Darmstadt.
Das hiesige großherzoglich-hessische HoftheaterVgl. dazu 1811-V-24 nähert sich mit
schnellen Schritten einer bedeutenden Stufe von Vollkommenheit. Die größten und
schwersten Opern werden mit einer Kraft und Präcision gegeben, welche
Bewunderung erregt. Vierzig Choristen und ein Orchester von beynahe 50 Personen
haben sich seit einem Jahre, größtentheils aus Innländern, gebildet. Die Oper
SamoriZur Aufführung des Samori von Georg Joseph Vogler am 30. Juni 1811 in
Darmstadt vgl. den Theaterzettel, Faksimile in: Katalog Darmstadt 1997,
S. 45 von Vogler wurde am 30sten Juny, unter des Componisten
eigener Direktion, mit einem Pomp und mit so vieler Energie aufgeführt, daß
nichts mehr zu wünschen übrig blieb. Madame FischerKathinka Fischer trat als Maha auf.,
ehemals Chatinka Krebs, vom
Mannheimer Theater, war
als prima Donna ganz vortreflich; weniger vortheilhaft
nahm sich Madame Schönberger aus in der Tenorpartie des Samori, besonders
da, wo der Tenor in seinen höchsten Tönen gab durch ensembles
durchdringen soll, was denn eben diese Töne, welche der Altistin gelassene
Mitteltöne sind, bey Madame Schönberger nicht zu thun vermögen. Im Uebrigen war ihr
Anfang schön, ihr Portament vortreflich, ihre seltne Altstimme, wie immer, voll
und klingend. Von den übrigen Solo-Sängern ist weniger Gutes zu sagen. Die
Decorationen von Herrn Schönberger übertreffen beynahe alles, was Referent in
diesem genre noch gesehen hat, besonders ein Wald und ein
Sonnen-AufgangVgl. II. Akt,
6. Bild (Dicker Wald) und II. Akt, 1. Bild (vgl. Kom.
1811-V-40). – Der große Name Vogler zog eine Menge Fremden nach
Darmstadt, und der
einstimmige lauteste Beyfall krönte den Componisten.
Weniger Gutes läßt sich von dem Schauspiele sagen, wo eigentlich nur Herr Wohlbrück, ehemals
vom Hamburger, und Madame Haßloch, vom
Mannheimer Theater, sich
auszeichnen.
Demoiselle Louise
Franck, von
Manheim, welche seit einiger
Zeit in Berlin so
ausgezeichneten Beyfall geerndtet hatte, giebt jetzt hier GastrollenZu Luise Franks Gastspiel in
Berlin vgl. Kom. zu 1811-V-26; in Darmstadt trat sie am 2. Juli 1811 als
Gurli in Die Indianer in England von August von
Kotzebue und am 9. Juli als Fanchon in der gleichnamigen Oper von Friedrich
Heinrich Himmel auf. Sie kehrte am 10. Juli 1811 nach Mannheim zurück und
sang erstmals wieder am 14. Juli die Rolle der Emmeline in Weigls Schweizerfamilie; vgl. 1811-V-44., und wird in
wenigen Tagen nach Manheim zur
Wiedereröffnung des bisher wegen der Landestrauer geschlossenen HoftheatersAufgrund der Landestrauer um
Großherzog Karl Friedrich von Baden war das Theater vom 10. Juni bis 10.
Juli 1811 geschlossen. zurück erwartet.
– Auch in Wisbaden wird ein
Nassau-Usingsches HoftheaterNach
dem Weggang Karl Döbbelins Ende April 1811 sollte in Wiesbaden ein
wirkliches Hoftheater entstehen, für das der Intendant Freiherr Wilhelm von
Ungern-Sternberg C. M. v. Weber als Kapellmeister engagieren wollte; vgl.
Otto Weddigen, Geschichte des Königlichen Theaters in Wiesbaden, Wiesbaden
1894, S. 7–8. organisirt, von welchem sich bey der ausgezeichneten
Kunstliebe des Fürsten viel Gutes erwarten läßt.