ihnen darüber besser Auskunft geben als ichE. Pohlmann hatte im Sommer 1821 in Breslau gastiert und dort auch A. Wagner kennengelernt.. Da Er allein in Breslau als Tenorist ist, mag ihm die Anstrengung zu groß, und überhaupt der Wunsch in ihm rege sein, sich weiter in der Welt zu versuchen. Seine frühere Bekanntschaft mit Hrn. KlengelKlengel war 1817 bis 1820 am Leipziger Theater engagiert, wo Wagner am 21. Dezember 1819 (Belmonte) und am 5. Januar 1820 (Titelpartie in Joseph) gastiert hatte. läßt auch auf Verträglichkeit hoffen, und soweit nehme ich keinen Anstand Sie mit diesen Zeilen zu belästigen, und IhnenIhn Ihrer Theilnahme zu empfehlen.
Troz einiger mächtigen Zensur-Schnitten ist der Freyschütz in Wien über alles Erwarten freundlich aufgenommen wordenWiener Erstaufführung am Kärntnertortheater am 3. November 1821.. Künftigen Sommer schreib ich in Wien selbst eine neue Oper, erhaltenem Rufe gemäß.
Verzeihen Sie das Eilige meines Geschreibsels und erhalten Sie Ihre Güte und Freundschaft Ihrem
Sie herzlich verehrenden
C. M. vWeber.Dresden d: 26 Nov. 1821.