## Title: Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 22. Februar bis 7. März 1824 ## Author: Th. Hell ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031095 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Chronik des königl. sächs. Hoftheaters in Dresden.Am 22. Febr. Die Strelitzen. Historisches Schauspiel von Babo. Am 23. Febr. Menschenhaß und Reue. Wegen plötzlich eingetretener Unpäßlichkeit von Hrn. Heine, hatte Hr. Burmeister d. jüng. die Rolle des Peter übernommen und führte sein Impromptü gut durch. Am 24. Febr. Die Entführung aus dem Serail. Am 25. Febr. Didone abbandonata, (Die verlassene Dido). Der Componist dieser Oper, Herr Reissiger, war bei der heutigen Vorstellung selbst zugegen, und mit derselben ungemein zufrieden, wie denn auch das Publikum mit größerer Wärme seinen Beifall kund gab. Der junge Tonsetzer wird es über sich gewinnen, Einiges, besonders aus dem zweiten Akte, zu streichen, und dann ist zu hoffen, daß sich sein Werk gewiß auf dem Repertoire erhalten werden. Am 26. Febr. Zum erstenmale: Ahasverus, der nie Ruhende. Romant. Schauspiel mit Gesang und Tanz. Die Musik von Mozart, aus dessen Werken, und für das ganze Orchester arrangirt von Ignatz Ritter v. Seyfried. – Am beßten ist es wohl, über das Stück selbst ganz zu schweigen. Es gehört offenbar unter die schlechtesten, die je von französischem Boden – denn daher ist es entsprossen – auf deutschen übertragen worden sind, und wir bedauern den Uebersetzer, dem diese Aufgabe zu Theil ward. Einmal hat er jedoch im zweiten Akte einen Anlauf in's Pathos genommen, der gar nicht übel ist, aber sich bei der Aermlichkeit der Intrigue und der Flachheit der Sprache im ganzen Stücke nur um so komischer ausnimmt. Also gleich zur Musik. Wer hörte hier aber den Namen Mozart und erwartete nicht einen hohen Genuß? In gewisser Maße ward er uns auch zu Theil, aber – schelte man wie man wolle – bekennen müssen wir doch, daß er uns nicht vollkommen rein und genügend erschien. Wir argumentiren so: je größer und wahrhaft genialer ein Tonsetzer ist, um destomehr prägt er seiner Musik den Charakter ein, den das Instrument, für welches er sie setzt, erfordert, und wodurch es sich von allen übrigen unterscheidet. Ist das Instrument, für das er arbeitet, also die Stimme, so behandelt er den Satz gewiß ganz anders, als wenn er für die Violine setzt, für diese aht er wieder ganz andere Gänge und Tonverschlingungen, als wenn der dem Pianoforte die Hauptstimme gibt, und völlig verschieden ist das, was er für's ganze Orchester schreibt, von dem, was bloß zur Quartettausführung bestimmt ist. Somit aber ist das Verdienst Seyfrieds zwar zwar eben so wenig als die Geschicklichkeit zu verkennen, mit welcher er das, was Mozart zu andern Zwecken schrieb, nun theils dem vollen Orchester, theils der Singstimme aneignet, aber uns ist stets etwas Störendes darinnen erschienen, wie das zwar alles gar schön, aber doch nicht völlig für die Art der Vorstellung geeignet sey, wie es uns jetzt gegeben ward, und nur in den wenigen Parthieen, welche ursprünglich für den Gesang bestimmt waren, fanden wir uns völlig befriedigt. Mögen wir uns vielleicht selbst so den Genuß verdorben haben, indem wir von vorgefaßter Meinung ausgingen, so sey es darum. Bei den Wiederholungen zeigte es sich aber doch, daß auch noch mehrere Zuhörer unserer Ansicht beitreten, denn Isabellens Arie aus cosi van tutte und der Canon im dritten, so wie das Lied im zweiten Akte, blieben immer die am meisten Gefallenerregenden Parthieen, wozu nur noch, wegen der allerdings sehr vorzüglichen Ausführung, das Thema mit Variationen im ersten Akte und das Schlußchor desselben kam. Ueberhaupt waren die sehr schwierigen Chöre in diesem Schauspiel sehr gut einstudirt, und wurden mit Fließ vorgetragen, so wie sich die königl. muisk. Kapelle in den leider vom Publikum wenig beachteten Intermezzi durch Rundung und Zartheit des Spiels, wie in anderen Parthieen, durch Kraft und Zusammenklang auszeichnete. den Darstellern ist eine so unseelige Aufgabe gemacht, daß sie mit dem beßten Willen aus ihren Rollen keine Kunstwerke schaffen könnnen. – Recht brav war auch von Herrn Gärtner das Zigeuner-Ballet erfunden, einstudirt und ausgeführt. Am 28. Febr. Dasselbe. Am 29. Febr. Die Bürger in Wien. Hr. Keller ward als Staberle von dem sehr heiter gestimmten Publikum gerufen. Am 1. März. Prinz Friedrich von Homburg. Am 2. März. Die Herren Thomas und Saißmann von der großherzogl. Hessen-Darmstädtischen Kapelle bliesen zuförderst ein Allegro von Lindpaint für zwei Waldhörner. Schon hier zeigte sich Schönheit und Kraft des Tons bei großer Fertigkeit, doch wollte die Composition selbst nicht so ansprechen, als nach dem ersten Stücke: Ich irre mich nie, ein von ihnen vorgetragenes Adagio und Variationen von G. Schunke. Hier ärndteten sie den lautesten Beifall verdientermaßen, und besonders machte das in der einen Variation angebrachte Echo einen ungemein angenehmen Eindruck. Wer die Schwierigkeiten des Instrumentes kennt, wekches diese beiden Künstler bliesen, wird gewiß ihrer Virtuosität die vollkommenste Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Den Beschluss machte: Der Hofmeister in tausend Aengsten, Lustspiel in 1 Akt nach Franz. von Th. Hell, wo Hr. Pauli in der Rolle des Magister Lassenius einstimmig gerufen ward. Am 4. März. Neu einstudirt: Der Lügner. Lustspiel in 5 Akten nach Goldoni, neu bearbeitet von Ehrimfeld. (L. Tieck.) Am 6. März. Il matrimonio segreto, ( Die heimlich geschlossene Ehe). Sigra. Constanze Tibald hatte die Rolle der Fidalma bei fortdauernder Krankheit übernommen und führte sie mit ungemein anmuthiger Komik durch. Ihr altmodiger Anzug paßte sehr gut zu dem ihres Buders Geronimo und gab dem Ganzen einen lächerlicheren Anstrich. Ein zahlreiches Publikum erkennte auch diese, so wie die trefflich Leistungen aller Übrigen, mit fortdauerndem Beifalle an. Am 7. März. Ahasverus, der nie Ruhende. Th. Hell.