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Für das Dresdener Tagesblatt
darin abgedruckt am 14. Aug. 1847 in No. 226
C. M. von Weber und Kl. Hosterwitz
bei Dresden

Bei seinen wiederholten Aufenthalten im schönen Sachsenlande hatte Unterzeichneter stets das dankbare Andenken erfreut, womit er der Manen Lessing Rabener, Gellert, Schiller, Körner, Bach Schicht, Naumann an den Orten gedacht sah, wo die Träger dieser Namen gelebt und gewirkt hatten. Um so mehr jedoch befremdete es ihn, als er vor 18 Jahren zum ersten Male Dresden’s Umgebung besuchte und ihm das Andenken an einen für alle Zeiten hochbedeutenden musikalischen Namen an einem sonst dazu sehr geeigneten Orte nicht in der Lebendigkeit erhalten zu sein schien, wie er es erwartet hatte.

Klein-Hosterwitz, hart bei Pillnitz, am romantischen Keppgrunde sehr schön gelegen, hatte 5 Sommer hindurch, in dem bescheidenen Häuschen des Winzers Felsner, den bewunderten Schöpfer des Freischützen, der Euryanthe u. des Oberon und der Preciosa zu seinen Bewohnern gezählt, und dennoch bedurfte es besonders ausdauernder Bemühungen von Seiten des Unterzeichneten, endlich das Häuschen aufzufinden, in welchem der Freischütz seinem größeren Theile nach, Preciosa und Euryanthe ganz vollständig, ferner die Aufforderung zum Tanze, die große E dur Polacca, das Es dur Rondo, u. das Trio in G, wie eine große Anzahl der schönsten Lieder des unsterblichen Carl Maria von Weber geschaffen worden waren. Schon damals entstand bei dem Einsender dieses der Gedanke, auf eine seinen Kräften angemessene bescheidene, doch passende Weise das Andenken des großen Meisters an dieser Stelle zu ehren. Im Jahre 1836 Klein-Hosterwitz wieder besuchend, übereignete er der Wohnung, in der Weber die Sommer 1818, 19, 22, 23 u. 25 gelebt hatte, dessen Bildniss und ein Album, damit Besuchende Letzteres zu Inscriptionen benutzen möchten. Seit dieser Zeit, also seit nunmehr elf Jahren ist die Zahl derselben dennoch eine verhältnißmäßig geringe gewesen, was zuvörderst seinen feinen Grund darin haben möchte, daß das Häuschen etwa 10 Minuten herwärts nach Dresden liegt, weshalb die zahlreichen, in die sächs. Schweiz Reisenden es also nicht unmittelbar auf ihrem Wege zu liegen haben. Aber auch abgesehen davon, ist die Existenz des Häuschens überhaupt noch fast unbekannt und nach Wissen des Einsenders noch in keinem Werke über diese Gegend aufgeführt.

Der Zweck dieser Zeilen ist deswegen ein zwiefacher. – Zunächst möchte der Unterzeichnete sich erlauben, Dresdens Kunstgebildete Bewohner zu benachrichtigen, daß er zu dem erwähnten Bildniß und Album am heutigen Tage noch zwei Original-Handschriften des Meisters hinzugefügt hat, welche sämmtlich in den einst von demselben bewohnten Räumen ausgehängt sind u. welche von dem Herrn Felsner senior (der Weber noch persönlich kannte) und von dessen Familie stets mit großer Freude zur Ansicht bereit gehalten sein werden. Das erste Autograph ist ein Brief Weber’s an den Dichter des Freischützen, Fr. Kind, datirt von „Kl. Hosterwitz in der Äpfel-Allée bei Felsner“; das andere Autograph ist der erste Entwurf des berühmten Chor’s u. Ballets zu Oberon, dessen Hauptmelodie Deutschland bereits durchflogen hatte, ehe noch die Oper aufgeführt worden war.

Der weitere Zweck dieser Zeilen ist aber der: auf das dargelegte Factum diejenigen Herren Literaten bescheidentlichst aufmerksam zu machen, in deren Hand es liegt, mit Kunst- und Künstlergeneigtem Sinne bei vorkommender Gelegenheit auf eine Stelle aufmerksam zu machen, die so sehr geeignet ist, vereint mit dem Schiller-Pavillon u. dem Körner-Hause in Loschwitz und dem Naumann’schen in Blasewitz ein würdiges Vierblatt zu bilden.

F. W. Jähns.
Componist in Berlin.

Editorial

Summary

beklagt, dass die Gedenkstätte Hosterwitz, der er 1836 ein Besucheralbum und ein Portrait gestiftet hatte, noch unzureichend bekannt sei; stiftet jetzt zwei Autographe, einen Brief Webers an Kind und Entwürfe zu Chor und Ballett im Oberon; regt an, Hosterwitz weiter auszubauen

Incipit

Bei seinen wiederholten Aufenthalten im schönen

Creation

10. August 1847

Responsibilities

Übertragung
Veit, Joachim

Tradition

  • Text Source: Copy by the author: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. V [Mappe XX], Abt. 10 B, Nr. 22a

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

    Corresponding sources

    • Dresdener Tageblatt Nr. 226 (14. August 1847)

Text Constitution

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