## Title: Über Anton Dreyssigs Singakademie ## Author: Carl Maria von Weber ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031167 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz und Notizen. #lb# Aus Dresden.– – – – – – des Musikalisch neuen gibt es so eben nicht vielwenig bei uns. Fremde Künstler scheinen ihre Rechnung nicht immer zu findenfinden hier so wenig ihre Rechnung, daß sie stets seltener werden, und uns wohl endlich ganz aufgeben mögen. Zur Freude aller wahren Verehrer der Kunst, gedeiht aber eine musikalische Anstalteine MusikAnstalt täglich mehr, die die schönsten Früchteschönste Ausbeute für die Folge verspricht, und deren sich, außer Berlin, wohl wenige Städte Deutschlands zu rühmen haben mögen, ich meine die von dem Hoforganisten Hrn. Dreyßigdes Hoforganisten Dreyßigs errichtete Singakademie. Der zunehmende Verfall der Gesang- und vorzüglich der Chormusik, und das Beispiel jener herrlichen Anstalt in Berlin, bestimmte Hrn. Dreyßig zu dem Entschluß, eine SingakademieSinganstalt zu gründen, in welcher ausschließend Kirchenmusik betrieben werden sollte. In der katholischen Hofkirche wird gewöhnlich immer nur solche Musik aufgeführt, die von in Dresden angestellten Kapell- und Musikmeistern geschrieben ist. Die übrigen protestantischen Kirchen geben wenig oder gar keine Musik, und eine reiche Ausbeute harrte unser, da die klassischen Meisterwerke Händels, Mozarts, Haydns u.s.w. gegeben wurden.Die klassischen Meisterwerke Händels, Mozarts, Haydns pp waren für uns neu und nie gehört. in der Katholischen HofKirche darf nach einem königl. Befehl blos Musik aufgeführt werden, die in Dresden oder von in Dresden angestellten Kapell und MusikMstrn geschrieben ist. Die übrigen Protestantischen Kirchen geben wenig oder gar keine Musik und eine reiche Ausbeute stand uns bevor. Dieses sowohl als auch nothwendige Berücksichtigung mancher Verhältnisse, bestimmtebestimmten Hrn. Dreyßig sich vorderhand auf den Kirchenstyl zu beschränken. Mit sechs oder sieben Personen begann er im März 1807 seine Uebungen. Nach und nach, sehr langsam wuchs die Zahl der Theilnehmenden. Eine ungeheure Menge von Vorurtheilen erhoben sich dagegen, und war zu bekämpfen. Indessen konnte 1809In dem hier mehr als an irgend einem andern Orte bemerkbaren scharfen Abschnitt der Stände, vorzüglich aber die Vorliebe für alles Fremde und besonders Italienische, waren die Haupthinderniße des schnellen Gedeihens. Uneingedenk das 2 der größten Sängerinnen Mara und Häser Deutsche sind, hält es gewiß der größte Theil des deutschen Publikums für unmöglich, daß ein Deutscher singen – noch weniger Singunterricht geben kann. 1809 konnte die Gesellschaft doch schon einen kleinen Saal beziehenmiethen, und endlich gelang es der eisernen Beharrlichkeit des Unternehmers, es so weit zu bringen, daß im verflossenen Jahre der größere Postsaal gemietet wurde, und daßjetzt das Singpersonale aus sechszehn Sopran-, zwölf Alt-, eilf Tenor- und zwölf Baßstimmen besteht. Alle Donnerstage Abends um 6 Uhr versammelt man sich, und die Akademie dauert gewöhnlich bis gegen 8 Uhr. Außerdem ist noch der Montag um 5 Uhr dazu bestimmt, Lernbegierige, Ungeübtere, in Hrn. Dreyßigs Wohnung zu unterrichten, und das den Donnerstag vorzunehmende mit ihnen durchzugehen. – Die Soloparthien werden von dem Direktor an die dazu fähigen abwechselnd vertheilt. ZurZu Bestreitung der Unkosten, als Musikalien, Beleuchtung und Heizung u.s.w.der Beleuchtung, Heizung, Musikalien pp, gibt jedes Mitglied den geringen Beitrag von acht Thalern jährlich. Es ergibt sich hieraus von selbst, daß kaum die Kosten gedeckt sind, und der Gründer der Anstalt bis jetzt noch nicht den geringsten Nutzen gezogen, noch zu erwarten hat. Dieser rühmliche, ausdauernde, durch keine kleinliche Rücksichten aufzuhaltende Eifer des Hrn. Dreyßig, gereicht ihm zur entschiedensten Ehre, und es muß jedem MusikfreundeMusikfreund innig wohl thun zu sehen, daß es auch jetzt noch Männer gibt, die mit eigener Aufopferung für das Fortschreiten und Pflegen der Kunst besorgt sind. Auch entspricht der Erfolg den Anstrengungen des Direktors. Wer die Schwierigkeiten kennt, ein Chorpersonale von Liebhabern mit einem bloßen Fortepiano so weit zu bringen, daß sie die theils sehr schwierigen Chöre und FugenFugen und Chöre der bekanntesten Meisterwerke, rein und mit Präzision singen, – der wird gewiß mit einem angenehmen Gefühl die Singanstalt verlassen, mit Dank das Streben Hrn. Dreyßigs erkennen, und ihm Heil, Unterstützung und Anerkennung wünschen. Beynah hätte ich vergeßen Ihnen noch von einer intereßanten Erfindung zu sprechen. H: Mechanikus Kaufmann hat eine Maschine, einen Trompeter verfertigt, der auf einer natürlichen Trompete, vermöge der künstlichen Verrichtung im Mundstükke, nicht nur Fanfaren und Dusch bläßt, sondern auch Doppeltöne erzeugt, und zwar so deutlich und gleich stark im Tone, daß man darauf schwören sollte zwey Trompeter zu hören. Er ist auch der Erfinder des Harmonichords und vielleicht versucht er mit beydem eine Kunstreise. [vgl. dazu Webers Aufsatz über Kaufmanns „künstlichen Trompeter“ in der AmZ] #lb#Melos.