## Title: Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 22. bis 28. August 1817 ## Author: Winkler, Karl Theodor ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030170 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Am 22. August. Auf dem Theater am Linkeschen Bade. Der Taubstumme, oder der Abbé de l'Epée, historisches Drama in 5 Akten von Bouilly. Aus dem Französischen übersetzt von A. von Kotzebue. Am 24. August. Auf dem Theater am Linkeschen Bade. Der verbannte Amor, oder die argwöhnischen Eheleute, Lustspiel in 4 Akten von Kotzebue. Das Stück selbst ist mit seinem lebendigen Reiz und den mannigfachen belustigenden Scenen lächerlicher Eifersucht auf allen Bühnen bekannt und einheimisch. Heut also nur einige Worte über die neuen Rollenbesetzungen darin. Zuvörderst komme Mad. Hartwig das gebührende Lob für ihre Frau Professorin zu. Sie gab die Rolle mit einer liebenswürdigen Naivetät, und einem regen Leben, das jede Scene erhob, in der sie spielte. Recht lebhaft erkannte es auch das Publikum in dem trefflich dargestellten Momente an, wo sie ihren beschämten Gemahl, der sie doch nicht hassen kann, wieder zu Gnaden annimmt. Früher sahen wir von Mad. Brede diese Darstellung auf unserer Bühne mit ähnlicher Vollendung. Die Kälte ihrer Nachfolgerin konnte uns nie für diese Bertha gewinnen. Mit weichem Herzen, das nur durch Eifersucht sich erbittert, stellte einnehmend Demoiselle Schubert die Adolphine dar. Hie und da wäre etwas mehr Zuspiel zu wünschen gewesen. Herr Wilhelmi gab den Student Müller mit reiner Innigkeit und Rechtlichkeit, und ward so recht wahr vom Feuer seiner Liebe in der Scene mit Gustchen hingerissen, daß er verdienten Beifall erwarb. Gustchen selbst würde das gewiß auch gethan haben, wäre ihre Parthie nicht überhaupt sehr in Schatten gestellt. Endlich stellte noch ein Herr Pletzsch, vom Fürstl. Schwarzburgischen Hoftheater zu Sondershausen – einer uns übrigens unbekannten Bühne – den Gärtner Michel als Gast dar. Wir thun am Besten, weder Gutes noch Böses über dessen Leistungen zu sagen, und bezeichnen sie dadurch vielleicht am angemessensten. Th. H. Am 26. August. Auf dem Theater in der Stadt. Johanna von Orleans, von Schiller. (S. Beilage.) Am 28. August. Auf dem Theater am Linkeschen Bade. Leichtsinn und gutes Herz. Lustspiel in 1 Akt, vom Schauspieler Hagemann. Diesesmal gab Herr Heuser den August. Feuer und reger Wille waren in dem jungen Manne nicht zu verkennen, doch trieben sie ihn fast stets zu weit, zu einer Schnelligkeit des Sprechens, wodurch er unverständlich und zu einer Gewaltsamkeit der Bewegungen, wodurch er unwahr ward. Leider bemer ken wir auch an ihm den Fehler des Verschluckens oder Absterbenlassens der letzten Worte in langen Redesätzen. Vermeidet er diese Klippen, so dürften seine Anlagen ihn gewiß noch zu einer Stufe der Kunst führen, auf welcher er erfreulich zum Ganzen mit wirken kann. Hierauf folgte, da wegen unvermeidlicher Hindernisse das angesetzte Stück, das Hausgesinde, nicht gegeben werden konnte, die beiden kleinen Savoyarden worin besonders Dem. Julie Zucker als Josepho, und mit Recht sehr wohl gefiel. Th. H.