## Title: Bericht über Weber-Aufführungen im Leipziger Theater im Frühjahr 1827 ## Author: anonym ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032546 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Correspondenz.Leipzig. Die Oper Oberon hat eine neue Besetzung erhalten, um während der Messe mit diesem Cassenstück häufiger wechseln zu können. Wir wollen das doublirende Personal kürzlich erwähnen. Hr. Vogt (Oberon) ist zwar Tenorist, aber eine Oberonsstimme besitzt er nicht. Seine Stimme ist überhaupt nichts weniger als angenehm; die höheren Töne sind unangenehme Gaumentöne, und die unteren breit und klanglos; das sogenannte Metall wird aber ganz vermißt. Dazu gleicht sein Spiel in dieser Rolle, als ob er sich dem geistlichen Stande gewidmet hätte und überall Versuche im Predigen anstellen wolle. Herr Höfler (Hüon) hat bewiesen, daß er noch gehörig singen kann. Sein Gesang als solcher, ist dem des Herrn Vetter bei weitem vorzuziehen, nur daß die Stimme des Letzteren ganz jugendlich und stärker ist. Die Stimme des Herrn Höfler ist aber immer noch wohltönend und angenehm, | wobei es an nöthiger Kraft durchaus nicht fehlt, indem er die Parthie des Hüon so tadellos durchführen konnte. Der größere Theil des Publicums bedauert es, Herrn Höfler zu Ostern d. J. verlieren zu müssen. Wir wünschen ihm auf seiner Kunstreise das beste Glück. Mad. Streit (Rezia) ist in mehrfacher Rücksicht zu loben. Nur der erste Act fiel nicht nach Wunsch aus. Dagegen sang sie die große Arie des zweiten Actes und die des dritten Actes mit wohlthönender Stimme, mit Gefühl und ziemlich richtig vertheilter Kraft. […] […] Sonst ist noch zu bemerken: die Gedächtnißfeier Weber’s, von der schon alle Blätter gesprochen haben, und Frau v. Zieten, als Fatime im Oberon zum erstenmal sich auf der Bühne versuchend. Von jener Gedächtnißfeier ist nur noch nachträglich zu erwähnen, daß das Singen lassen der Bilder aus Euryanthe und Oberon eine ganz neue und ziemlich gewagte Erfindung war, und von Frau von Zieten ist zu sagen, daß sie reichen Beifall ärndtete, jedoch Mad. Devrient keinesweges erreichte.