Mein sehr lieber alter Freund!
Wer den ganzen Xb 22, und Januar 23, auf einen gewißen
Herrn Fischer gewartet hat, war Direktion, Repertoir, und meine Wenigkeit.
dieß schrieb ich bereits d: 18t Febr: an
Freund Weisse und bat ihn es Ihnen zu sagen.
Er hat es aber nach Ihrem Briefe zu urtheilen rein vergeßen. Ich rannte sogleich nach Empfang Ihres lieben Schreibens zum
H. Geh. Rath v: Könneritz.
den 13t huj: haben wir unsre lezte deutsche Vorstellung
d: 15t die lezte italienische. dann ist das Theater geschloßen bis nach OsternDas Hoftheater schloss am 15. März 1823 mit einer Vorstellung der Preciosa (letzte italienische Vorstellung am 12. März Maometto) und eröffnete nach der Osterpause wieder am 2. April 1823 mit Cenerentola.. Während der Anwesenheit des Königs v: B:Der bayerische König traf am 5. April 1823 in Dresden ein (vgl. Tagebuch).
haben Sie ganz richtig geschloßen daß wir nicht noch ein
hohes Haupt beherbergen könnten. also bleibt uns nur noch der May. Dieß ist mir persönlich nun freilich nicht recht, da ich dann schon auf dem Lande wohne,
und meinen Freund nicht so genießen werde können als ich wünschte. inzwischen wer kann für den Drang der Umstände.
Es handelt sich also blos darum, welche Bedingungen Sie vorschlagen, und wie wir die Rollen die Sie zu geben wünschen mit unserm Repertoir vereinigen. der Hof besucht dann das Theater nicht mehr, aber da Sie Empfehlungen an ihn bringen, so hört er Sie in
Pillnitz. was desto beßer ist. vielleicht in einem Intermezzo im kleinen Theater,
oder im Concert. Machen Sie es Christlich mit dem Fodern damit wir uns bald einigen können. Sie können dann auch den Juny pp wählen, aber bestimmt die Zeit Ihres Eintreffens angebenLaut Webers Tagebuchnotizen kam Fischer erst am 27. Mai 1823 in Dresden an und gastierte dort vom 7. bis 21. Juni; in Pillnitz trat er am 12. Juni auf..
Eine Oper von Ihnen in WeimarVermutlich ist Fischers zweiaktige Oper Der Sizilianer oder Die Serenade (Libretto: C. A. Vulpius; UA Stuttgart 17. Juli 1808 unter dem Titel Der Sizilianer oder Ein alter Fuchs wird auch geprellt) gemeint, zu der sich Aufführungsmaterial in Weimar befindet. Eine Aufführung dort ist allerdings nicht nachweisbar; vgl. Axel Schröter, Der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Katalog (Musik und Theater, Bd. 6), Sinzig 2010, S. 144.. nun ja! darüber soll ich mich wohl gar wundern? mit nichten. ich habe die Ruinen von Portici und manches andere Schöne nicht vergeßen.
Ich schließe für heute so gern ich noch recht viel mit Ihnen plaudern möchte, aber Proben und Post drängen.
Mit aller Herzlichkeit und Achtung
Ihr Weber.
Dresden d. 4t März 1823.