## Title: Max Maria von Weber an Leopold von Sonnleithner in Wien. Dresden, Donnerstag, 5. Dezember 1861 ## Author: Weber, Max Maria ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A045799 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Herrn Advocaten Dr. Sonnleithner Wien Dresden 5 December 1861 Hochwohlgeborener, Hochverehrtester Herr Seit mehreren Jahren bin ich mit Sammlung des Materials zu einer Biographie meines Vaters Carl Maria von Weber beschäftigt, die denn nun auch bis zu der Periode seiner Wirksamkeit in Wien gediehen ist. Obgleich mir nun auch über diese, durch eine umfassende Correspondenz, meines Vaters Tagebuch und viele Documente aus damaliger Zeit, sehr viele Notizen vorliegen, so mangeln mir doch zur Ergänzung des Bildes Züge, über die ich mir bisher keine authentischen Nachrichten | verschaffen konnte — Nun weiß ich, daß Sie hochverehrter Herr, mit meinem Vater, zur Zeit seines Aufenthalts in Wien 1822 u 1823, eng liirt, ja mit ihm befreundet waren, daß Sie ihm wichtige Dienste geleistet haben, denen er stets dankbar gedacht hat; man rühmt mir ferner Ihre liebenswürdige Gefälligkeit und ich wage es daher, im Vertrauen auf Ihre gütige Verzeihung, Sie mit einer Bitte zu behelligen, durch deren Erfüllung Sie mich zu großem Danke verpflichten würden. Vor Allem bedarf ich nämlich der Unterlagen zu einer ausführlichen Darstellung der damaligen Wiener Theater Zustände, die sich am besten wohl aus der Bäuerle'schen Theaterzeitung schöpfen lassen dürften. Dieß Blatt ist aber hier Nirgends zu haben. Wäre es nun | wohl durch Ihre gütige Vermittlung, möglich, daß mir die Jahrgänge 1821–22. 23 dieses Blattes von Wien aus, auf 1–2 Monate geliehen werden könnten? Ich trage natürlich alle Kosten und stehe für richtige und unbeschädigte Rückgabe! Es würde mir dadurch sehr wesentlich bei meiner Arbeit genützt werden. Hieran knüpft sich eine zweite Bitte, die nämlich: daß Sie die Güte haben möchten, mir auf kurze Zeit gedruckte und ungedruckte Kunstnotizen und Mittheilungen, die Sie vielleicht noch aus jener Zeit besitzen, zur Durchsicht anzuvertrauen. Es versteht sich daß, wenn Sie mir diese Gunst erzeigen wollten, Alles unbeschädigt in Kurzem wieder in Ihre Hände zurückkehren würde. Ich weiß, daß meine Bitten sehr kühn sind, | müßte mich aber, nach Allem was ich von Ihnen hörte, sehr täuschen, wenn es Ihnen nicht Genugthuung gewähren sollte, die Bemühungen eines Sohns zu unterstützen, der bestrebt ist, der Welt ein möglichst treues Bild seines Vaters zu geben, der noch dazu mit Ihnen befreundet zu sein das Glück hatte. Lassen Sie mich daher auf Verzeihung und baldige gütige Antwort hoffen. Ihnen aber bringe ich im Voraus meinen wärmsten Dank für alles dar, was Sie für meine Arbeit zu thun, für gut finden werden und gestatte mir mich mit aufrichtiger Verehrung zu nennen Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster Max Maria Fherr von Weber Direktor der K. Sächs. Staats Eisenbahnen