WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Aufführungsbesprechung: <q>Ginevra</q> von Simon Mayr am 25. Juni 1811 in München Carl Maria von Weber Veit, Joachim Stadler, Peter

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lobende Besprechung der Aufführung, die allerdings schlecht besucht war; hebt besonders die Leistungen von Brizzi und Harlas hervor; die eingelegten Stücke von Weigl und Catel wären günstig für die Aufnahme des Werkes Zuschreibung: autographer Entwurf (s. Überlieferung); vgl. Bartlitz, S. 65; lt. TB am 27. Juni 1811 entstanden und am folgenden Tag korrigiert; vgl. auch Übersicht Juni Dramaturgische Bruchstücke Gesellschaftsblatt für gebildete Stände 1 51 29. Juni 1811 415-416 Fraktur Kaiser (Schriften), S. 104–106 (Nr. 26) D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (IV), Bl. 33a/r–33a/v

über dem Manuskript Dramaturgische Bruchstükke.; Incipit: D: 25t gewährte die 2t: Vorstellung der Ginevra. Opera Seria in 2 Akten von Simon Mayr; datiert: d: 27: Juni 1811.

im Manuskript Vermerk von Weber über ED; von Weber paginiert mit S. 47–48, Fortsetzung auf Bl. 1r und v des DBl. von 1811-WeS-08 (WZ: Lilienblüte, Gegenmarke: MH, Format 33,1x20,4 cm); ganzer Artikel mit Blei quer gestrichen

HellS II, S. 73–76 MMW III, S. 34–35

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Deutsch 27. Juni 1811 (laut A und TB) geprüft, Kommentare eingefügt und Status erhöht mit Entwurf verglichen und Abweichungen als Apparat vermerkt Text eingefügt, ausgezeichnet und Korrektur gelesen nach ED mit Schriftenliste abgeglichen Initiale Transformation aus der Schriftenliste.xml (Ticket #813)
Dramaturgische Bruchstücke.

Den 25ten gewährte die zweite VorstellungDie Premiere fand am 14. Juni 1811 statt, vgl. Webers TB-Eintrag und die Rezension. Auch den Besuch der Vorstellung am 25. Juni notierte Weber im TB. der Ginevra (Opera Seria in 2 Akten von Simon Mayr) allen Kunstfreunden einen so herrlichen Ohrenschmauß, als sich Ref. seit langer Zeit nicht erinnert im hiesigen Theater gehabt zu habenBesetzung der beiden Vorstellungen lt. Theaterzettel (München, Theatermuseum und BayHStA Staatstheater. Theaterzettel 1807–1818 sowie München, BSB, Musikabteilung, 2° Bavar. 827, Nr. 1, Theaterzettel Hoftheater München 1805–1822 ): Hanmüller (Il Rè di Scozia) / Helene Harlas (Ginevra) / Brizzi (Polinesso) / Mittermaier (Ariodante) / Muck (Lurcanio) / Regina Lang (Dalinda) / Schack (Vafrino) / Lanius (Il gran Solitario di Scozia); vgl. außerdem LibrettoDruck zur Aufführung (München 1811). Unser herrlicher Brizzi (als Polineßo) schien sich heute selbst zu übertreffen; und wenn gleich körperliche Umstände seine Intonation oft sehr zweideutig machen, so überwiegt doch sein vortreffliches Spiel, die Leichtigkeit und Sicherheit seiner Passagen, das Kraftvolle seiner Declamation, – und das rein vollendete der Meisterschaft, was auf seinen Darstellungen ruhtliegt, – so bedeutend diesen Uebelstand, daß man ihn vergißt und sich bloß von dem vortrefflichen Ganzen hinreißen läßt.

Nächst Ihm verdient Mad. Harlas (als Ginevra) die ehrenvollste Erwähnung. Sie ist für diese Art Rollen geschaffen.und Das wahrhaft Große Ihres Gesanges, die sichere Kühnheit Ihrer Glockenreinen Stimme, und ein ungewöhnliches Feuer im Vortrag, das Sie heute beseelte – ließen Sie würdig mit Hr. Brizzi um die Palme ringen.

Hr. Mittermayr als Ariodante, zeigte neuerdings wie sehr sein rühmliches Streben zu den schönsten Erwartungen berechtige. Seine herrliche klangvolle Stimme hat Biegsamkeit genug, alle Forderungen zu ihrer Vollendung zu befriedigen. Möchte doch Hr. M. durch eine deutlichere Aussprache seinem GesangeGesang mehr Karakter verleihen, und überhaupt etwas feuriger und belebter seyn. Ref. bemerkt hier unter andern z. B. das übrigens vortrefflich gesungene Duett mit Polineßo im ersten AktI. Akt, 7. Szene, und besonders auch die Scene im 2ten Akt, wo der Priester Ariodanteihm der Priester den bevorstehenden Tod der Ginevra entdeckt, und wo der Held im Gefühle seiner Kraft auflodert, und das – non morira – in dem Bewußtseyn ausspricht, daß die Unüberwindlichkeit seines Arm's, Sie retten wird und kannII. Akt, 4. Szene. Ref. bittet Hr. M. diese kleine BemerkungenBemerkung als einen Beweis der Achtung anzusehen die er für sein schönes Talent hegt.

Was die Musik der Oper überhaupt betrifft, so hätte man füglich auf den Zettel setzen können, von Weigel,und Simon Mayr und Compagnie. Da beynah alle bedeutendebedeutenden Musikstücke von Weigel waren. Z. B. die Arien des Polineßo, die liebliche erste Arie des Ariodante etc. ect. Die Arie der Ginevra im 2ten Akte war auch von einem fremdenandern Meister, und die herrliche Ouverture der Semiramis von Catel begann die Oper.

So ein großer Feind vom Einlegen fremder Musikstücke sonst Referent ist, so kann er doch nicht umhin es bey dieser Oper sehr wohlgethan zu wissen. Hr. Sim. Mayer hat so gänzlich in seinen Compositionen seinen deutschen Ursprung verläugnet, und dagegen nur das Flache der Italiänischen Schule angenommen, daß man ihm von Herzen diese Einschiebsel gönnen kann, und nur bedauern muß, daß so gute Musikstücke unter seiner Firma vorgetragen werden.

Die Chöre gingen gut, die Kleidung war schön und reich, aber das Publikum kleiner als Ref. erwartet hatteich erwartet hätte, und allerdings muß es kränkend seyn vor einem halbleeren Hause zu singen. Der laute Beyfall und das Würdigen dieses zwar kleinen aber gerechten Publikums, mußte jedoch ein desto angenehmerer Sporn für die Darstellenden seyn. denn Man kann annehmen, daß der bessere Theil des Publikums vorhanden war, und wenn den übrigen nicht einmal mehr zwanzig Pferde ins Theater ziehen können, was bleiben da der armen Kunst, – noch für Mittel übrig?.

Simon Knaster.