## Title: Carl Maria von Weber an Johann Philipp Samuel Schmidt in Berlin. Dresden, Donnerstag, 4. Dezember 1823 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042175 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Dresden, den 4. Xb 1823. Haben Sie herzlichen Dank, mein verehrter Freund, für Ihre mir nicht nur ausgesprochene, sondern sogleich sich wirksam bewiesene Teilnahme. Ich war und bin darauf gefaßt, daß man scharf über die arme ‚Euryanthe‘ herfallen wird; ich sehe aber ruhig zu, selbst wenn erbärmlicher Neid die Lüge nicht scheut und alle Rezensenten Künste hervorsuchen, um meine Arbeit oder deren Erfolg herabzuziehen; wie N. N. es in 3 verschiedenen Rezensionen zugleich getan hat. Ihren lieben Brief erhielt ich in einem Strudel von Geschäften, da Morlachi abwesend und Schubert krank ist, daher aller Dienst allein auf mir liegt. Wie lange ich dies aushalten kann, weiß Gott. Ich konnte voraussetzen, daß alles, was Ihre Freundschaft zu meinem Besten von mir verlangt, früher in Ihren Händen war, als ich es Ihnen hätte senden können, zumal da ich immer am ärmsten in allem mich Betreffenden bin. Einige Abkürzungen oder Zusammenziehungen vielmehr, die ich gemacht habe, werden vorteilhaft sein. Es ist wohl nicht möglich, den Enthusiasmus höher zu treiben, als er in den drei Vorstellungen war, die ich dirigierte, und der vierten, die ich sah und in denen ich 14 mal hervorgerufen wurde. Durch Krankheit der Grünbaum konnte die Oper 14 Tage nicht gegeben werden; die 5. und 6. Vorstellung war aber ebenso erfolgreich als die 4. Ich bin überzeugt, daß diese Arbeit erst in Berlin in allen ihren Intentionen hervortreten wird. Wann dies geschieht, weiß ich noch nicht. Wegen Ihrer Oper habe ich schon öfter erinnert, mein geehrter Chef aber hat sie noch nicht gelesen und also noch nichts entschieden, doch zweifle ich nicht an der Annahme. Nochmals den besten Dank und die Versicherung achtungsvoller Freundschaft Ihres Ihnen herzlich ergebenen C. M. v. Weber.