## Title: Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin. Dresden, erhalten Dienstag, 27. Dezember 1836 ## Author: Weber, Caroline von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A046112 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Heute meine Kinder kann ich Euch nur in aller Eile ein recht frohes und glückliches Weihnachtsfest wünschen, denn die arme Mutter Weber ist so in Anspruch genomen von Kindern, Freunden, und Bekanten, dass sie zu laufen, zu sorgen, zu nähen, zu stiken hat, bis auf den letzten Augenblik, und ihr die Zeit gar nicht zulangen will. Vor Allem muss ich aber mein Idamütterchen fragen, ob Sie gesund und heiter ist, und ob der kleine Notenmann sich brav aufführt? Dass der kleine Bursche schon, ehe er da ist, viel tausend schöne und nützliche Sachen zum Weihnachten geschenkt bekömt, kann ich mir wohl denken; ich konnte es aber dennoch nicht lassen auch ein wenig an ihm herum zu stichlen, und zu dem Ueberfluss, ganz demüthig meine kleine Gabe hinzu zu fügen. Mögt Ihr sie freundlich empfangen! Dem Vater Jähns aber schenke ich ein ganzes Haus, und welch ein Haus!! Der Anblick unserer kleinen Hosterwitzer Wohung, die Eure Liebe uns aufs neue geschmückt, mögen Euch die früheren Bewohner desselben, stets vergegenwärtigen, wie sie mit treuer Freundschaft an Euch hängen, und dankbar erkennen was Eure Kindesliebe für sie thut. Die Denkmünze wird Ihnen Freude machen weil der Kopf ganz ähnlich ist. Von Lichtenstein habe ich immer noch kein Lebenszeichen, und hoffe nun auch in diesen Jahre kaum noch auf die Freude. Er ist doch wohl? und die Seinen sind es auch? Grüsst alle 1000mal von mir und sagt ihm dass ich nicht den Muth hätte an ihn zu schreiben bis er geschrieben. Glauben Sie guter Jähns dass es ihm Freude macht, so geben Sie ihm doch ein Exemplar unseres kleinen Häuschens, und bezeichnen Sie ihm das Fenster wo der Kranz hängt als seines Freundes Stübchen. Der Mann mit den braunen Frak soll Jähns sein, und Sie werden fnden er ist herrlich getroffen —. Doch nun beste Kinder muss ich schliessen denn das Kistchen muss zur Post und ich auf den Christmarkt. Gott segen Euch Ihr Lieben! Ich umarme meine Ida und gebe dem Freunde die Hand. Die Kinder grüssen und küssen Euch. Behaltet uns lieb wie wir Euch. stets Eure Carolina v. Weber. Ja bald hätte ich meinen Auftrag vergessen! Der Bruder, des Herrn Brauer, welcher die Lithographie des kleinen Hauses besorgte, lässt Sie ergebens bitten ihm aufrichtig zu sagen ob man in Berlin nicht einige Abdrüke seiner Arbeit bey einen Kunsthändler unterbringen könnte. Der arme Mensch hofft dadurch vielleicht auf einen kleinen Erwerb. Ich habe ihm die Speculation für Dresden gestattet, und er scheint mit dem Erfolg zufrieden. Halten Sie aber die Sache für nicht thunlich, so sagen Sie es frey. Nochmals lebt wohl!