## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Moritz Fürstenau in Dresden. Berlin, Sonnabend, 27. Mai 1865 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043166 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Berlin Sonnabend 27. Mai. 65. Mein werther hochgeschätzter Freund. Zuvörderst herzlichsten Dank für Ihr gütigst bezeugtes Interesse in Bezug auf die Feier für unsern Weber. Daß, oder vielmehr da es der „Unsrige“ ist, läßt mich Ihre Mühen noch freudiger annehmen. Hoffentlich aber wird das Ganze gut. — Was die Gedenktafel anlangt, die ich schon am vergangenen Sonntag in meiner Akademie ausstellte u. mit Gesang u. Rede begrüßte, so ist sie höchst gelungen und würdevoll und wird dem Hause und Orte zu wahrer Zierde gereichen. Bis sie angeheftet sein wird, sind freilich noch tüchtige Arbeiten nöthig. | Danken Sie, bitte ich, den betreffenden Herren schon im Voraus. Wir singen nun 2 mal, zu Anfang u. zu Ende; mein Vortrag wird nicht lang sein, doch hoffentlich das Interesse der Versammlung nicht ungefesselt lassen. — Die Gedichte sende ich schon jetzt mit, damit Sie den Ton, worin das Ganze sich halten wird, schon jetzt wissen. — Ihre Notiz, daß am 2ten Feiertage die Kirche Hindernisse in den Weg legen wird, hat mich bestimmt, die ganze Feierlichkeit als Nachfeier des Todestages zu formiren und sie mithin auf Dienstag den 6. Juni, auf den 3. Festtag also, zu verlegen; da werden auch die Hℓn. Kapellmstr. besser können; auch den Intendanten Ihres Theaters hoffe ich einladen zu dürfen. | Ich denke das Ganze am Mittage, etwa 12 Uhr, zu machen, was sich freilich noch nach dem Schiff arrangiren wird, wie dies grade in Hosterw. oder Pillnitz ankommt. — Gern hätte ich auch eine kleine Probe gemacht von den beiden Liedern. Das 2te ist freilich zu bekannt, das 1ste ist aber schwer u. muß sehr gut gehen, wenn es wirken soll; dann aber ist es tief ergreifend. Vielleicht melden Sie mir noch, ob ich vielleicht die Stimmen schicken soll, damit namentlich das 1ste Lied noch in Bezug auf den neuen Text, der einige Änderungen in der Noten-Declamation nöthig macht, den Herren bekannt u. ein rechtes Ensemble vorbereitet werde. Da ich die Sänger gar | nicht kenne, so bitte ich meine Vorsicht zu verzeihen; ich glaube die besten würden sich nicht zurückziehen u. dann fiele die Vorsicht von selbst fort und ein Durchfliegen an Ort u. Stelle vorher genügte. Am Sonnabend Abend denke ich von hier abzufahren. Am Sonntag komme ich in die Kirche und suche Sie da auf; dort werden möglicherweise auch Ihre Sänger sein und es läßt sich dann vieles sogleich dort verabreden, vielleicht in der Nähe sogar proben. Ich überlasse dies alles Ihrer gütigen Anordnung. früh Morgens am Sonntag hole ich erst die Gedenktafel vom Bahnhof, bringe sie in den Ring, um sie dort der Weberschen Familie vorläufig zu zeigen; auch Ihnen | würde es mich freuen dieselbe dort zu präsentiren und anderen, die sie zu sehen wünschten. — Es trifft sich hübsch, daß den Sängerfestlern diese Neuigkeit im Juli geboten werden kann. Also! wenn nichts weiter zwischen uns noch besonders brieflich bis dahin verhandelt wird, so sehe ich Sie Sonntag Mittag in der Kirche. Tausend dank für Alles im Voraus! Ihnen wie Ihrer liebenswürdigen Gattin die herzlichsten Grüße von Ihrem aufrichtigen Freunde F. W. Jähns. Mein Sohn Reinhart der jüngere kommt mit. Er hat die Tafel entworfen u. gezeichnet. | Vor der Ansprache (Auf Weber's Lied: „Hör uns Allmächtiger“) Feierlich grüßen wir Weihend die Stätte hier, Die wir verehrend betreten. Hier, wo des Meisters Ruf Ewige Werke schuf, Lasset in Tönen uns beten. Hör'uns, o Weber's Geist, Den unser Denkmal preist, Lächle hernieder zur Erde! Segne die traute Statt, Die dir gespendet hat Ruhe am ländlichen Heerde. Hör' uns, o Genius, Der mit dem Weihekuß Webern die Lippe beseelte! Bleibe dem Volke treu; Wecke ihm stets auf's Neu Seeliger Künste Erwählte! Max Jähns. | Nach der Rede. Auf Weber's Lied: „Schöne Ahnung ist entglommen“ bekannter als: „Schmückt das Haus mit grünen Zweigen.“ Schmückt das Haus mit gold'ner Leier, Drin ihr vollster Ton erklang! Zu des heut'gen Tages Feier Grüßt es jubelnd mit Gesang! Denn aus seiner holden Stille Quoll der Lieder reichste Fülle, Die mit himmlischer Gewalt Wundervoll die Welt durchschallt. Heil'gem deutschen Waldesleben Hat der Freischütz hier gelauscht, Dem der Wipfel Wehn und Weben Melodieen zugerauscht; Doch in der Vollendung Glanze, Reinste Ros' im Waffenkranze, Hat uns hier zuerst gelacht „Euryanthens Wunderpracht.“ Und wohin sie je geklungen, Webers Leier, Webers Lied, Ist mit ihnen auch gedrungen Deutschlands innigstes Gemüth. Und wie Er voll treusten Strebens Gab den Grundton deutschen Lebens, Kling' Er auch in Leid und Glück Stets aus unsrer Brust zurück (Max Jähns.)