WeGA, Briefe, Digitale Edition Marie von Bentzel-Sternau an Charlotte von Schiller in Weimar<lb/> Mannheim, Freitag, 13. Dezember 1811 Benzel-Sternau, Marie Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

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Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

enthält Empfehlung C.M.v.Webers an Charlotte von Schiller in Weimar, mit der Bitte, ihn an die Großfürstin Maria Pawlowna zu vermitteln; im übrigen Erinnerungen an frühere gemeinsame Zeiten mit Schiller, Begegnungen mit seinem Sohn Karl; berichtet über die Versetzung ihres Mannes nach Frankfurt Als Sie mir schrieben, liebe theure Freundin D Weimar Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv Schiller: 1894

1 DBl. (4 b. S.)

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Benzel-Sternau, Marie Mannheim 1811-12-13 Schiller, Charlotte von Weimar German Obsoletes Element tei:textClass entfernt Text eingefügt aus Drittbriefe-Datei Faksimiles verlinkt ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Mannheim a. 13ten Dezember 1811.

Als sie mir schrieben, liebe theure Freundin, da muste es Ihnen schon Ihr Herz sagen, welch stilles Glük Sie mir in diesen Güte athmenden Zeilen bereiteten und ich kann es oft kaum fassen wie ich so lange zögerte Ihren diesen unendlichen Genuß zu verdanken, der vorige Winter vergieng mir trübe, beinahe ununterbrochen an Gichtschmerzen leidend konnt' ich nur selten das Bett verlassen dies war die erste Veranlassung meines Stillschweigens, etwas falsche Schaam gesellte sich in der Folge zu dieser, und kaum hätte ich den Muth Ihnen liebe theure Frau heute zu schreiben gäbe mir nicht der Genuß welcher Ihrem Kunstschäzenden Gemüthe durch den Überbringer werden soll, den Muth dazu und die Hofnung auf Ihre Nachsicht. Hr. v. Weber hat uns durch seine genialen Tondichtungen wie durch sein ausübendes Talent so schöne Stundten geschenkt daß ich sie gerne mit allen theilen mögte die mir lieb sind und wem könnt ich diese Freude lieber gönnen als Ihnen theure Freundin; nehmen sie ihn mit derselben Güte auf die Ihnen eigen ist und die mir unvergeßlich bleibt. Sie haben geliebte Frau meinem Gemüthe ein Heimweh zurückgelassen daß ich Ihnen oft im Geiste über Berge und Thäler folge und es nicht meine Schuld ist wenn Sie den Segen meines Herzens nicht lebendig fühlen. – Oft rufe ich mir die Bilder von dem Geliebten vor die Seele die Sie theure umgeben – denke mir das Zimmer das Sie bewohnen, die Gegenden wo Sie die Freuden der Natur genießen – den Kreiß der edlen Freunde die sich an Ihrem köstlichen Herzen laben, und an diesen Bildern knüpft sich so manche schöne Erinnerung vergangener Zeit, vielleicht lebt auch mein Andenken noch in einiger Herzen, grüßen Sie diese Alle, meine gute Caroline Eglofstein vorzüglich sie soll mein Stillschweigen nicht verkennen ich kann ihr nicht schreiben ohne dessen zu erwähnen den wir beide so innig liebten, der auch uns liebte, und: den uns keine Thräne wieder giebt; – diese Wunde schmerzt noch zu sehr ich kann nicht darüber schreiben. – Grüßen Sie auch die gute Kiele, Karl Bertuch, MaierVermutlich Johann Heinrich Meyer (1760–1832), Goethe-Meyer oder (in Anspielung auf das Schwyzer Deutsch) Kunschtmeyer genannt, Goethes Freund, Zeichenlehrer und Kunsterzieher, alle waren seine Freunde und was er liebte bleibt mir ewig theuer. – Ihren guten Sohn sehen wir minder oft als wir wünschten, wir begegneten uns in Zürich er war im Begriff dieselbe Reiße anzutreten die wir eben vollendet hatten; wie freute ich mich des Genusses der ihm bevorstand. Mit welchem Gefühl hab ich dies Zauberland betreten, seinen klassischen Boden, und wie war mir als ich dort Ihren Tell wiederlas o, warum konnten Sie nicht mit uns sein! – Vor wenig Tagen besuchte uns ihr Karl hier, wir sprachen viel von dem schönen Wunderlande, viel von Ihnen liebe Freundin, wie freue ich mich der Hofnung Sie noch hier zu sehen, sie wissen daß mich das Frühjahr nach Frankfurt ruft, mein guter Mann schon ende dieses Monats dahin abgehen muß, o kommen Sie bald daß wir uns noch in Heidelberg wiedersehen, denn ich ahnde daß Ihr Aufenthalt in Frankfurt nur vorübergehend sein würde. Denken Sie noch unseres Pläzchens und jenes himmlischen Abends auf dem Schlosse. Möchten Sie ihn nie vergessen, so bin auch ich Ihres Andenkens gewiß. – Strafen Sie mich nicht für mein Stillschweigen, mein Herz ist immer gleich warm und beredt, wenn auch meine Feder lange ruhen sollte. Nochmals empfehle ich Ihnen meinen Schüzling, er ist auf seiner Reiße nach PetersburgWeber befand sich zu dieser Zeit auf gemeinsamer Konzerttour mit Baermann nach Prag (4. bis 23. Dezember), Leipzig (27. Dezember 1811 bis 16. Januar 1812), Gotha (17. bis 26. Januar), Weimar (27. Januar bis 4. Februar), Dresden (5. bis 19. Februar) sowie Berlin (ab 20. Februar). Er plante ursprünglich von Berlin aus weiter nach Hamburg, Kopenhagen und Petersburg zu reisen (vgl. Brief an G. Weber vom 31. Dezember 1811), was sich allerdings zerschlug (vgl. Brief an Gänsbacher vom 20. März 1812. ; sehr glücklich würde es ihn machen der Grosfürstin vorgestellt zu werden und vor ihr spielen zu dürfenZu den ersten Begegnungen mit der Großfürstin in Weimar vgl. TB 31. Januar und 2. Februar 1812. Seine Komposizionen athmen Geist und lieblichkeit, sie tragen ihr eignes Gepräge, – seine Phantasien sind oft hinreissend schön, und befriedigen den zartfühlenden wie den verstehenden gleich sehr. Leben Sie wohl, schreiben sie mir viel von Ihrem innern und äußern Leben, kommen Sie bald zu uns, mein Mann bittet um Ihr ferneres Andenken, schreiben Sie mir ob Sie über Frankfurt reißen daß er es wisse und sich einstweilen darauf freue. In Aschaffenburg sah er Fr. v. WollzogenCaroline von Wolzogen (geborene Sophie Caroline Auguste von Lengefeld; 1763–1847), Schwägerin Friedrich Schillers und konnte mit ihr von Ihnen sprechen und von Ihnen hören. – Was macht Ihr junger DichterErnst Friedrich Wilhelm Schiller (1796–1841), jüngerer Sohn der Schillers, von dem eine Anzahl dichterischer Versuche erhalten sind, was CarolineCaroline Luise Friederike Schiller (1799–1850), verh. Junot, ältere Tochter der Schillers, was die kleine muthwillige Emilie; Sie werden Karl noch gewachsen und zugleich stärker finden; empfehlen Sie ihm Schonung seiner Augen; ich glaube er sollte dafür brauchen, er leidet oft daran. – Noch einmal leben Sie wohl, ich denke Ihrer so oft, mit so herzlicher Liebe, dürfte ich dieser folgen, Sie erhielten heute ein Buch von mir. – Von ganzer Seele

Ihre Marie

P.S. auf S. 1: Wissen Sie daß Ihr Apis[??] zum Badenschen Hof umgetauft ist!!!