Webers Kutschen Frank Ziegler

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Die Notwendigkeit längerer Reisen und die mangelnde Bequemlichkeit der Postkutschen führten schon früh zu dem Wunsch Webers, einen eigenen Reisewagen zu besitzen, zunächst nur kurzfristig (1811/12, 1814), ab 1815 dauerhaft. In den Tagebuchnotizen (seltener auch in den Briefen) des Musikers finden sich zahlreiche diesbezügliche Hinweise, die ohne Kontextinformationen teils nur schwer verständlich sind, so dass eine kurze Übersicht gerechtfertigt erscheint. Lange blieb es, von einem kurzen Intermezzo 1822 abgesehen, bei der eigenen Kutsche; Pferde schaffte Weber erst 1824 an, verbunden mit der Einstellung eines Kutschers. Bis 1824 wurden für die Reisen in der Regel Postpferde gemietetVgl. Webers Brief an Treitschke vom 17. Dezember 1821, in dem er im Vorfeld seiner geplanten Wien-Reise (1822) darauf hinwies, dass er „einen eignen Wagen habe und nur 2 Extrapostpferde brauche“. und Lohnkutscher befristet angestellt, und zwar ausschließlich für die An- und Abreise. An den Zielorten selbst nutzte Weber, um die Kosten für die Miete und Unterbringung der Pferde sowie den Lohnkutscher zu sparen, die örtlichen Droschken.

In den Tagebüchern finden sich zahllose auf die verschiedenen Kutschen Webers bezogene Rechnungsposten, nach der Anschaffung u. a. für Reparaturen und Umbauten, Kosten für das Unterstellen (Miete), das Wagenschmieren, die Beleuchtung etc.

Eine erste eigene Kutsche (1811/12)

Vor der Konzertreise, die Weber gemeinsam mit Heinrich Baermann von München über Böhmen und Mitteldeutschland nach Berlin führte, kauften die beiden Musiker im November 1811 gemeinsam einen Reisewagen; die Kosten von 160 Gulden (80 pro Person) sind im Tagebuch am 13. November und 27. November 1811 festgehaltenLaut Max Maria von Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, Bd. 1, Leipzig 1864, S. 308 war der Wagen „zweisitzig, kräftig, behaglich“.. Weber blieb 1812 länger in Berlin, während Baermann im März mit der Kutsche nach München zurückreiste und Weber seinen Anteil auszahlte. Dieses Geld floss in dessen Schuldenrückzahlung nach Stuttgart, wie ebenso aus dem Tagebuch hervorgeht (Notizen vom 28. März und 31. Dezember 1812; vgl. auch die Notizen zur Schuldenabtragung).

Die geliehene Kutsche (1814)

Für seine Rückreise von Berlin nach Prag ab 5. September 1814 bekam Weber, wie man seinem Brief an Lichtenstein vom 18. Oktober 1814 entnehmen kann, von Heinrich Kisting einen Reisewagen geliehen, den er entweder bezahlen oder nach Berlin zurückschicken wollte. Im Oktober 1814 stellte er diesen Wagen dem Ehepaar Eberwein für dessen Rückreise von Prag nach Weimar zur Verfügung, verbunden mit denselben Auflagen (Verkauf und Bezahlung an Kisting bzw. Rücksendung). Nachdem dies bis April 1815 nicht erfolgt war, bat Weber den befreundeten Carl Bertuch in Weimar im Brief vom 25. April 1815 um Unterstützung und schilderte den Sachverhalt ausführlich. Sein Hilfeersuchen erneuerte er am 11. September 1815, zahlte aber, um Kisting nicht länger warten zu lassen, diesem laut Tagebuchnotizen aus eigener Tasche 132 Gulden in zwei Raten am 11. September und 14. Oktober 1815). Bertuch ließ sich vom Sattler C. Schmalz einen Kostenvoranschlag für die notwendige Reparatur geben und diese offenbar anschließend auch ausführen. In der ersten Jahreshälfte 1816 gelang schließlich der Verkauf der Kutsche an den Weimarer Schmied Heyne, wie aus einem Brief von Vater Friedrich Justin Bertuch hervorgeht. In seinem Schreiben vom 3. Juni 1816 bedankte sich Weber für die Erledigung; der Geldeingang ist im Tagebuch am 4. Juni notiert.

Webers Kutsche 1815 bis 1823

Im April 1815 erwarb Weber den ersten Reisewagen, den er längere Zeit behielt. Die Kosten beliefen sich laut Tagebuch zunächst auf 650 Gulden (Notiz vom 12. April), summierten sich aber inklusive Umbauten und Nachrüstungen bald auf insgesamt über 750 Gulden Wiener Währung (Notiz vom 8. Juni), was für einen recht luxuriösen Wagen spricht, den Weber in einem Brief vom 14. Juni 1816 stolz als seinen „Staatswagen“ bezeichnete. Die erste Reise mit dem neuen Gefährt führte 1815 über Hradek nach München und zurück nach Prag. Diesen Wagen nahm Weber auch 1816/17 bei seinem Wechsel von Prag nach Dresden (über Berlin) mit und absolvierte mit ihm seine Reise 1820 durch Norddeutschland. Nach einem Unfall auf dem Weg nach Bremen am 21. August ließ Weber die Kutsche allerdings in Hamburg zurück, wo er neue, breitere Achsen anfertigen ließ (vgl. die Abrechnung im Tagebuch am 24. Oktober 1820); die Rückreise von Hamburg nach Dresden trat er dann mit dem umgebauten Wagen an. Verkauft wurde diese Kutsche erst während des Wien-Aufenthalts im Herbst 1823, wie aus der Tagebuchnotiz vom 31. Oktober hervorgeht.

Webers Kutsche ab 1823

In Wien sah sich Weber im Herbst 1823 nach einem neuen Wagen um; unmittelbar nach seiner Ankunft dort ist im Tagebuch am 24. September ein diesbezüglicher Besuch beim Sattler Neubauer festgehalten. Briefe an Ehefrau Caroline (vom 22. Oktober und 1. November) zeugen von Verzögerungen bei der Fertigstellung. Die ältere Kutsche konnte Weber laut Tagebuch in Zahlung geben; die Auslieferung der neuen erfolgte am 4. November, und bereits am Tag darauf trat Weber mit ihr die Rückreise nach Dresden an. Der Kauf der neuen Kutsche gab vermutlich auch die Anregung zum Erwerb der eigenen Kutschpferde im Februar 1824, und so konnte Weber von seiner Reise nach Ems 1825 im Brief vom 4. Juli an die Ehefrau Caroline schwärmen: „solches Reisen ist eine wahre Spazierfahrt“. Auch zu Ende desselben Jahres auf der Fahrt nach Berlin pries Weber seinen Wagen im Brief vom 5. Dezember als bequem und behaglich, nach der Rückreise beklagte er im Brief an Lichtenstein vom 5. Januar 1826 allerdings die Federung („der Wagen stieß entsezlich“).

Webers Zweitkutsche ab 1826

Trotz der weitgehenden Zufriedenheit mit dem in Wien erworbenen Wagen plante Weber bereits 1825 für die Reise nach London den Kauf einer zweiten Kutsche, wie aus seinem Brief vom 29. November an Gottfried Weber hervorgeht. Caroline von Weber hatte dazu geraten, einen geschlossenen Typ zu wählen (vgl. ihren Brief vom 17. Februar 1826), was sich besonders auf der Reise-Etappe ab Frankfurt/Main bei „immerwährend[em] Regen, Schnee, und Sturm“ (vgl. Brief vom 25. Februar) bewähren sollte.

Entschieden hatte sich Weber, wie er am 1. Februar 1826 im Brief an Friedrich Kind schrieb, für eine Batarde. Dieser Wagentyp wurde wegen seiner „Vortrefflichkeit, Leichtigkeit [und] Bequemlichkeit“ gepriesen und „Reisenden von Stande gar sehr empfohlen“. Er bot trotz seiner „niedliche[n] Form“ viel Platz für Gepäck: „[...] vorn am Kasten ist ein Vorsprung, der von außen einen Kutscher oder Bedientensitz, und von innen in seinem Bauche überflüssigen Platz zur Schatulle &c. und anderem Reisegepäcke gewährt, wobey die Klappe, die ihn inwendig verschließt, zugleich einen Tisch mit Ressorts zum Auf- und Niederlassen bildet. Zwischen den Vorderrädern wird ein Koffer, und hinten noch einer, nebst dem Bedientenbocke angeschraubt; oben auf dem Kasten läßt sich, wie auf jeder Kutsche, eine Vache [= lederbezogener Kutschenaufsatz als zusätzlicher Stauraum] anbringen.“Vgl. Heinrich August Ottokar Reichard, Der Passagier auf der Reise in Deutschland, in der Schweiz, zu Paris und Petersburg. Ein Reisehandbuch für Jedermann, 4. Aufl., Bd. 1, Berlin 1811, S. 155f.

Weber erwarb den Wagen laut Tagebuchnotiz am 2. Februar 1826, zwei Wochen vor der Abreise nach London, offenbar gebraucht von Rudolph von Könneritz samt Zubehör (Vache, Koffer, Hutfutteral etc.) für 400 Taler und beschreibt ihn in seinem Brief an Gottfried Weber vom Folgetag als Zweisitzer „mit einem Noth-Rüksitz“. Nach der ersten Reise-Etappe bis Leipzig beruhigte er die in Dresden gebliebene Ehefrau Caroline im Brief vom 16. Februar: „das ruhige Sizzen im guten Wagen war mir eine ordentliche Erholung“; auch im Brief vom 18. Februar pries er das Gefährt als „gar zu bequem“. Mit der neuen Kutsche reiste Weber gemeinsam mit seinem Begleiter Fürstenau bis Calais, wo der Wagen laut Tagebuch am 4. März 1826 abgestellt wurde; nach der Schiffspassage nahm er ab Dover die übliche „Express Coach“, die er in den höchsten Tönen lobte (vgl. die Briefpassage vom 6. März). Nach dem Tod Webers befürchtete Fürstenau, die auf Webers Namen abgestellte Kutsche nicht ausgehändigt zu bekommen, und bat, den Wagen vor Ort verkaufen zu dürfen, um zu große Kosten bei der Rückreise zu vermeiden (vgl. Brief vom 6. Juni 1826).