WeGA, Briefe, Digitale Edition Karl Theodor Küstner an Karl Theodor Winkler in Dresden <lb/>Leipzig, Montag, 27. März 1826 (Datum fraglich) Karl Theodor Küstner Veit, Joachim Stadler, Peter Übertragung Frank Ziegler Dagmar Beck Eveline Bartlitz

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Absprachen bezüglich der bevorstehenden Aufführung von Morlacchis Oper Tebaldo e Isolina in Leipzig; Bericht über ein Gespräch mit Weber über seinen Oberon bei dessen Durchreise durch Leipzig am 16. Februar 1826 nach London, Küstner hofft, das Textbuch bald von Winkler zu bekommen, da er die Oper zur Michaelismesse in Leipzig aufführen will Küstner datierte seinen Brief mit 27. März 1826, allerdings widerspricht der Inhalt des Schreibens dieser Angabe. Küstner wollte Morlacchis Oper Tebaldo e Isolina möglichst vor der Jubilate-Messe (Beginn 10. April 1826) einstudieren und lud den Komponisten ein, die Premiere zu dirigieren, die nach dem 18.(!) März und bis spätestens zum 8. April stattfinden sollte, also kurz vor Ende der Osterpause am Dresdner Hoftheater oder unmittelbar danach (Spielbetrieb ab 29. März). Zum Zeitpunkt des Abfassens des Briefes befanden sich nur die Singstimmen in Leipzig, wobei die Partie des Tebaldo noch von Morlacchi umgearbeitet und die neue Version nachgesendet werden sollte. Die Orchesterstimmen waren offenbar noch nicht in Leipzig, sondern sollten ebenso von Dresden übersandt werden. Selbst für die damalige Zeit scheint eine derart knappe Zeitplanung (musikalische und szenische Einstudierung in einer Woche) unrealistisch. Geht man von einem Irrtum Küstners bei der Datierung aus, wären der 17. März oder der 27. Februar 1826 als Schreibtag wahrscheinlicher. Eindeutig ist lediglich, dass der Brief nach dem 16. Februar (Treffen mit Weber in Leipzig) geschrieben sein muss. Indem ich mich auf mein Schreiben vom 16t beziehe, benutze ich D Leipzig Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek A/2012/802

1 DBl. (3 b. S.)

Weberiana 24 (2014), S. 14 (Auszug)

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Karl Theodor Küstner Leipzig 27. März 1826 Karl Theodor Winkler Dresden Deutsch bisherigen Auszug zum kompletten Text erweitert, teilw. ausgezeichnet; nach Durchsicht u. Komm. Erg. von Frank Ziegler auf status approved gesetzt ED (Auszug) nachgetragen Faksimiles und Text nach Übertragung von Frau Bartlitz eingefügt Initiale Transformation aus der Datei Leipzig_StadtgeschMuseum.xml (Ticket #1481)

Indem ich mich auf mein Schreiben vom 16t beziehe, benutze ich die mir von Herrn Kapellmeister Morlacchi gütigst gegebene Erlaubniß, und übersende Ihnen die Parthie des TheobaldEine der Titelpartien in Morlacchis Oper Tebaldo e Isolina; deutsche Übersetzung von Theodor Hell.. Wie ich vermuthet, ist ihr allerdings der Erhart diese Parthie zu hoch. Ich hätte wohl noch einen Sopran, Dlle Schulz, indessen ist diese nicht für den italiänischen Gesang auch nicht so beliebt, wie die Erhart, welche den TankredTitelpartie (Mezzosopran) in Rossinis gleichnamiger Oper. u MalcolmAlt-Partie in La donna del lago. mit vielem Beifalle gesungen, und da in Italien die Parthie des Tebaldo stets von einem Alt gesungenDie Partie wurde bei der Uraufführung 1822 in Venedig vom Kastraten Velluti (Mezzosopran) gesungen, der die Rolle 1822/23 auch in Faenza, Reggio, Vicenza, Verona, Cremona, Florenz, Livorno und Triest sowie 1826 in London verkörperte. Weitere Interpretinnen der Partie waren u. a. Marietta Aldini (Mailand 1823, Barcelona 1824), Carolina Bassi (Padua und Rovigo 1823), Rosmunda Pisaroni Carrara (Senigallia 1823, Genua 1825), C. Lipparini (Neapel 1824), Josefa Julien (Lissabon 1824), Amalia Brambilla Verger (Lodi 1824), Luigia Boccabadati (Palermo 1824/25), Giuseppina Poresi (Bologna 1824/25), Francesca Festa Maffei (Perugia 1825), Santina Ferlotti Sangiorgi (Venedig 1825), Giuditta Schiroli (Porto 1825) und Carolina Villa (Pavia 1826)., s und nur wahrscheinlich in Dresden für die FunkSie hat am 5. März 1825 in Dresden die Partie des Tebaldo gesungen. abgeändert worden, so hoffe ich, daß die Rolle für die Erhart eingerichtet werden könne. Auf einem Zettel habe ich hierbey den Stimmumfang der ErhartbemerktDer Zettel liegt nicht mehr bei., welchen ich dem H Kapellmeister zuzustellen bitte mit dem Gesuche, die Abänderungen auf das baldigste zu bewerkstelligen, und wenn es möglich, noch in dieser Woche mir die Parthie mit der Eilpost wieder zukommen zu lassen.

Am 18ten März ist die Aufführung nicht möglich die Aufführung bis zum 6 oder 8ten April hinauszuschieben ist mir freilich etwas lang, indessen um des großen Vorzuges theilhaftig zu werden, daß der H Kapellmeister die Oper selbst dirigirt, würde ich warten wenn er nur vielleicht gleich nach der 1ten Vorstellung der neuen Oper in DresdenDie nächste vom italienischen Hoftheater-Departement in Dresden einstudierte Oper war Nicola Vaccais La pastorella feudataria (Premiere erst am 26. April 1826; möglicherweise verzögert aufgrund der Theaterpause nach Ableben von Prinzessin Maria Cunigunde, die vom 7. bis 23. April dauerte). Möglicherweise sind aber auch die ersten Aufführungen des italienischen Departements nach der Osterpause gemeint; das waren Tebaldo e Isolina (29. März) und Il matrimonio segreto (1. und 5. April 1826)., also um ein paar Tage früher kommen könnte, denn länger als bis zum 8ten April die Oper hinauszuschieben ist unmöglich wegen der darauf folgenden MesseDie Jubilate-Messe in Leipzig dauerte 1826 vom 10. bis 29. April; vgl. Leipziger Zeitung, Jg. 1826, Nr. 83 (10. April), S. 901..

Auch hierüber sehe ich einer gefälligen Nachricht entgegenDie Leipziger Premiere von Theobald und Isolina fand schließlich erst am 13. November 1826 statt; das Werk wurde nur einmal (22. November 1826) wiederholt und verschwand dann vom Spielplan. Die Hauptpartien gaben E. Erhardt (Theobald), K. Canzi (Isolina) und F. X. Vetter (Bohemund); vgl. die Besprechung in der Abend-Zeitung, Jg. 10, Nr. 309 (27. Dezember 1826), S. 1236 und Nr. 310 (28. Dezember 1826), S. 1240.. Die Orchesterstimmen werden wohl schon ausgeschrieben?

Mit Weber sprach ich bei seiner Durchreise über seinen OberonIm Tagebuch ist am 16. Februar 1826 abends nach Ankunft in Leipzig kein Treffen mit Küstner vermerkt; aber in seinen ersten Reisebriefen an seine Frau Caroline erwähnt er den Besuch Küstners in seinem Hotel; in Leipzig fand am 24. Dezember 1826 die deutsche Erstaufführung des Oberon statt; vgl. auch die Erinnerungen in: Karl Theodor von Küstner, Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung in Leipzig, Darmstadt, München und Berlin, Leipzig 1853, S. 23 sowie (mit fraglicher Authentizität) in: Karl Theodor Küstner, Rückblick auf das Leipziger Stadttheater, Leipzig 1830, S. 154.. Er sagte mir, daß ich das Buch durch Sie schon bald erhalten könnte. Die Vorbereitungen hiezu sind bedeutend. Ich habe den Plan, im Sommer alles vorzubereiten und die Oper im September für die Michaelismesse zu geben. Sobald Sie also können, schiken Sie mir das Buch und was Sie haben. Daß jetzt zunächst noch von keiner Vorstellung die Rede seyn kann, versteht sich. Sehr neugierig bin ich drauf nach Allem, was mir Weber erzählt.

freundschaftlichst der Ihrige KTKüstner Leipzig, d. 27t März 26