## Title: Aufführungsbesprechung Dresden: Konzert der königl. Kapelle, Dez. 1821 ## Author: Anonymus ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030481 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz-Nachrichten.Dresden, Dec. 1821. […] Die dritte am 22. gehaltene große musikalische Akademie der königl. Kapelle war dadurch besonders festlich, daß sie den Vorabend des Geburtsfestes unsers allgeliebten Königs feyerte. Dem Eingange des Saales gegenüber war dessen schöne, in Lebensgröße ausgeführte Büste aufgestellt, die Inschrift: Justo mit einem Kranz umwunden, schmückte das Piedestal, eine Drapperie von Amaranth-Sammt mit einer goldenen Krone geziert, bildete den Hintergrund, um das Piedestal standen Palmen, blühende Sträucher und Blumen. Eine der herrlichen frühern Symphonien von Beethoven eröffnete das Tonfest; sie wurde mit hoher Vollendung ausgeführt. Unser braver Kirchensänger Sassaroli sang eine Kavatine von Caraffa; eine plötzlich eingetretene Heiserkeit trübte seine klangreiche Stimme. Dann hatten wir die seltene Freude, unsern trefflichen Koncertmeister Polledro in einem Koncert von seiner eigenen Komposition zu hören. Dieser Meister übertraf sich selbst; das Publikum war entzückt von seinem ausgezeichneten Vortrag; eigenthümliche Grazie beseelt sein Spiel, die Töne sind weich und zauberisch süß verschmolzen, bald athmet das innigste Gefühl darin, sie scheinen der Brust des Sängers zu entquellen und höhern Reichthum in ihren kühnen Wendungen zu enthalten, als die menschliche Stimme vermag. Die Fertigkeit dieses Meisters in Doppelgriffen ist bekannt und außerordentlich; auch bey diesen behält sein Ton vollkommene Schönheit. Im zweyten Theil wurde die Jubel-Kantate wieder aufgeführt, welche Kapellmeister C. M. v. Weber 1818 zur Regierungs-Jubelfeyer unsers geliebten Königs komponirte. Der Kunstwerth und der gefällige Reiz dieses Werkes, schon damahls allgemein anerkannt, machten auch dießmahl wieder den angenehmsten Eindruck. Mlle. Funk sang ausgezeichnet schön. Möchten wir einmahl die Freude haben, das treffliche Carmen saeculare wiederhohlen zu hören, welches damahls unser talentvoller Morlacchi [zu] demselben Endzwecke komponirte. Der berühmten Oper: der Freyschütz, welche auch bey uns einstudiert wird, sehen wir erwartungsvoll entgegen. […]