## Title: Carl Maria von Weber an Franz Danzi in Karlsruhe. Dresden, Montag, 1. März 1824 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042267 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S. Wohlgebohren Herrn Franz Danzi. Großherzogl. Badenschen HofKapell- meister zu Carlsruhe franco Mein herzlieber Freund und Vetter! Mit welchen freudigen Gefühlen und lieben Errinnerungen erkannte ich Ihre Hand, mein theurer Freund! Wie oft denke ich Ihrer mit innigem Dankgefühl, da Ihre warme Theilnahme und Nachsicht mein künstlerisches Streben einzig und allein in einer Zeit aufrecht erhielt, die mich bald ganz von meiner ursprünglichen Bestimmung abgeleitet hätte. haben Sie nochmals, und immer herzlichen Dank dafür. Ein neuer Beweiß Ihrer Freundschaft ist mir die Sorgfalt die Sie meiner Euryanthe widmen. und allerdings muß ich auch die treue Sorge meiner, Freunde, dieser Oper sehr wünschen da sie einen mißlichen Platz in der Welt betritt. die Erwartungen der Maße sind durch den wunderbaren Erfolg des Freyschützen, bis zum Unmöglichen ins Blaue hinauf, gewirbelt, und nun komt das einfach ernste Werk, das nichts als Wahrheit des Ausdruks, der Leidenschaft, und Charakterzeichnung sucht, und alle der mannichfachen Abwechslung und Anregungsmittel seines Vorgängers entbehrt. — Nun, — wie Gott will! Das, mit dem Tempo moderato, habe ich in aller Vorsicht, doch eigentlich dumm gemacht. ich will nehmlich das Tempo nur in so fern gemäßigt haben, daß die Ausarbeitung hübsch deutlich auseinander geht, und nicht überhudelt wird; welches leztere leider in den meisten Orchestern für Feuer gehalten wird. dann wieder stringendo wo es sich dem Hauptthema nähert, und dieses wieder in erster Bewegung mit voller Kraft. | Ich bitte schreiben Sie mir recht aufrichtig den Erfolg der Oper, und eben so ehrlich Ihre Meynung. das Urtheil eines Mannes wie Sie, den ich so sehr hoch schätze und deßen Wohlwollen für mich, ich kenne, muß mir das Geschwäz von 100 Lobhudlern oder Neidern aufwiegen, und mich erfreulich belehren. Freudig hat mich Ihre Zufriedenheit mit dem Freyschützen erhoben. 1000 Dank dafür. Diesen Sommer darf ich leider nicht hoffen Sie besuchen zu können, da ich das Marienbad brauchen muß, Anno 1825 aber, soll mit Gottes hülfe mich nichts abhalten Sie in meine Arme zu schließen, und Sie auch eigenhändig versichern zu können, wie unveränderlich innige Hochachtung und Liebe für Sie lebt, im Herzen Ihres CMvWeber Dresden d: 1t März 1824.