## Title: Über die Konzerte von Franz Siebert (30.11), Anna Czegka (8.12.) und Joseph Sellner/Michael Janusch (15.12.), Prag 1815 ## Author: Carl Maria von Weber ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031187 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Conzertmusik zu Pragden 30. November. Conzert des Opernsängers Hrn. Siebert.H: Siebert d: 30 Nov. Nach der brillanten Ouverture aus Cherubinis Anakreon sangen Mad. Grünbaum und Mad. Czegka, ein Duett aus Trajano in Dacia, von Niccolini.Overt. aus Anacreon von Cherubini herrlich wogendes Champagnerleben, sprudelnd und feurig. Duett aus Trajan in Dazia von Nicolini. ges: von Mad: Grünbaum und Czeka. Es ist in der That eineeine Freude, diese beyden Stimmen zusammen zu hören, und auch nur so vorgetragen, kann ein solcheseine solche, blos auf angenehmen Ohrenkitzel berechnetes Musikstück, dasberechnete Musik, die dem Sänger den freyesten SpielraumTummelplaz seiner Virtuosität eröffnet, eine so große Wirkung machen. Das darauffolgende Pf: Concert von Mozart gespielt von H. Glaser, einem Schüler des H: Wenzel, stand wohl heute nicht ganz an seinem Plazze, und wenn auch H: Wenzel das schöne Verdienst hat recht brave Schüler zu ziehen, so gehört doch hierher bedeutendere Kunstfertigkeit. Hr. Siebert sang das Grab mit Accompagnement der Quitarre und Harmonika, und sodann eine etwas bunt instrumentierte Polonaise.Das Grab, ges: von Siebert, mit Aco: von Guitarre und Harmonika. Hrn. Sieberts ausgezeichnet schöne Stimme, die Kraft mit Weichheit verbindet, und nach deren immer weiterer Ausbildung er so rühmlichAusbildungen er seit 2 Jahren rühmlichst strebt, hat ihm die Gunst des Publikums in hohem Grade gewonnenerworben; möge er sich aber durch den lautenvon dem Beyfall nicht verleiten lassen, durch überhäufte Verzierungen und Passagen, die außer der Eigenthümlichkeit dereiner Baßstimme liegtliegen, eine Geläufigkeit erzwingen zu wollen, die nur dem Discant und allenfalls dem Tenor natürlich ist und angenehm wirkt. Besonders schien diese Art des Vortrags bey dem ersten Gedichtehier bey diesem Gedichte schien sie uns nicht an ihrem Platze zu stehen, und ein einfach gefühlvoller Gesang würde gewiß mehr ergriffen haben. Hr. Siebert erkenne in dieser Aeußerung nur die Achtung für sein schönes Talent und die Absicht, ihn vor Abwegen zu bewahren, die den Künstler immer von der Vollkommenheit ableiten.H: Siebert erkenne in dieser Äußerung blos die Absicht, ihn und sein schönes Talent vor Abwegen zu bewahren. H: M: Dr. Mertlik der ein Adagio auf der Harmonika vortrug, erwarb sich den Dank aller Zuhörer für seine Gefälligkeit. Die darauf folgende etwas bunt intrumentirte Polonaise wurde von H: Siebert sehr brav gesungen. Die Hymne, aus „Cortez“ wurde mit Vergnügen wieder gehört und recht brav ausgeführtgut gegeben. Lützows wilde Jagd, von Hrn. Kapellmeister v. Weber, von 40 Männerstimmen gesungen, verfehlte ihre Wirkung nicht, obschonobschon wir nicht läugnen können, daß heute die Quantität der Sänger, nicht die Qualität des Effekts erhöhtevermehrte, indem sie nicht mit der Präzision zusammenging, als wir sie schon früher gehört hatten. Auch zwey Dilletanten der Kunst waren so gütig gewesen, Hrn. Siebert ihre Theilnahme zuzugestehen; Hr. Dr. Mertlik spielte ein Adagio auf der Harmonika, und der hinterlassene Sohn der Schauspielerin Mad. Glaser, ein Schüler des Hrn. Wenzel, ein Pianofor te-Conzert. Beyden ward der Dank des Publikums für ihre Gefälligkeit zu Theil. Den 8. Dezember Conzert dergab Mad. Anna Czegka geb. Auernhammer Concert. Nach der herrlichen, mild leidenschaftlichen Ouverture ausder Medea, von Cherubini sang die Conzertgeberin eine Cavatine aus Nikollinis Coriolanaus der Oper Coriolan von Nicolini. Mit Vergnügen bemerken wir bey jeder Gelegenheit aufs neuebemerkt man an dieser braven Künstlerin die Vortheile, die sie von dem Anhören der besten Sänger unserer Zeit zu ziehen und sich anzueignen wußte. Ihre Stimme ist voll und kräftig, ihr Vortrag äußerst geschmackvoll, und wenn sie auf die Betonung mancher Buchstaben, z. B. des i, das etwas Schärfe in ihrer Stimme erzeugt, einige Achtsamkeit verwenden wollte, so würde uns nichtsverwendet, so wird wenig mehr zu wünschen übrig bleiben, und wir uns doppeltmit Recht zu ihrem Besitze Glück wünschen. Des Kriegers Abschied von seinem Liebchen, gedichtet nach der Melodie la Sentinelle von Theodor Körner, nebst einer Schlußstrophe auf des Dichters Tod, von Karl Schall mit vollständiger Orchesterbegleitung, melodisch declamatorisch vorgetragen von Herrn Ehlers. Da diese Ankündigung schon die Art des Vortrags bemerkt, so dürfen wir nur hinzufügen, daß der Sänger das ganz erfüllte, was der Zettel versprach und der gerechteste Beifall seinen seelenvollen Gesang belohnte. Die Instrumentation ist sehr gut gelungen.Da der Zettel schon bemerkt wie es vorgetragen werden würde, so sind wir dieser Mühe überhoben. Das Ganze ist recht schön instrumentiert, und H. Ehlers empfing den ihm immer hier geweihten Beyfall. Hierauf spielte Mad. Czegkadie Concertgeberin ein Pianoforte-Conzert von Eberl (No: 4) mit vieler Fertigkeit und einem brillantenbrillantem Vortrag, worin sie sich als würdige Tochter, ihrer als vorzüglichen Klavierspielerin anerkannten Mutter bewieszeigte. SodannDann erfreute uns das herrlich aufblühende Talent des Hrn. K. M. v. Bocklet mit Variationen auf derfür die Violine von Rhode, und bewies, welche große Fortschritte der jugendliche Künstler seit wir ihn das letztemal hörten, schon wieder gemacht. Möge ihn der Genius der Kunst ferner auf der so glänzendschön betretenen Bahn schützen und geleitenleiten, zur Freude aller Freunde und Verehrer des Schönendes Guten wahrhaft Liebenden. Auch das Orchester unterstützte ihn sehr gut, und wir erinnern uns noch nicht, das Adagio (die vorletzte Variation) in so richtigem Tempo gehört zu haben. Das Duett zwischen Mad. Czegka und Mad. Grünbaum aus Coriolan bewährte aufs neue unsere Meinung, die wir schon bey Gelegenheit des vorigen Conzerts ausgesprochen haben.Rücksichtlich des Duetts zwischen Mad: Grünb. und Czeka aus der Oper Coriolan von Nicolini bewährte sich unsere schon bey dem Concert des H: Siebert geäußerte Meinung. Den 15. Dezember, Conzert der Hrn. Janusch und Sellner, Mitglieder des hiesigen Orchestersvon Jos: Sellner, Oboist und Mich. Janusch, Flötist am Landständischen Theater.. Eine sehr brav gearbeitete, wahrhaft gediegene Ouverture von Hrn. W. J. Tomaschek eröffnete diese Kunstausstellung und war uns eine doppelt angenehme Erscheinung, da wir so selten etwas von unser einheimischen Componisten hören, obschon diese so manche brave Arbeiten geliefert haben; dieses wurde durch den herzlichen Beifall beurkundet, der Hrn. Tomascheks Composition zuteil wurde.das Concert. Da wir so selten etwas von unsern einheimischen Comp. hören, so mußte uns diese Erscheinung doppelt angenehm sein, und der Beyfall der ihr ward beurkundete dieses. Das FlötenkonzertConcert von Wilms, geblasen von Hrn. Janusch, enthält viel plattes und gewöhnliches; nur derder schöne, volle Ton und der gefühlvolle Vortrag unseres Janusch konnte ihm allein Eingang verschaffen, obwohl Kränklichkeit ihn heute verhinderte, seine Kunstkräfte in ihrem ganzen Umfange entwickeln zu können. Duett von Simon Mayer, gesungen von Mad. und Dem.Mlle. Kainz. An der vollen Altstimme der Mad. Kainz hörteAn Mad. Kainz voller Altstimme hört man die ehemalige Bildung und Schule und den trefflichen Naturgaben ihrer Tochterder Mlle. Kainz haben wir bloß noch vielen Fleiß und Studium zu empfehlen, wo vor allem eine reine Intonation das Nothwendigste sein wird. Hr. Bayer sprach ein Gedicht von Buri: Skizzen aus meinem Leben, mit männlicher Kraft und viel Gefühlwie immer, vorzüglich. Die Variationen für Quitarre, gespielt von Hrn. Sellner zeigten seine große FestigkeitFertigkeit, aber auch zugleich die UnzulänglichkeitUnzuläßigkeit des Instruments für das große Conzert. Mad. Czegkas Gefälligkeit gereicht es zur Ehre, daß Sie, trotz einer bedeutenden Heiserkeit eine Arie von Zingarelli sang, in der sie aus der erwähnten Ursache, das Publikum nicht so ganz als gewöhnlich befriedigteoben erwähntem Grunde nicht so schön als wir an ihr gewohnt sind Herr ihrer Stimme war. In der Conzertante für Flöte und Oboe von Westenholz bewährte sich vorzüglich Hr. Sellner als ein trefflicher Oboist; die Sicherheit RichtigkeitLeichtigkeit und Reinheit, mit der er alle Schwierigkeiten überwand, verbunden mit so schönem Tone und Vortrag lassen uns immer mehr den Werth seiner Acquisition fühlen.