Lieber Bruder!
Kindtauf SchmausTaufe des am 10. Oktober geborenen Friedrich Weber; vgl. Brief Webers an Gottfried Weber vom 12. Oktober 1810, Gevatter Bitten, und Kaffe trinken wird nun wohl hoffentlich vorbey seyn; und nun können Höchstdieselben wohl auch einmal wieder den Gänsekiel ergreiffen und an Bruder Melos schreiben.
hör einmal Bruder Giusto du hast dich ja ganz an den
Himmel verstiegen, und mir auch einen schönen
Plaz da angewiesen
Bezieht sich vermutlich auf Gottfried Webers
Besprechung des Museumskonzerts vom 4. August 1810 in der Schreibtafel von Mannheim Nr. 15, wo es am Ende heißt: Zuletzt phantasirte noch, auf allgemeinen Wunsch der Zuhörer, Karl Marie Freiherr v. Weber auf dem Fortepiano. Sie kennen diesen glänzend aufgehenden Stern, am genialischen Horizonte der Kunst.
Seine Phantasie war heute unbedeutend, und der knarrende Mechanismus der Züge an dem Instrumente mochte ihn wohl nicht wenig dabei hindern.
Doch wer ist auch immer aufgelegt zu phantasiren?
, erlaube mir also wenigstens mich zu dem Zwillings Gestirn zu rechnen, und dich auch als
meinen lieben Bruder mit hinauf nehmen zu dürfen. ich sizze nun hier und will
Concert geben, da aber der Teufel mir immer alles
Unglük auf den Hals führt, so sind auch gestern mit mir zugleich
2 Regimenter Franzosen eingerükt, die wegen den Kolonial Waaren pp Untersuchung haltenNapoleon hatte schon am 14. Oktober 1810 in
Fontainebleau ein Dekret erlassen, in dem er
in Erwägung, daß die Stadt Frankfurt mit englischen und Kolonialwaaren angefüllt ist,
die im Laufe des lezten Sommers aus Holland und nordischen Häfen eingeführt worden,
alle Kaufleute, die mit solchen Waren handeln, mit Konfiskation
bedroht.
Diese Anordnung wurde in der Beilage zu Nr. 171 der Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung vom 25. Oktober 1810
veröffentlicht und durch eine Proklamation des Divisionsgenerals, Reichsgraf Friant,
vom 22. Oktober ergänzt, in der es u. a. heißt: Von heute an ist jedem Besitzer oder Verleger von englischen oder Kolonialwaaren verboten,
irgend welche dieser Waaren, bei Strafe der Konfiskation, aus der Stadt führen zu lassen.
Alle Kaufleute werden aufgefordert, die Kolonialwaren aus ihrem Besitz zu melden.
Alles, was innerhalb von 24 Stunden nicht angegeben ist, soll konfisziert werden.
Zu diesem Zwecke werden Hausvisitationen angekündigt, wobei derjenige, der nur Teile seiner Waren angibt,
Konfiszierung des Ganzen riskiere.
Die Handels- und Kaufleute und Speditionen sind gehalten der Kommission in 24 Stunden
ein Verzeichniß aller von engl. Handel herkommenden Waaren zu überreichen,
welche sie seit 4 Monaten erhalten oder versendet haben [...].
Bedingt durch die allgemeine Aufregung, wurde die Anmeldefrist dann auf 3 x 24 Stunden verlängert (vgl. Ober-Post-Amts-Zeitung vom 6. November). In einem Bericht am 30. November wird deutlich, wie drastisch diese Maßnahmen durchgeführt wurden:
Gemäß des Dekrets vom 19. verflossenen Oktober, hat die zu Frankfurt niedergesezte Kommission,
am 27. d., die 4te und lezte Parthie, der in dieser Stadt in Beschlag genommenen engl. Waren verbrennen lassen.
Diese lezte Parthie Waaren wurde auf mehr als 250.000 Franken geschätzt.
Es ist daher kaum verwunderlich, daß Webers Konzert in dieser Zeit nicht zustande kam.
, du kannst dir die Consternation der Frankfurter denken, und daß dieses mein
Concert um wenigstens 8 Tage verschiebt die ich in dem theuren Neste sizzen muß.
Berger hat mir geschriebenFehlt im Tagebuch, Brief nicht ermittelt.
der Zitterschläger
ist in Stuttg: ganz durchgefallenRitters Oper hatte am 5. Oktober 1810 in Stuttgart Premiere (vgl. Schwäbische Chronik 1810, S. 403). Sie erlebte nur eine einzige Wiederholung (19. Oktober). Erfolgreicher war das Werk am Uraufführungsort Mannheim (13 Aufführungen zwischen 1. April 1810 und 15. März 1832), während in Berlin ebenfalls nur zwei Vorstellungen gegeben wurden (9. Januar 1812 und 6. Oktober 1813).. die
Mayer
Wilhelmine Mayer in der Rolle des Röschen lt. Theaterzettel
machte das Mädchen wie ein Kloz, das wollte Berger
wieder doppelt gut machen durch verdoppeltes SpielBerger sang die Titelrolle lt. Theaterzettel, und so sah er wie ein Mensch in Convulsivischen Begr Bewegungen aus, wie mir
Hiemer schreibt
Fraglich, ob im Brief, den Weber am 11. Oktober, oder jenem, den er am 21. Oktober erhielt.. es thut mir sehr leid. der Zitterschläger wird
hier auch einstudirtEA in Frankfurt am 4. Dezember 1810, vgl.
Anton Bing, Rückblicke auf die Geschichte des Frankfurter Stadttheaters
von dessen Selbstständigkeit (1792) bis zur Gegenwart, Bd. 1, Frankfurt 1892, S. 84.
hast du die Aufsäze im Morgenblatte
über die Silvana gelesen? wie wäre es wenn du einen
Auszug davon in die Elegante Zeitung schiktest
In der Zeitung für die elegante Welt erschien kein Bericht über die Silvana.
, wo du dich besonders auch beym Finale des 1t Aktes /:
das du ja kennst :/ aufhieltest
Dieses Finale hatte Gottfried Weber
bereits am 9. März 1810 in Mannheim gehört,
vgl. Konzertzettel zu Webers Konzert am 9. März 1810 in Mannheim. was wirklich außerordentlich gefallen hat.
2 Liedchen des Krips, sind schon gestochenVgl. Brief Webers an André vom 20. September 1810.. Was macht denn dein lieb Frauchen und der
junge Componist,
spielt er schon eine Suppe vom Blatte weg, oder trifft er nur noch Milch?
alles Schöne an Bruder Dusch,
Solomé, Houts pp: und schreib bald wieder deinem dich so herzlich liebenden
Weber.
Frankfurt d: 23t 8b 1810.