## Title: Friedrich Wilhelm Jähns to Ernst Pasqué in Darmstadt. Berlin, Sunday, November 27, 1864 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043072 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Berlin 27. Nov. 64. Mein sehr geehrter Herr und Freund. Sie haben mich durch Ihr freundliches Schreiben, das ich vorgestern erhielt, beschämt. Ich wollte jedoch nicht eher schreiben, bis ich nicht Antwort von Hn. v. W. aus Dresden erhielt auf die Sache mit Ihrer Zusendung an ihn, die ich ihm, mit Hülfe Ihrer Mittheilung, ausführlich vortrug. Bis heut ist nichts eingegangen und ich will nun nicht länger warten. – Zuvörderst die Nachricht, daß H: Jancke Ihren Brief einige Stunden, nach Eingang des Ihrigen an mich in Händen gehabt haben muß. Lassen Sie diesem für mich so ganz müssigen Auftrage bald solche folgen, wobei ich Ihnen thätiger nützlich sein kann, Darum bitte ich sehr, denn ich bin gar zu sehr in Ihrer schuld, denn wie gütig sorgen Sie unausgesetzt für mich. Wie wünsche ich darum, auch Ihretwegen, nur ein günstiges Resultat rücksichtlich der Canons, denn Sie würden Sich gewiß mit mir freuen. So aber fürchte ich jetzt, werden wir beide diese Freude nicht haben; denn jetzt habe ich wenig, eigentlich gar keine Hoffnung mehr. Noch habe ich keine Nachricht von Fr: Weber, doch ist es sehr unwahrscheinlich, daß gerade in dem letzten Fascikel ein neckischer Zufall den Schatz verborgen gehalten haben sollte. Haben Sie den neuen Freytagschen Roman „die verlorene Handschrift“ gelesen? Grade wie der suchende Professor darin komme ich mir vor. 2 Bände des Romans sind heraus; darin hat er noch nichts gefunden; im 3ten findet er gewiß was anderes als das verlorene Tacitus-Fascikel. Eine Frau fand er beim Suchen desselben freilich schon im 1. Band, u. zwar eine sehr gute; die habe ich aber auch schon, und zwar eine sehr gute ebenfalls; also dürfte unser Canons-Roman ohne Pointe ausfallen, und ich werde ihn, wie so manche andere noch ungelöste Situation als Styl-Studie bei Seite legen müssen. Recht begierig bin ich aber auf Ihr Werk bei Dancke, was ich mir geben lassen und mit großem Interesse lesen werde. Dann schreibe ich Ihnen wieder. Mit dem Zettel der Silvana ist mir eine große Freude gemacht; einmal, daß ich ihn habe, 2tens daß ich damit u. mit dem beigelegten Schreiben des Herrn Musikd. Goetermann ein Autograph dieses mit Recht geschätzten Componisten in Besitz bekomme. Empfehlen Sie mich gelegentlich dem tüchtigen Manne. Mein kleines Stück fertiges Manuskript meiner Arbeit behalte ich, Ihrer gütig mir dargelegten Ansicht der St[…]he nach, noch. Sie haben allerdings Recht; gar oft muß ich mich darin umsehen, denn so ein Werk ist wie ein großes Gewebe, alle Fäden hängen zusammen u. die „Weberei“ muß aufhören, sobald man einen Faden nicht zwischen den Fingern hat. Also später! Und nun für jetzt herzliches Lebewohl und wie immer den lebhaftesten Dank Ihres Ihnen warm ergebenen F.W.Jähns.