## Title: Carl Maria von Weber an den Akademischen Musikverein in Breslau (Entwurf). Dresden, Montag, 20. Dezember 1824 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042377 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ An den akademischen Musik Verein der Uni- versität Breslau. Empfangen Sie vor allem meine hochgeehrten Herren, meinen herzlichsten und besten Dank für das in jeder Hinsicht mich höchst erfreulich Ehrende Ihrer geachteten Zuschrift vom 15 huj:  Es bewegt mich wahrhaft recht schmerzlich daß ich diesem Strebens frohen vertrauungsvollen Aufruf nicht eben so freudig Gewährung entgegen rufen kann. Euryanthe ist ein rein dramatischer Versuch, seine Wirkung nur von dem vereinigten Zusammenwirken aller Schwester Künste hoffend, sicher wirkungslos ihrer Hülfe beraubt. Diese Ueberzeugung hatte ich, ehe vielfältige Wünsche wie der Ihrige an mich gelangten die ich leider zum Theil befriedigte, oder willkührliche Lust, Einzelheiten oder das Ganze ohne Anfrage dem Publikum vorführte. die Erfahrung bestätigte meine Ueberzeugung. das Werk ließ nicht nur kalt, ja es erregte Mißfallen, denn nicht geringes Erwarten brachte das mir gewogene Publikum mit. — Erlauben Sie mir, nicht vergleichungsweise, nur als Beispiel anzuführen, ob Sie Sich irgend eine Wirkung von der gelungensten Ausführung einer Iphigenia von Gluk im Konzert Saale versprächen? Und dieß ist ein anerkanntes Meisterwerk, allgemein gekannt, wodurch die Phantasie des Hörers ihm ergänzend und hinzufügend einwirken kann. Sie, meine Herren in Ihrem reinen Eifer für die Kunst, würden es sich selbst nicht vergeben können, wenn Sie nach der Aufführung meine Worte bestätiget fänden, und sich den Vorwurf machen müßten dem Glauben an deutsche Kunstdramatische Kunst durch diese Konzert Aufführung dadurch einen empfindlichen Stoß gegeben beigebracht zu haben bedeutend erschüttert zu haben. Sicher bieten sich Ihnen bedeutendere Werke zur Auswahl dar. Sollten Sie aber vorzugsweise nur meine Arbeiten wünschen, so würde ich mir erlauben Ihnen dazu meine Jubel-Kantate, oder Kampf und Sieg, vorzuschlagen. Erstere mit einem allgemeineren Text noch versehen, ist vielleicht Zeitgemäßer als leztere. Von beiden könnte ich Ihnen die Stimmen, pp leihen. doch füllt keine einen ganzen Abend aus. Laßen Sie mich hoffen daß Sie meine nothgedrungene nothwendige Weigerung aus dem richtigen Gesichtspunkte betrachten, und glauben Sie mich mit größter Theilnahme und Achtung des geehrten Vereins ganz ergebener CMvW: Dr d: 20t Xb 1824.