## Title: Gottfried Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien. Darmstadt, Donnerstag, 25. August 1825 ## Author: Weber, Gottfried ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042496 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sr. Hochwohlgeboren dem Herrn Hofrathe Ignaz Edeln von Mosel Wien Darmstadt d. 25 aug. [1825] Ihr allergütiges Antwortschreiben v. 12 Aug. beschämt mich wahrhaft, mich durch die Erinnerung daß ich Ihnen für Ihre höchst schätzenswerthen Beiträge zu meinem Lexikon noch nicht eigens gedankt. Ich gestehe Ihnen offen daß ich für dieses Versehen keine Entschuldigung habe, u daher Verzeihung einzig von Ihrer Güte u Nachsicht erbitten muß. Jedenfalls erlauben Sie mir, Ihnen jetzt noch den lebhaftesten Dank für diese schönen, höchst zweckgemässen und unendlich schätzbaren Gaben auszusprechen. Ihre Erlaubnis benutzend, habe ich Ihre Artikel „Oper“ vorläufig in Nr. 7 der Caecilia als Musterartikel ausgestellt, welches Heft Ihnen bereits mit schreiben der Redaction v. 20. May zugesendet worden ist, weshalb es mich wundert, daß die verzögerte Ankunft dieser Sendung Sie bis jetzt über das richtige Einlangen Ihrer Beiträge an mich in Ungewißheit gelassen. Die Güte u. Gefälligkeit, mit welcher Sie meine Bitte u. Anfrage in Betreff des Requiem beantworten, verbindet mich Ihnen neuerdings zur grösten Dankbarkeit. Ich wäre äusserst begierig Ihr Urtheil über die Betrachtungen zu vernehmen, welche ich im 10 u 11 Heft der Caecilia darüber angestellt (welche Hefte Ihnen mit Brief der Redaction vom gestrigen zugegangen.) Ich mag es nur nicht wagen, Sie gleich wieder mit der ausdrücklichen Bitte anzufallen, nach Durchlesung meiner erwähnten Betrachtung, mir Ihre Meinung darüber näher zu eröffnen denn wahrlich, Sie haben das Unglück, meiner Bitten nicht loß zu werden! Der in Ihrem Briefe genannte Herr, welcher die Süßmayer'sche Abschrift des Originalmanuscripts besitzt, heißt ja doch (sofern ich Ihre Handschrift recht lese:) von Doblhoff-Dier? – In Ansehung Ihres Aufsatzes „Der Traum“ scheint ein Misverstehen obzuwalten. Die Redaction der Caecilia hat Ihnen keineswegs Umarbeitung deßelben zur Bedingung gemacht, sondern was auf die an Herrn Schott geschehene beiläufige Anfrage, die Redaction durch H. Schott erwiedern lies, hatte – mit welchen Worten H. Schott es auch vielleicht ausgerichtet haben mag – hatte dafür verbürg' ich mich, keinen andern Sinn, als: daß die Redaction auch den allerentferntesten Anschein vermeiden will, Etwas aus anderen Zeitschriften plagiarisch nachzudrucken, u daher wünschte, zur Aufnahme Ihres bereits in einem Oestreichischen Blatte gedruckten Aufsatzes dadurch legitimirt zu erscheinen, daß Sie als Autor in einigen Einleitungs-Zeilen sagen, daß und warum Sie diesen Aufsatz der Caecilia übergeben. Von einer wesentlichen Umarbeitung des Aufsatzes, und etwa gar einer solchen, welche vielleicht die Identität desselben mit dem vorder'n unerkennbar machen sollte, oder etwas Ähnlichem, war bestimmt nicht die Rede, viel weniger war es die Meinung der Redaction oder höchstens nur soviel, daß es derselben angenehm sein würde, wenn Sie nebenbei erwähnten, daß Sie den Aufsatz für die Caecilia nochmals revidirt oder einigermasen überarbeitet, – oder gefeilt, irgend Zusätze gemacht, oder etwas Ähnliches. Ich wünsche gar sehr, daß, was auch für das gesammte musikalische Publikum gewünscht werden muß, diese Erläuterung vermögend sein möge, Sie zur Übergabe des befraglichen Aufsatzes an die Caecilia zu bestimmen. Ausserdem muß die geannte Redaction auch auf's lebhafteste wünschen, daß Sie nicht nur Ihre Absicht, ihr auch einen anderen Aufsatz Ihrer Feder zu schenken, gleichfalls baldmöglichst realisiren, sondern ich erlaube mir auch den Wunsch, daß Sie diese Zeitschrift würdigen mögten, Ihre Biographie S[…]s dem Publicum zu überbringen, sofern der Anfang derselben anders nicht die Grenzen eines periodischen Blattes überschreitet. Ich habe die Ehre Sie mit freundschaftlicher Verehrung ergebenst zu grüßen [m. pr.] Gottfr Weber