## Title: Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Darmstadt. Dresden, Freitag, 8. April 1825 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042442 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ ø Taxische Posten S. Wohlgebohren Herrn Gottfried Weber General Advocat am Cassations- Hof zu Darmstadt. frey bis Altenburg. Ich antworte dir, herzlieber im Augenblikke des Empfanges deines Briefes vom 1t huj: Wie bin [ich] erschrokken über deine lange Krankheit, und wie wenig beruhigend ist noch das was du weiter schreibst. Ich kann dir gar nicht beschreiben mit welcher furchtbaren Gewalt der Gedanke auf mich gefallen ist, daß ich dich in dieser Zeit zufälligen Schweigens verlohren hätte. — welch ein wandelbar zerbrechlich Ding ist doch der Mensch, und wie sehr sollten die Treuen die einander erkannt haben fest aneinander halten, und sich Freunde zu machen suchen durch ihre Liebe für diese kurze Spanne Zeit. Wenn man so überdenkt welche unbedeutende Nichtswürdigkeiten einen eigentlich davon abzuhalten im Stande sind, so möchte man ja mit beiden Füßen drein springen, und alle von der Welt aufgedrungene Mäßigung vergeßen. — — Laß mich ja gleich wieder wißen wie es dir geht, und was dir fehlte. Auch ich habe 6 Wochen das Zimmer gehütet an einer Heiserkeit die oft in wahre Lautlosigkeit übergieng mit krampfhaftem Husten. die Sache ist ganz schmerzlos und lokal im Halse, mein Arzt nahm sie aber doch so ernsthaft, als ob es wohl am Ende auch eine Luftröhren Schwindsucht werden könnte. — Wie sehr mich aber gerade dieses Uebel an allem hindert, wirst du begreiffen. — Nun, Wie Gott will. — Gewiß mein alter Bruder, sollst du mich auf dem Halse haben, wenn ich nach Darmst: komme. aber das hat sich wieder sehr verschoben. d: 1t Februar erhielt ich erst den 3t Akt des Oberon, und Ostern sollte ich schon in London sein; das war zum Lachen. die ganze Geschichte verschiebt sich nun mindestens bis künftigen Winter. Seit d: 11t 8b 1824 habe ich dir nicht geschrieben, es ist schändlich; aber, auseinander kommen wir deßhalb doch nicht, denn Wir kennen uns, und wenn du mich auch einen Egoisten schimpfst, /: warum? weiß der Teufel, :/ so weiß ich doch daß du mich lieb hast. Ich sehe deine noch unbeantworteten Briefe durch. Was hast du nur, mit Tieks Blatt?, der giebt ja keines heraus. die Bruchstükke aus dem Künstlerleben die du exzerpirt, standen in der Muse von Kind, die seit ein paar Jahren verstorben ist. dort ließt es nun kein Mensch mehr. die Caecilia nimmt aber wohl nur ungedruktes? ein Kapitel, aus dem Künstlerleben könnte ich aber vielleicht für sie zusammenstoppeln. Da! bin ich wieder gestört worden und der Brief muß fort. Ich drükke dich innigst an mein Herz, geliebter Bruder und bitte Gott um Gesundheit für dich und die deinigen. Meine Frau vereinigt Ihre Wünsche mit den Meinigen. Alles Erdenkliche an deine liebe Hausfrau, und beruhige bald deinen dich innigst liebenden treuen Bruder Weber. Dresden d: 8t Aprill 1825.