## Title: Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim. Frankfurt am Main, Dienstag, 23. Oktober 1810 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040312 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S: Wohlgebohren Herrn Licentiat Weber. zu Mannheim. Lieber Bruder! Kindtauf Schmaus, Gevatter Bitten, und Kaffe trinken wird nun wohl hoffentlich vorbey seyn; und nun können Höchstdieselben wohl auch einmal wieder den Gänsekiel ergreiffen und an Bruder Melos schreiben. hör einmal Bruder Giusto du hast dich ja ganz an den Himmel verstiegen, und mir auch einen schönen Plaz da angewiesen, erlaube mir also wenigstens mich zu dem Zwillings Gestirn zu rechnen, und dich auch als meinen lieben Bruder mit hinauf nehmen zu dürfen. ich sizze nun hier und will Concert geben, da aber der Teufel mir immer alles Unglük auf den Hals führt, so sind auch gestern mit mir zugleich 2 Regimenter Franzosen eingerükt, die wegen den Kolonial Waaren pp Untersuchung halten, du kannst dir die Consternation der Frankfurter denken, und daß dieses mein Concert um wenigstens 8 Tage verschiebt die ich in dem theuren Neste sizzen muß. Berger hat mir geschrieben. der Zitterschläger ist in Stuttg: ganz durchgefallen. die Mayer machte das Mädchen wie ein Kloz, das wollte Berger wieder doppelt gut machen durch verdoppeltes Spiel, und so sah er wie ein Mensch in Convulsivischen Begr Bewegungen aus, wie mir Hiemer schreibt. es thut mir sehr leid. der Zitterschläger wird hier auch einstudirt. hast du die Aufsäze im Morgenblatte über die Silvana gelesen? wie wäre es wenn du einen Auszug davon in die Elegante Zeitung schiktest, wo du dich besonders auch beym Finale des 1t Aktes /: das du ja kennst :/ aufhieltest was wirklich außerordentlich gefallen hat. 2 Liedchen des Krips, sind schon gestochen. Was macht denn dein lieb Frauchen und der junge Componist, spielt er schon eine Suppe vom Blatte weg, oder trifft er nur noch Milch? alles Schöne an Bruder Dusch, Solomé, Houts pp: und schreib bald wieder deinem dich so herzlich liebenden Weber. Frankfurt d: 23t 8b 1810.