## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Dresden, erhalten Mittwoch, 6. Juli 1836 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046108 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Sie haben wohl schon oft gehört und erfahren mein guter Jähns dass die Leute die recht gut sind, von den Freunden am meisten in Anspruch genommen werden, und dass, in alle Liebe, und Güte, die armen Menschen mit Aufträgen und Bitten zu Tode gequelt werden. So geht es nun auch Ihnen mein Freund! Hätte Ihre Güte mich nicht so verwöhnt, würde ich es kaum wagen Sie, kurz vor Ihrer Abreisse, noch mit einer Bitte zu belästigen die Ihre gemessene Zeit in Anspruch nimmt. Aber mich entschuldige die Noth, und die Eile mit der Etwas von mir verlangt wird wass ich ohne Ihre Hülfe gar nicht zu schaffen vermögte. Meyerbeer, dem es doch nun endlich ganz Ernst mit Webers Oper zu sein scheint, verlangt nehmlich, in aller Geschwindigkeit, die Zusendung, der in beyliegenden Verzeichniss mit rothen Kreuz bezeichneten Musikstücke, von mir. Wahrscheinlich will er diselben zur Ergänzung der Oper benutzen. Ich habe nun aber von allen Verlangten fast gar nichts mehr, und wollte Sie daher bitten mein Freund einmal mit Schlesinger der doch fast alles gestochen hat, desshalb zu sprechen, und die Sachen auf unsere Rechnung bey ihm auszusuchen. Vielleicht könnte er sie auch durch Gelegenheit an seinen Sohn in Paris spedieren, denn mit der Post würde es doch wohl gar zu grosse Kosten machen. Oder, sollte nicht Moritz Schlesinger die Sache auch in Verlag haben? Könnte vielleicht Meyerbeer sie gleich von ihm beziehen? Wie ich höre, soll er für Frankreich die Oper in Druk erhalten, er thäte mir vielleicht schon desshalb den Gefallen und übergäbe sie an Meyerbeer. Bitte mein guter Jähns, sprechen Sie desshalb mit dem alten Schlesinger und ersuchen Sie ihn was er thut, bald zu thun, denn Beer wünscht die Oper noch in diesen Jahre zu beenden. Da ich aber nun einmal mit den Bitten im Zuge bin, ersuche ich Sie auch noch, wenn Sie vor Ihrer Abreise Lichtenstein noch sehen, ihn herzlich, herzlich zu grüssen, und ihm zu sagen „dass Herr Cerf die Euryanthe bey Winkler selbst bestellt habe, und nur mit Heinrich Beer wegen der Bedingungen unterhandelte, und dass wohl Beer die Oper nicht eher habe abliefern wollen bis er das Honorar erhalten.[“] Entschuldigt meine lieben Kinder mein übereiltes und gar zu schlechtes Geschreibsel aber ich fürchte die Post geht ab und mir ist jeder Augenblik kostbar. Auf jeden Fall erhalte ich nun heute oder morgen ein paar Zeilen von Euch die mir Eure Ankunft bestimmen. Von Lichtenstein habe ich viel Schönes über Sie gehört guter Jähns, und wie es mich gefreut können Sie denken. Doch Alles und über Alles nun bald mündlich. Grüssen Sie Ihre liebe Frau, und kommt gesund und froh zu Eurer C. v. Weber.