## Title: Caroline Pruckner an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Wien, Freitag, 24. Juni 1870 ## Author: Pruckner, Caroline ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043564 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Hochgeehrter Herr Jähns Zu erst meine Entschuldigung über meine letzten hastigen Zeilen, allein ich erhielt Ihre Zeilen mit Hut u Stock gerade nach meiner Lection eilend. Ich kenne den höchst würdigen liebenswürdigen Herrn General welcher stolz ist daß eine Partitur seines Vaters in der Hofbibliothek ist. Er würde das Herausnehmen dieses Werkes als einen Raub der Auszeichnung seines Vaters | ansehen, u ich würde eben so fühlen umsomehr als er ja viele Partituren seines Vaters besitzt. Er wollte nur den Text erfahren um Ihnen der Arie wegen gefällig zu sein. Nun zu meinem Glückwunsch daß Sie uns der liebe Gott erhalten hat. Es wäre doch zu traurig wenn so ein edler hochbegabter Mensch, deßen Geist nicht alt wird, deßen Herz so reiche Liebe im Kreise seiner Familie findet, hätte scheiden müßen. Nun sind Sie aber auch nicht zu fleißig lieber Freund erhalten Sie sich, für die Ihren | für die Kunst u Ihre Freunde welche gewiß so wie ich an allem recht viel Theil nehmen. Die Namen der wichtigsten Ma[e]nner Wien’s für den Fall Sie eine Besprechung Ihres Werkes wünschten, wissen Sie? Zur Vorsicht notire ich Sie Ihnen. Doctor E Schelle Musik-Referent der alten Preße. Stadt Alterfleischmarkt Wolfergaße N 8. II Stock. Professor Dr E Hanslick S Musik-Referent der neuen freien Preße. Stadt Grünangergaße N 3. 2 St. | Dr Ludwig Speidel Musikreferent des alten Fremdenblattes. Landstraße Ungargaße N 21. Benöthigen Sie irgend Etwas so disponiren Sie ganz über die sich u[e]ber Ihre wiedererlangte Gesundheit herzlich freuende Pruckner 24.