## Title: Gottfried Weber an Johann Gänsbacher. Mainz, Samstag, 26. August 1815 ## Author: Weber, Gottfried ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040815 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr. Wolgebornen Herrn Joh. Gaensbacher Vom Richter Gottfried Weber in Mainz. Mainz am 26t Aug 1815 Lieber guter Bruder Gänsbacher. Wenn Du ein fauler Hund bist und Deinen bewährtesten Freunden nicht antwortest und überhaupt nichts von Dir hören läßest so glaube Du darum nicht daß leztere detto Hunde sind, den Beweis vom Gegentheil findest Du im gegenwärtigen Brief den ich Dir nur so geschwind hinsudler weil ich im Flug höre daß Dir im gegenwärtigen Augenblik ein Brief durchs Weberl beizubringen ist, welches aber eilt, weshalb ich nur eine Stunde an Euch beide Halunken wenden kann. – Nur im Flug will ich Dir also beibringen daß ich Dich nach wie vor herzlich liebe, daß ich mich innigst freue zu hören wie brav Du gethan hast und wie gut es Dir geht. Gott gebe doch daß das Große was geschehen ist nicht wieder und abermal vergeudet werde durch schändliche Ränke und Partheigeist. Unser GroßPapa ist also mitlerweile dahingegangen! Requiem aeternam dona ei Domine! -Aus seiner Verlaßenschaft wurde mir ein Paket in Wachsleinwand zugestellt, überschrieben als Dir gehörend und zum depositum bei mir bestimmt. Es liegt bei mir zu Einer Disposition. Vom Requiem zu reden: daß ich Dir Dein Requiem in Mannheim aufgeführt und in der Leipz. M: Ztg gerezensirt habe, und wie! wirst Du gesehen u gelesen haben mit großer Rührung: was mich besonders dabei freut ist daß ich über die besondere Trefflichkeit und Gründlichkeit dieser Recens. ein besonderes Kompliment von der Redaction bekam. - Ich bin übrigens hier dermal hier in Mainz angestellt als Richter am Kreisgericht. Ein elendes Nest wo es durchaus keine Musik giebt, nicht ein Mal einen menschen der von Musik sprechen mag – übrigens ein schlechstes Teater, deßen TheaterAusschußMitglied zu sein ich die Schande habe. Vom Requiem zu reden noch ein Mal: – ich hab auch eins gemacht, und da ich gesehen daß Du auch eins machen kannst so wär mirs gar sehr erwünscht wenn ich Dir's könnte zu Gesicht bringen damit Du mir darüber ordentlich schreibst. Weberl hats, laß Dir's wo möglich von ihm mittheilen, erinnere ihn aber daß er nicht vergißt die Korrekturen noch beizufügen die ich ihm später noch bemerkt habe. – Wär es Dir zugleich überdies auch möglich es irgendwo aufzuführen oder aufführen zu machen – etwa gar in italia oder dort herum, – so würde ichs Dir – zwar nicht danken, denn Du sollst mir auch nicht danken daß ich dirs in Mannheim aufgeführt, das war verfluchte Schuldigkeit – sondern aber ich würde ganz für mich denken der Jörgl ist ein guter und zuverläßiger Kerl. – Daß Du dann Gelegenheit nähmst eine beurtheilende Notiz über das Ding in die Leipzig M. Z. oder und sonstwo einzusenden verstände sich wol am Rand – Ich habe im Sinn es herauszugeben, und den Manen der Sieger bei Leipzig und belle alliance zu weihen, zu diesem Unternehmen könnte es mir von großem Nuzen sein. Ist Dir sonst noch nichts von meinen gestochenen Sachen unterwegs begegnet? etwa mein Tedeum den siegenden teutschen Heeren gewidmet, Offenbach b. André. – Auch diesem könntest Du vielleicht irgendwo zur Aufführung behilflich sein. Wie sind Voglers Kompositionen in der Auktion verschläudert worden! Stößweis um 18 Bazen. André hat fast alles, u gedenkts nach und nach herauszugeben, noch ist aber nichts erschienen als eine alte alte Sinfonie C Dur und das Trichordium. Liebs Brüderl, mein Blättl geht zu End, und sogar fürs Sigel muß ich noch Raum übrig laßen. Also kurz um: leb wol, behalt mich künftig beßer im Andenken als bisher, und laß öfter was von Dir und der Kunst hören – unter andren auch Deine Addreße, hätte ich die gehabt so hättst Du schon früher einen Brief erhalten. Vale atque fave. Totus Tuus Rath einmal wer? Eben seh ich daß ich bald selbst vergeßen hätte Dir meine dermalige Addreße zu geben, da hätte ich denn vielleicht auch wieder eine zeitlang hingeseßen und mich vielleicht verwundert und geärgert daß der Bengel von Jörgl immer wieder nicht antwortet, und am End wär ich wenigstens zum Theil selbst schuld gewesen. Na da ist sie: Apropos hast Du keine Gelegenheit mir wieder ein Mal etwas von Deiner neuesten Arbeit zu Gesicht zu bringen? thu es doch. – Ach Du lieber allmächtiger Gott es ist ein gar zu elendes kunstloses Leben hier in dem Mainz! Was waren das für Zeiten wie wir noch so über jede Zeile die Köpfe zusammen steken und jeden Drek gründlich durchsprechen und durchzanken konnten. – Ich darf gar nicht dran denken! Leb wol. Addreße. Tribunalrath Weber in Mainz. Noch Eins, weil hier doch noch ein Fezen Raum ausfällt: wenn Du Gelegenheit hast so laß Dir doch von Weberl auch noch das Ding geben was ich über chronometrische Tempobezeichnung geschrieben habe, lies es, es sind nur 3 bis 4 Blätter und dann thu was Du willst. Willst Du sonst noch was von mir und uns wissen? ich florire dermalen mit drei Buben deren einer immer unartiger ist als der Andre, u die mir und ihrer Mutter das Haus bald zu eng machen. – Alexander Dusch ist Kreisaßeßor in KarlsRuhe, noch ledigen Standes. Fräulein Antonie v. Hertling tod, mein Schwager Hout in Kreuznach 8 Stunden von hier als Kön. Preußischer GeneralSalinenKomißär. Roeck ist zuhause in Lübek, dermalen Sekretär beim Senat. Frey in Wien um bei Weigel Bethoven pp Komposition zu erlernen.