## Title: Friedrich Wilhelm Jähns an Ida Jähns in Berlin. Dresden, zwischen Freitag, 14. August und Samstag, 5. September 1840 ## Author: Jähns, Friedrich Wilhelm ## Version: 4.10.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A047844 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ […] Es ist groß und schön, aber etwas zu geschmückt, ohne die rechte Einfachheit und Ruhe; es besteht aus zu vielen einzelnen an sich schönen Teilen, nicht wie unser Schauspielhaus aus einem Guß. Es fehlt die schlichte und doch anmutsvolle Erhabenheit, wie sie gleich aus der benachbarten von Schinkel erbauten Hauptwache spricht. Schinkel und Rauch, Rauch und Schinkel – um diese dreht sich’s jetzt überall, wo etwas wahrhaft Großes und Edles in Skulptur und Architektur geleistet wird. Das habe ich auch zu Wittenberg angesichts des Lutherdenkmals empfunden! […] Herumbiegend um den Wall, wo die Loschwitzer uns zum erstenmal sehen konnten, erblickte ich auch schon die Weber vor dem Haus nach uns ausspähend; eben als ich das Fernrohr auf sie richtete, wandte sie das ihrige auf mich; nun wurde weidlich mit den Tüchern geschwenkt und bald waren wir übergesetzt und mit der wärmsten Liebe empfangen. […] Es war sehr traulich – und doch! – O Ida! Wenn ich an damals denke! Ob’s wohl je wieder so schön werden wird? Waren wir beide zu jener Zeit doch um vier Jahre jünger, und das ist schon etwas. Ach, die Jugend ist schön! Mit jedem Schritte vorwärts im Leben wird’s farbloser, und fast ist mir’s als wenn diese kleine Zahl von Jahren sich schon hemmend an meine Fersen hänge, als wenn das alles mich schon nicht mehr so berausche wie dereinst! […] Beim Nachhausekommen übergab Brauer mir zum Lesen 30 Briefe Webers an Caroline aus Wien, aus den Jahren 1822 und 1823, die mich entzückten. […]