## Title: Max Maria von Weber an Ida Jähns in Haage. Rendsburg, Samstag, 7. April 1849 ## Author: Weber, Max Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046340 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ […] Gestern in Hamburg habe ich es unbeschreiblich gut getroffen; die Wonne über den Seesieg des Prinzen Coburg bei Eckernföhrde, die Wegnahme der Gefion und das Indieluftsprengen Christians VIII. hatte die ganze Stadt elektrisiert. Von den Türmen, den Häusern und den Masten der Schiffe wehten tausend Flaggen, und überall herrschte eine Stimmung, deren Heiterkeit nur von der des Himmels in mir selber übertroffen wurde. Alles gelang mir! Nicht allein habe ich die deutsche Flotte gesehen, sondern ich bin auf der Dampferkorvette Lübeck, die eben auslief, bis an die Stör gefahren. Das waren Stunden außergewöhnlichster Geisteserhebung! Mit kräftigen frischen Männernaturen an wohlbesetzter Tafel plaudernd, während das Schiff durch die herrliche Blankeneser Flur hinglitt und das deutsche Reichsbanner im Sonnengolde flatterte, da fühlte ich mich Mensch und Mann und als gleichgeborenes Wesen mit jenen hochherzigen Geschöpfen, die mit mir lachend Austern essend und Champagner trinkend den dänischen Kugeln entgegeneilten. Mit meinem Glase auf dem Lauf des großen Sechzigpfünders sitzend, spähte ich hinab in das von den Schaufelrädern aufgestrudelte Gewässer, aus dem mir geliebte Bilder emportauchten und zunickten. Ich brachte ihnen ein stilles Hoch, ein stilles Lebewohl und stimmte dann fröhlich ein in das laute Hoch, das der Oberleutnant des Schiffs dem teuren Vaterlande brachte, dessen heiliges Symbol sich im Abendgolde über uns blähte. – Sechs Wesen brauche ich auf Erden zu meinem Glücke! Dabei aber ist dein Bestehen mitgezählt, du Land, dessen Boden ich verstohlen küsse, wenn ich den Fuß wieder über deine Grenze setze! […]