## Title: Vorwort zur Ausgabe von Wilhelm Schneiders Trio für drei Klaviere ## Author: Carl Maria von Weber ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031163 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Vorwort zu W: Schneiders Trio für 3 Claviere.Vorliegen Gegenwärtiges Trio war die lezte Arbeit W: S. W. S: ist wie alle Menschen die ein […] Höheres in der Kunst ahnden, als den gewöhnlichen Zwek blos angenehm zu unterhalten häufig und besonders von den ihn zunächst umgebenden verkannt worden. Die Wenigen die das wahrhaft Geniale in seinen Arbeiten heraus zu fühlen vermochten, waren enthusiastisch für ihn eingenommen, und die kalten blos nach einmal hergebrachten Formen Aburtheilenden, ließen sich durch manches Dunkele, vielleicht sogar von Anfang Verworrene in den Arbeiten S: das durch das noch unsichtbarausgesprochene Streben nach […] Pfaden, die ein aufkeimendes Talent ein mit dem ganzen reinen und die des sich neuen Weg zu bahnenden […] Talents, bestimmen, bloßes Haschen nach Neuheit, und Planloses Akkorden Spiel in Schneiders Schöpfungen zu finden. Nur lange Erfahrungen leiten auf jene Klarheit, die im Stande ist, Neuen Ansichten und Ideen, auch eine Form zu verleihen, die deutlich sich vor den Zuhörer stellt, und in keiner Kunst ist es wohl schwerer ein recht vollendet abgerundetes Ganze mit der Mannichfaltigkeit und doch befriedigender Freiheit zu erzeugen als in der Musik. Das Ungünstige Schiksal versagte Sch: in jeder Hinsicht jene günstigen Umgebungen und Verhältniße, die anfeuernd und zugleich ungestört genug den Geist zur Reife kommen laßen. Vor allem war seine Gesundheit in […] einem so bedauernswürdigen Zustande, daß er höchst selten frey und ungeängstet von körperlichen Leiden, seiner Phantasie Raum geben konnte. Ein langsames Abzehren endete sein Leben. Vorliegendes Trio war seine lezte Arbeit, die er wenige Tage vor seinem Tode vollendete, und die im wahrhaften Todeskampfe zwischen und dem nur noch schnell zuweilen aufblitzenden Kunstfeuer ward sie geschrieben und deutlich ist dieß an derselben zu bemerken. Ref: der durch Zufall Gelegenheit hatte näher mit Schneiders Arbeiten Vertraut zu werden, und manches Urtheil über sein ausübendes Talent von Urtheilsfähigen Männern hörte, glaubte aus obenerwähnten Gründen, den Spielern und Beurtheilern dieses Trios die Geschichtliche Notiz des Entstehens nicht verhehlen zu dürfen, und dadurch einen richtigeren Gesichts Punkt zur Beurtheilung deßelben aufzustellen, und mancher schiefen Ansicht zuvorzukommen. Der Kunstrichter und das Publikum haben zwar nicht nöthig sich nach dem Entstehen eines Kunstwerkes zu erkundigen, sondern daßelbe soll sich selbst rein aussprechen, wo es denn | darauf ankömmt, durch einen kleinen FingerZeig etwas zur Rechtfertigung eines talentvollen Künstlers beyzutragen, und wo es wie hier so intereßant ist dem lezten Auflodern deßelben zu fo Schritt vor Schritt zu folgen, wird die Kritik Rücksicht nehmen, und der Psychologe Stoff für sich finden. Es wäre hier nicht an seiner Stelle eine Beurtheilung des Trios niederzulegen, Ref: begnügt sich bloß zu bemerken, daß Schneider selbst die Menuett für das gelungenste hält nächst diesem das erste Allo: welches bis auf den Schluß einen in einem schönen Guße fortgeht. Das lezte Allo: entstand ganz stükweise und S: änderte sehr viel und oft daran, es kostete ihm auch viele Anstrengung und sein Körper vermochte nicht mehr anhaltendes Denken zu ertragen. Es ist daher am meisten Stükwerk, und nur einzelne Licht Stellen durchfliegen es. Möchten alle Leser dieses, gegenwärtiges Trio als die lezten Anstrengungen eines Genialen Menschen ansehen der leider der Welt zu früh entrißen wurde als daß sein noch etwas etwas zu ge wenig unter die […] Obhut einer ruhigen Anschauung gebrachtes Genie mit jener Klarheit und unentstellt sich hätte aussprechen können, wodurch alle die Werke der Meister sich als solche bewähren. #lb#Berlin d: 27t August 1812. C. M. vWeber.