Die Winter-Konzerte zu
Mannheim. (2)
Den 13ten Dezember 1811.
Die Unternehmer beweisen bis jetzt fortwährendes Bestreben, dieses an sich so
vorzügliche, seit einigen Jahren so arg gesunken gewesene, Institut wieder
aufblühen zu machen, ungeachtet ein großer Theil unsers Publikums ungerecht
genug ist, ihm geringere Theilnahme als in den vordern Jahren zu erzeigen. Auch
heute wurden zwey nicht uninteressante Ensemble-Stücke gegeben, Eberl’s Symphonie EsdurAnton Eberl, Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, zum Programm vgl. auch den Konzertzettel und Himmels
Vaterunser. Erstere ist von Referenten schon vor mehreren
Jahren, als der für die Kunst leider zu früh verblühete Componist sie (damals
noch Manuscript) bey seiner hiesigen Anwesenheit aufführte, in der Allg. mus.
Zeitung mit gebührendem Lobe besprochen wordenEberl hielt sich Ende Mai/Anfang Juni 1806 in Mannheim auf, die Sinfonie Es-Dur wurde am ersten Pfingsttag aufgeführt; vgl. G. Webers Besprechung in: AmZ, Jg. 8, Nr. 41 (9. Juli 1806), Sp. 650–654. Das Werk wurde am 16. März 1807 im Konservatorium wiederholt.; und auch die heutige recht
gelungene Aufführung des Werkes bestätigte das günstige Urtheil, welches ihm
früher zu Theil geworden war. Aeußerst glücklich benutzt der Tonsetzer im ersten
Satze den Schmelz der Blase-Instrumente im Contraste des aus syncopirten Noten
bestehenden kräftigen, bald in der Oberstimme, bald in Mittelstimmen, bald in
den Bäßen sich zeigenden Haupt-Thema, und hinreißend energisch ist der Schluß
des ersten Allegro. Etwas kälter lassen die beiden mittlern Stücke; allein desto
willkommener erscheint darauf das Finale, ein Thema von einfachen stolzen
Gewichtsnoten, um welches sich untergeordnete Gegenthemen verschiedenen
Charakters bald hüpfend, bald sanft anschmiegend contrapunktisch einherbewegen
und das Ganze zu einem in sich abgerundeten Guße verflechten. Daß Eberl die
Haydnschen Symphonien zum Vorbilde
wählte, ist unverkennbar, allein er that es, ohne seine Individualität
aufzuopfern, ohne sich den geringsten Vorwurf eines Plagiats zu Schulden kommen
zu lassen. Er ist volltönender als Haydn,
springt weniger ab, und bewegt sich anhaltender in großen Massen: Haydn ist unerreichbar in seiner humoristischen
Genialität, welche zu kopiren wohl Niemanden gelingen möchte.
Eberl führte bey seiner hiesigen Anwesenheit
eine zweite Symphonie in DAnton Eberls Sinfonie Nr. 2 d-Moll wurde im Konservatorium erstmals am 7. Juni 1806 gegeben und am 27. Juni 1807 wiederholt, im Konzertwinter 1811/12 wurde sie, wie von G. Weber gewünscht, im vierten Konzert am 10. Januar 1812 gegeben; vgl. 1812-V-21 (Teil 3). im damaligen musikalischen
ConservatoriumDie musikalische Abteilung des Museums (vgl. Kom. 1810-V-06) war 1806 unter dem Namen Konservatorium gegründet worden und erst 1808 im Museum aufgegangen; vgl. AmZ, Jg. 8, Nr. 41 (9. Juli 1806), Sp. 652–653. auf: und wer sie damals gehört hat, stimmt wohl in Referentens
Wunsch ein, daß auch diese noch im Laufe des Winters zur Aufführung gelangen
möge.
der Schluß folgt