WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Über die Konzerte von Franz Siebert (30.11), Anna Czegka (8.12.) und Joseph Sellner/Michael Janusch (15.12.), Prag 1815 Carl Maria von Weber Veit, Joachim Stadler, Peter

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über mehrere Konzerte in Prag; 1. Konzert von Franz Siebert unter Mitwirkung von Therese Grünbaum und Anna Czegka (hier auf dem Programm u.a. Webers Lützows wilde Jagd, 2. Konzert von Czegka und 3. Konzert von den Musikern Sellner und Janusch aus dem Prager Orchester Alle drei Konzerte standen unter Webers Leitung; vgl. Webers Anteil am öffentlichen Konzertleben in Prag von 1813 bis 1816 und TB-Einträge vom 30. November sowie 8. und 15. Dezember 1815. Carl Maria von Weber Conzertmusik in Prag Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung 2 363 29. Dezember 1815 1475

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (VI), Bl. 42r–42v

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Deutsch 25. Dezember 1815 (laut TB) weiteren Kommentar ergänzt geprüft, Kommentare eingefügt und Status erhöht mit Entwurf verglichen und Abweichungen als Apparat vermerkt Korrekturlesung nach MF (Prag) Text eingefügt und ausgezeichnet mit Schriftenliste abgeglichen Initiale Transformation aus der Schriftenliste.xml (Ticket #813)
Conzertmusik zu Prag

den 30. November. Conzert des Opernsängers Hrn. Siebert. Nach der brillanten Ouverture aus Cherubinis Anakreon sangen Mad. Grünbaum und Mad. Czegka, ein Duett aus Trajano in Dacia, von Niccolini. Es ist in der That eine Freude, diese beyden Stimmen zusammen zu hören, und auch nur so vorgetragen, kann ein solches, blos auf angenehmen Ohrenkitzel berechnetes Musikstück, das dem Sänger den freyesten Spielraum seiner Virtuosität eröffnet, eine so große Wirkung machen.

Hr. Siebert sang das Grab mit Accompagnement der Quitarre und Harmonika, und sodann eine etwas bunt instrumentierte Polonaise. Hrn. Sieberts ausgezeichnet schöne Stimme, die Kraft mit Weichheit verbindet, und nach deren immer weiterer Ausbildung er so rühmlich strebt, hat ihm die Gunst des Publikums in hohem Grade gewonnen; möge er sich aber durch den lauten Beyfall nicht verleiten lassen, durch überhäufte Verzierungen und Passagen, die außer der Eigenthümlichkeit der Baßstimme liegt, eine Geläufigkeit erzwingen zu wollen, die nur dem Discant und allenfalls dem Tenor natürlich ist und angenehm wirkt. Besonders schien diese Art des Vortrags bey dem ersten Gedichte nicht an ihrem Platze zu stehen, und ein einfach gefühlvoller Gesang würde gewiß mehr ergriffen haben. Hr. Siebert erkenne in dieser Aeußerung nur die Achtung für sein schönes Talent und die Absicht, ihn vor Abwegen zu bewahren, die den Künstler immer von der Vollkommenheit ableiten.

Die Hymne, aus Cortez wurde mit Vergnügen wieder gehört und recht brav ausgeführt. Lützows wilde Jagd, von Hrn. Kapellmeister v. Weber, von 40 Männerstimmen gesungen, verfehlte ihre Wirkung nicht, obschon wir nicht läugnen können, daß heute die Quantität der Sänger, nicht die Qualität des Effekts erhöhte, indem sie nicht mit der Präzision zusammenging, als wir sie schon früher gehört hatten. Auch zwey Dilletanten der Kunst waren so gütig gewesen, Hrn. Siebert ihre Theilnahme zuzugestehen; Hr. Dr. Mertlik spielte ein Adagio auf der Harmonika, und der hinterlassene Sohn der Schauspielerin Mad. Glaser, ein Schüler des Hrn. Wenzel, ein Pianoforte-Conzert. Beyden ward der Dank des Publikums für ihre Gefälligkeit zu Theil.

Den 8. Dezember Conzert der Mad. Anna Czegka geb. AuernhammerHier verwechselt Weber den Geburtsnamen mit dem ihrer Mutter, Anna Czegka war eine geborene Bessenig. . Nach der Ouverture aus Medea, von Cherubini sang die Conzertgeberin eine Cavatine aus Nikollinis Coriolan. Mit Vergnügen bemerken wir bey jeder Gelegenheit aufs neue an dieser braven Künstlerin die Vortheile, die sie von dem Anhören der besten Sänger unserer Zeit zu ziehen und sich anzueignen wußte. Ihre Stimme ist voll und kräftig, ihr Vortrag äußerst geschmackvoll, und wenn sie auf die Betonung mancher Buchstaben, z. B. des i, das etwas Schärfe in ihrer Stimme erzeugt, einige Achtsamkeit verwenden wollte, so würde uns nichts mehr zu wünschen übrig bleiben, und wir uns doppelt zu ihrem Besitze Glück wünschen.

Des Kriegers Abschied von seinem Liebchen, gedichtet nach der Melodie la Sentinelle von Theodor Körner, nebst einer Schlußstrophe auf des Dichters Tod, von Karl Schall mit vollständiger Orchesterbegleitung, melodisch declamatorisch vorgetragen von Herrn Ehlers. Da diese Ankündigung schon die Art des Vortrags bemerkt, so dürfen wir nur hinzufügen, daß der Sänger das ganz erfüllte, was der Zettel versprach und der gerechteste Beifall seinen seelenvollen Gesang belohnte. Die Instrumentation ist sehr gut gelungen. Hierauf spielte Mad. Czegka ein Pianoforte-Conzert von Eberl mit vieler Fertigkeit und einem brillanten Vortrag, worin sie sich als würdige Tochter, ihrer als vorzüglichen Klavierspielerin anerkannten Mutter bewies. Sodann erfreute uns das herrlich aufblühende Talent des Hrn. K. M. v. Bocklet mit Variationen auf der Violine von Rhode, und bewies, welche große Fortschritte der jugendliche Künstler seit wir ihn das letztemal hörten, schon wieder gemacht. Möge ihn der Genius der Kunst ferner auf der so glänzend betretenen Bahn schützen und geleiten, zur Freude aller Freunde und Verehrer des Schönen. Auch das Orchester unterstützte ihn sehr gut, und wir erinnern uns noch nicht, das Adagio (die vorletzte Variation) in so richtigem Tempo gehört zu haben.

Das Duett zwischen Mad. Czegka und Mad. Grünbaum aus Coriolan bewährte aufs neue unsere Meinung, die wir schon bey Gelegenheit des vorigen Conzerts ausgesprochen haben.

Den 15. Dezember, Conzert der Hrn. Janusch und Sellner, Mitglieder des hiesigen OrchestersVgl. Johann Nepomuk von Choteks Tagebücher in Weberiana 19 (2009), S. 49.. Eine sehr brav gearbeitete, wahrhaft gediegene Ouverture von Hrn. W. J. Tomaschek eröffnete diese Kunstausstellung und war uns eine doppelt angenehme Erscheinung, da wir so selten etwas von unser einheimischen Componisten hören, obschon diese so manche brave Arbeiten geliefert haben; dieses wurde durch den herzlichen Beifall beurkundet, der Hrn. Tomascheks Composition zuteil wurde.

Das Flötenkonzert von Wilms, geblasen von Hrn. Janusch, enthält viel plattes und gewöhnliches; nur der schöne, volle Ton und der gefühlvolle Vortrag unseres Janusch konnte ihm Eingang verschaffen, obwohl Kränklichkeit ihn heute verhinderte, seine Kunstkräfte in ihrem ganzen Umfange entwickeln zu können.

Duett von Simon Mayer, gesungen von Mad. und Dem. Kainz. An der vollen Altstimme der Mad. Kainz hörte man die ehemalige Bildung und Schule und den trefflichen Naturgaben ihrer Tochter haben wir bloß noch vielen Fleiß und Studium zu empfehlen, wo vor allem eine reine Intonation das Nothwendigste sein wird.

Hr. Bayer sprach ein Gedicht von Buri: Skizzen aus meinem Leben, mit männlicher Kraft und viel Gefühl.

Die Variationen für Quitarre, gespielt von Hrn. Sellner zeigten seine große Festigkeit, aber auch zugleich die Unzulänglichkeit des Instruments für das große Conzert.

Mad. Czegkas Gefälligkeit gereicht es zur Ehre, daß Sie, trotz einer bedeutenden Heiserkeit eine Arie von Zingarelli sang, in der sie aus der erwähnten Ursache, das Publikum nicht so ganz als gewöhnlich befriedigte.

In der Conzertante für Flöte und Oboe von Westenholz bewährte sich vorzüglich Hr. Sellner als ein trefflicher Oboist; die Sicherheit Richtigkeit und Reinheit, mit der er alle Schwierigkeiten überwand, verbunden mit so schönem Tone und Vortrag lassen uns immer mehr den Werth seiner Acquisition fühlen.