WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 22. Oktober 1818 (Teil 2 von 2) Böttiger, Karl August Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Albrecht, Christoph Fukerider, Andreas

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Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 15. bis 22. Oktober 1818 (Teil 2 von 2), diesmal über das Violinkonzert von Rode, und Der unterbrochene Schwätzer von Contessa. Der erste Teil erschien in der vorigen Ausgabe. Böttiger, Karl August Nachrichten aus dem Gebiete der Künste und Wissenschaften Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden Winkler, Karl Gottfried Theodor Kind, Friedrich Abend-Zeitung Arnoldische Buchhandlung Dresden 2 266 7. November 1818 2v Fraktur

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Beschluß der Darstellungen vom 22. October.

Nach diesem Stücke ließ sich Hr. Carl Maria von Bocklet aus Prag mit einem Concert von Rode auf der Violin hören. Lange erinnere ich mich, außer Polledro, Durand und Rode, keinen so vorzüglichen Violinspieler gehört zu haben, wie dieser noch sehr junge Virtuose ist. Sein Strich ist frei, gleich, ruhig und fest, sein Ton nicht ausgezeichnet stark (was wohl zum Theil am Instrument liegen mag), aber dennoch voll, hell und sehr angenehm. Seine Intonation ist durchgängig rein und sicher, und mit großer Fertigkeit und ungezwungener Leichtigkeit in Passagen verbindet er Geschmack und Zartheit im Vortrage und einen guten äußern Anstand. Ausgerüstet mit diesen Eigenschaften ist daher Hr. v. B. Wohl mit vollem Rechte als einer der vorzüglichsten Virtuosen zu schätzen, und läßt bei seiner Jugend (er kann kaum 17 Jahre zählen,) und bei seiner jetzt so seltenen Bescheidenheit noch Vieles erwarten. Möge Hr. v. B. überall die gute Aufnahme und die Aufmunterung und Unterstützung finden, die er vor manchem Andern verdient, und die durchaus erforderlich sind, um den Künstler zum Ziel zu führen. Wie sehr das hiesige Publikum sein Talent und seine Verdienste anerkannte, wir ihm der allgemeine, rauschende Beifall gezeigt haben, den man ihm so aufrichtig zollte. Wir hätten gewünscht, ihn öfter zu hören.

F.

Dieses Violinconcert machte einen sehr passenden (und so öfters zu wünschenden) Uebergang zu einem, auf unsrer Bühne zum erstenmal gegebenen, einaktigen Lustspiel von D. Contessa. Es war de Launay's parleur interrompu, von dem uns durch seine frühern Originalstücke schon längst theuer gewordenen Dichter, mit etwas Witzspiel gewürzt, und für deutsche Gaumen, die bloße Uebertragung durchaus fad und unschmackhaft finden würden, verständig zugerichtet. Dem kleinen, wohlausgestatteten Stück wiederfuhr von unserm sinnvollen Künstlervereine volle Gerechtigkeit, und des Lachens und Beifalls war viel unter den belustigten Zuschauern. Hr. Hellwig gab der stets gestopften und durch allerlei komische Dämpfer gehemmten Zungenfertigkeit alle, immer auf's neue bis zum Losplatzen anschwellende Ungeduld, ohne welche die kleine Schüssel weder Salz noch Schmalz hätte, höchst ergötzlich, und verdiente, besonders in der entscheidenden Hauptscene, wo er vom Ochsenauge (oeil de boeauf), dem Fenster über der Bibliothek herab, mit einer immer verstärkten (und doch nie sich überpurzelnden) Geläufigkeit den lang zurückgehaltenen Redefluß herabströmen läßt, allgemeinen Beifall, und so that auch am Schluß das (übrigens wohl etwas gewagte) Hervorspringen hinter den schon herabgefallenen Vorhang, mit hastiger Rede, als erschien uns das verkörperte Echo noch einmal, und mit der äußerst lustigen Ankündigung: - nun, künftig hoff' ich Ihnen mehr zu sagen, seine voller Wirkung. Aber auch Hr. Metzner, als Smalt, entsprach der Aufgabe sehr gut. Gerade so muß der zornige Sprudler und Stottrer sich gebehrden und auspusten! Hr. Burmeister gab den grämelnden, von zwei Narren so umlagerten Bertram gleichfalls recht brav, bestand das Wettrennen mit dem Wettsprechen am Ende sehr gut, und führte in der dritten Scene den komischen Wortwechsel (fast in lauter Monosylbaten) ganz so, wie es allein Wirkung thun kann. Es versteht sich, daß Mad. Hartwig, der verschmitzten und auch nicht wortkargen Lisette, und alle übrigen Mitspieler, ihren Rollen auch nichts vergaben. Alles war herrlich eingeübt und bewieß zur Gnüge, was tüchtiges Einstudiren und Einprobiren auch aus einem nur unbedeutenden Stoffe herausbilden und gestalten können!

Die heutige Vorstellung erfreute sich der Gegenwart der beiden Dichter mit sichtbarer Wechselwirkung auf Bühne und Publikum. Mögen sie, die Kunst und Freundschaft umschlingt, vereint noch viel Ausgezeichnetes erschaffen, uns noch ähnliche, ja noch erwachsenere und größere Geisteskinder vorführen, und noch oft, Freude spendend und empfangend, in unsrer Mitte erscheinen!

Böttiger.