## Title: Carl Maria von Weber an Gaspare Spontini in Berlin. Dresden, Sonntag, 30. Dezember 1821 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041828 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ […] Ein unglaublicher Andrang der mancherleyartigsten Geschäfte hat mich bis jezt sehr zu meinem Verdruße von der schuldigen Beantwortung Ihrer geehrten Briefe abgehalten, und ich muß Ihre volle Nachsicht deshalb in Anspruch nehmen. Ich hoffe aber daß unser General Director, Herr Geheime Rath von Könneritz unterdeßen seinem Vorsatz gemäß an Hochdieselben geschrieben und für die Uebersendung der Olimpia gedankt hat. Ich eile nun zur genauen Beantwortung Ihrer Briefe. Sie sind ziemlich gut von dem Zustande unserer Bühne unterrichtet. Es ist zwar keineswegs davon die Rede die deutsche Oper aufzulösen; aber allerdings sind manche Fächer derselben nicht so besezt als es zu wünschen wäre. Eine Statira und ein Kassander fehlen uns aber, streng genommen, bei der italienischen wie deutschen Oper. Ihr Vorschlag Mad. Milder und Herrn Bader zu den ersten Vorstellungen zu berufen, könnte mir als Künstler nur Freude machen, aber es wäre eines Theils eine Grausamkeit gegen die Sänger die später diese Rollen übernehmen müsten, und die ihr Verdienstliches haben können ohne gerade diesen Rollen so zu genügen wie wir es wünschen; anderntheils können wir nicht so unbeschränkt über die gewiß bedeutenden Sumen disponiren: die die Ausführung dieser Idee kosten würde - als wir wohl wünschten. Wir müßen also versuchen das Werk des verehrten Meisters mit eigenen Kräften zu Tage zu fördern. Nach reiflicher Ueberlegung halte ich es doch für beßer die Olimpia italienisch zu geben, da wir hier die Kräfte beider Opern beßer vereinigen können. Wegen der Uebersetzung hatten wir den sprachkundigen Wagner in Leipzig im Sinn, der schon die Vestalin und den Cortez für uns bearbeitet hat. Wie es aber immer geht daß einem das naheliegendste zuletzt einfällt, so fiel mir Herr Valentini ein. Dieser könnte das Werk unter Ihren Augen unternehmen, und wir hätten nicht zu befürchten daß etwas mitunterliefe daß dem von Ihnen beabsichtigten Ausdruke nicht ganz entspräche. Seine Muse die stets mit Recht begeistert für Sie spricht, muß mit Freuden diese Gelegenheit ergreiffen sich Ihrem Werke vermählen zu können, wenn Sie die Güte haben wollen, ihn von unserem Wunsche zu unterrichten, worauf wir wegen des Honorars sogleich mit ihm in Unterhandlungen treten würden. Sie können sich versichert halten, daß keine Note Ihrer Oper in Fremde Hände komt, und sie bloß und ausschließlich zur Darstellung auf dem Königl. Theater gebraucht werden wird. Der Aufführung der Overture in einem der sechs großen Concerte die die Königl. Capelle giebt, werden Sie hoffentlich nicht Ihre Erlaubnis einem Institute versagen, daß vor Eifer glüht das Werk des berühmten Spontini würdig wiederzugeben. Ich würde viel zu wenig sagen, wenn ich sagte daß ich Ihre Sache als die meinige ansähe, dazu stelle ich meinen Antheil an Ihnen zu hoch, und hoffe Ihnen, in der That stets beweisen zu können, zu welchem regen Eifer und auszeichnender Hochachtung ich mich Ihnen verpflichtet fühle […]