## Title: Carl Klein an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Kopenhagen, Freitag, 20. und Samstag, 21. September 1872 ## Author: Klein, Carl ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043723 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Copenhagen d. 20 Septbr 1872 Verehrtester Freund Jähns! Vorigen Sonnabend sandte ich Ihnen ein kleines Päckchen „Manuscript“. Ich hoffe daß es in Ihren Händen ist, und sehr angenehm ist es mir, wenn ich Sie damit eine Freude bereitet habe, aber bitte zu entschuldigen, falls Sie daßelbe brauchen wollen, wenn Danismen oder sonstige Fehler sich eingeschlichen haben. Corigiren Sie daran. Wie Sie sehen sehe ich die dänischen Blätter durch auf der Universitetsbibliothek u. schicke Ihnen die darin eingerückten Artikel von mir ins Deutsche übertragen. Villeicht kann Manches der „Lebensskizze Weber's“ eingeschaltet werden. Von Intereße dürfte besonders der Aufsatz von Profeßor Overskou sein der heute folgt. Overskou ist früher Kgl. Schauspieler gewesen, und machte sich darauf berühmt als dramatischer Verfaßer, u. hat sich nun v. d. Scene zurückgezogen. Der Abschied Weber’s ist in der Copenh: Adreßzeitung v. 10 October eingerückt. Die Partitur zum „Freischütz“ habe ich vor einigen Tagen im Theater Archiv in Augenschein genommen. Der ursprüngliche Titel des Abschreibers auf den 1st Band (1 Ackt.) ist folgender: Der Freyschütz +romantische Oper in 3 Aufzügen +Dichtung Gedichtv. F. Kind in Musik gesetzt von +Music von Carl Maria von Weber . +Für das Königl. Theater +zu Coppenhagen +Carl Maria von Weber 1821 Die unterstrichenen vom Notenschreiber die andern mit + bez. Worte von Webers selbst geschrieben. Die Jahreszahl 1821 bez. wahrscheinlich daß W. erst in dem Jahre die übrige Partitur nebst Titelblatt eingesandt hat. Die ganze Partitur ist demnach eine Copie des Originals. Ihr werthes Schr[eiben] v. 14 d. M’s habe ich in Händen und kann ich Ihnen wegen der darin enthaltenen Vorfrage antworten, daß ich das Original jetzt selbst behalte, da ich nie auf den Vorschlag des Hrn Heinrich eingehe. Hr Heinrich kann ja ein Bild von H. Grunow sich ankaufen, und die eine Copie den Andern die er besitzt beifügen. Leider ist Herr G. Hanun krank u. bettlägerig gewesen, aber jetzt so wohl daß er seit gestern wieder mit dem photographiren des Bildes beschäftigt ist. Die ersten Abdrücke sind zu kräftig, was kaum zu erwarten stand. Ich bitte sehr um Größe des Buches um darnach den Preis stellen zu können. Ist die Größe wie das mir von Ihnen geschenkte in grünem Papier? Villeicht daß ich Morgen etwas Bestimmteres übers Bild hinzufügen kann. #lb#d. 21/9 72Obiger Antwort auf die Vorfrage v. Hr. Heinrich muß ich noch hinzufügen, daß es nicht in meiner Macht steht eine Veränderung zu treffen, indem Hr. G. Hanun den Verlag für Dänemark übernommen hat, und nur das Original mein Eigenthum ist. Unter diesen Verhältnißen werden Sie, mein werther Freund, selbst beurtheilen können, daß die Sache mit Hrn Heinrichs Schreiben verfallen ist. — Prof. Hartmann, mein ehemaliger Lehrer in d. Harmonie u. Comsositionslehre, intereßirt sich sehr für die Herausgabe des Bildes, u. werde ich dafür Sorge tragen daß das Publikum durch die Blätter, so bald die Zeit da ist, auf das Bild u. die erwartende „Lebensskizze“ aufmerksam gemacht wird. Es wird Sie villeicht intereßiren zu erfaren, daß künftigen Mittwoch d. 25sten in der hiesigen Freimaurerloge eine Trauerloge abgehalten, und daß alsdann meine Trauerkantate (6 Nummern) aufgeführt wird, unter Leitung des Kgl. Capellmusicus Schiött. Es wirken mit: alle Sänger d. Kgl. Theaters und Mitglieder der Kgl. Capelle, so wie gegen 30 Dillettanten die Freim. Brüder sind. Ich singe auch mit, als Tenorist (2r Ten) #lb#Sonnab. d. 21/9. um 3½ UhrSo eben komme ich von Hanun. Er ist sehr unwohl, und mußte ich seine Wohnung verlaßen ohne ihn gesprochen zu haben. Den Brief will ich indeßen nicht zurückhalten. Bald ein Mehreres. Mit den herzlichsten Grüßen Ihr treu verbundener Freund C Klein N. S. Bitte geben Sie mir baldigst Nachricht ob dieser Brief u. das gesandte Manuscript in Ihren Händen ist. Noch habe ich eine Zeitung für „Literatur u Kunst“ v. 1821–22 durchzusehen. Ist es Ihnen so lieb?