Alles was Sie mir mittheilen mein verehrter Freund, hat immer großes Intereße für mich, und es ist gewiß der Kunst überhaupt sehr ersprießlich, wenn Zweige derselben mit solcher Liebe gepflegt werden, und unermüdet Forschungen so manch edles Erz zu Tage fördern, da wir andern nun einmal im Weltstrudel treiben, und nur die Ausbeute der Forscher dankbar genießen können.
Sie haben sehr recht, die Euryanthe nicht eher hören zu wollen, als bis sie ganz ins Leben tritt. dächten doch Viele so, und besonders meine talent- und geistvolle Dichterin, die sich in Ihrer Bescheidenheit gar so leicht irre machen läßt.
Sehr gerne werde ich zu Ihrer Samlung Lieder mein Scherflein beitragenMöglicherweise plante Kretzschmer schon zu dieser Zeit seine Sammlung deutscher Volkslieder, deren Bd. 1 freilich erst 1838 in der Vereins-Buchhandlung in Berlin erschien.. aber wann? wißen die Götter, ich bin so mit Dienstgeschäften überhäuft wegen Krankheit meiner 2 Collegen, daß ich gar nicht zur Besinnung komme. die Hoffmannschen Gedichte scheinen viel Schönes zu enthalten.
So bald ich was habe, sende ich es Ihnen, darauf verlaßen Sie sich und auf die treue Ergebenheit und Achtung
Ihres
CMvWeber.
Dresden d: 14t Xb 1822.
Da Fr: v: Chezy nach
laut Ihrem SBriefleinWeber hatte laut Tagebuch am 12. Dezember 1822 Briefe sowohl von der Dichterin als auch von Kretzschmer erhalten; vermutlich ist hier jener von H. von Chézy gemeint., Morgen von Berlin abreist habe ich nicht mehr an sie geschrieben.