## Title: Carl Klein an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Kopenhagen, Mittwoch, 19. bis Montag, 24. März 1873 ## Author: Klein, Carl ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043753 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Copenhagen d. 19 März 1873 Mein theurer Freund! Meinen herzlichsten Dank für Ihr werthes Schr. v. 7 d. M., und werden Sie sich wohl nicht wenig darüber verwundern, daß meine Antwort so lange hat auf sich warten lassen. Sehr lieb ist es mir daß meine Uebersetzung des Artikels der „Illustr. Tidende“ Ihnen Freude verursacht hat. In der „Lebensskizze“ ist ein kleiner Fehler eingelaufen, nemlich daß „Friedrichsburg“ genannt ist, als das Schloß woselbst Weber d. König Friedrich VI besuchte. Es war nemlich „Fredricks berg“, ¼ Meile von Copenhagen gelegen. Weber hat irrthümlich den erstgenannten Namen in seinem Tagebuche aufgeführt, u. dadurch ist derselbe Fehler v. Max Weber begangen. Ich errinnere, daß Max Weber im 2ten Bande seines „Lebensbildes“ von einem Hofmarschall Schall hieselbst spricht. Ein Solcher existirte nicht; nur der Concertmeister führte den Namen. Der damalige Oberhofmarschall hieß Adam Wilhelm v. Hauch. Und nun zu der „BilderAngelegenheit“. Ihnen gegenüber muß ich offen heraussagen, wie diese Angelegenheit sich jetzt stellt. Doch erst Folgendes zur näheren Verständigung. Im Frühjahr 1871 war ich nothgedrungen an einen Freund in London zu schreiben mich zu helfen, da ich in großer Verlegenheit war u. nicht wußte an wen ich mich hier in Copenhagen deshalb wenden konnte. 14 Tage darauf schikt er mir 400 r dänische, mit einen freundlichen Brief. Er hat nie gemahnt, keine Zinsen verlangt, u. als er vor kurzem hier z. Besuch ankam ging ich den 3ten mit meiner Frau zu ihm um ihn u seiner Familie einen Besuch abzustatten. Als ich ihm sagte wie ich augenblicklich gestellt sei, u: welche kleine Aussichten vorhanden wären, meine Schuld an ihn abzutragen, antwortete er: „Denken Sie garnicht daran, laß mich der Letzte sein. Können Sie einmal in der Zeit bezahlen, so bin ich damit zufrieden.“ Bald darauf kamen wir ins Gespräch über „Weber's Bild“, u. hat er verlangt, daß ich ihm das Original mitgebe um es in London zu verkaufen. Unter den hier mitgetheilten Verhältnissen mußte ich darauf eingehen, da damit meine Schuld getilgt ist. — Mein theurer Freund, was sollte ich thun? Sollte ich das Geld aus Dresden annehmen u den Druck der 400 r die ich einen Freund schulde, beibleibend auf mein Gewissen ruhen lassen? Ich konnte es nicht. Leid, sehr leid thut es mir daß H. Heinrich das Original nicht in seinem Weber Haus aufhängen kann, aber nach Ihrer gemachten Bemerkung im letzten Schreiben, muß ich fast annehmen daß er sich die Erwerbung des „Originals“ aus dem Kopfe geschlagen hat u. beabsichtigt sich mit einer guten Photographi zu begnügen. Anders habe ich gegen meinen Freund nicht handeln können; u. ich bin davon überzeugt, daß Sie mein verehrtester Freund mir darin Recht geben. Der Käufer mein Freund heißt W. O. Funder und ist er Assurandeur in London. Er sagte mir annoch: „Ich verkaufe es, u. hoffe auf eine noch höhere Summe als 400 r. Was darüber gegeben werden möchte, theile ich mit Ihnen“. Obgleich ich mir dazu keine Hoffnung mache, so bin ich doch gewiß, daß er theilt wenn er mehr verlangt wie die 400 r. Darauf bin ich gewiß, denn er ist mir dermaßen zugethan, wie wenige, wie Sie auch aus meiner ganzen Mittheilung vernehmen werden. — #lb#Coph d. 24 MärzFünf Tage sind verlaufen, indem ich täglich hoffte über meinen Besuch bei Bergsö Ihnen berichten zu können. Er wohnt fern von meiner Wohnung, u. erst das dritte Mal war ich so glücklich ihn zu treffen, nemlich vergangenen Sonnabend. Leider ist er leidend an einem Augenübel u. hält sich daher in ein dunkles Zimmer auf. Seine tägliche Beschäftigung an einem größeren Werk leidet sehr darunter; erst um ca: 1½ Jahren wird es der Oeffentlichkeit übergeben, u. wird das Werk zugleich in deutscher u. dänischer Sprache erscheinen. — Dr: Bergsö empfing mich sehr freundlich, u. war es ihm sehr angenehm von Ihnen zu hören. Er läßt Sie herzlichst grüßen u. danken für die Composition. Da er beabsichtigt bei einem Concert ihre Composition von einem seiner Freunde, — einem ausgezeichneten Sänger beim Kgl: Theater, Hr. Simonsen — vortragen zu lassen, u: auch der neuen dänischen Auflage des Buches „Aus d. Alten Fabrik“ als Anhang verabfolgen zu lassen, so habe ich mich erboten, eine „correcte“ Abschrift für ihn anzufertigen, ich würde dieselbe in Ihrem Namen Ihm überreichen. Da die Deutsche Ausgabe ohne seiner Genehmigung erschienen ist, so würde er nicht im Stande sein die Composition einer event: neuen Auflage derselben mitfolgen zu lassen. In Ihrem Namen habe ich Hr Bergsö gesagt, daß Sie mit Vergnügen Ihre Genehmigung dazu geben; daß Sie sich dahingegen das Eigenthumsrecht sonsten vorbehielten. Im Laufe des Gesprächs, erzählte er mir daß das Gedicht „Welle am Strande“, aus dem Roman: „Die Braut von Rörvig“ von dem hiesigen Musiker Lembcke componirt sei, u. bezeichnete er es als sehr schön. — Bei meinem Fortgange bat er mich nochmals Ihnen die herzlichsten Grüße zu bestellen. — Noch ist mein Freund Funder hier, aber im Laufe einiger [Tage] reist er, und thut es mir unendlich Leid mich von dem Bilde Weber's zu trennen; Es muß aber geschehen. — Empfangen Sie die herzlichsten Grüße von meiner Frau u. von Ihrem stets treu ergebenen Freunde C. Klein N: S. Mit der größten Sehnsucht sehe ich ein Schreiben von Ihnen entgegen, hoffend, daß Sie mich verstanden haben, u. mit mir eigen sind, daß ich nicht Anders habe handeln kann. Ich empfehle Sie in der Obhut des Allmächtigen Gottes, und bleiben Sie mir ja wie bisher in Liebe zugethan, darum bitte ich Sie dringend. Ihr C Klein