Endlich nach beynah einem Monate Stillschweigen wieder ein paar Zeilen von
euch. das beyli die BeylageLaut TB vom 25. Juni 1811 ein Circular von Meyerbeer, das Weber am 27. Juni an Gänsbacher sandte, vgl. auch w.u.; nicht ermittelt habe ich spedirt, und ersuche dich auch gegenwärtige
an Ihre Behörde langen zu laßen. Um recht ordentlich zu antworten werd ich erzählen was ich unterdeßen
that. d: 9t Juny wurde der Minnesinger
von KozebueAugust von Kotzebue, Der arme Minnesänger, vgl. TB 9. Juni 1811 und Aufführungsbesprechungen München 28. Mai 1811 bis 14. Juni 1811, darunter Abu Hassan
von C. M. von Weber am 4. Juni 1811 und Theaterzettel zur Münchner Erstaufführung von August von Kotzebues romantischem Schauspiel in einem Aufzug Der arme Minnesänger am 9. Juni 1811, Quelle: München, Theatermuseum
gegeben mit meinen 4 Guittarre Liedchens
wovon besonders das lezte
so gefiel daß es Da Capo gerufen wurde. d: 11t war Abu Hassan zum 2t male
Am 11. Juni wurde Abu Hassan im Anschluß an das romantische Schauspiel in 2 Aufzügen von Franz von Holbein Übereilung und Argwohn gegeben; vgl. auch TB 11. Juni 1811..
d: 13t gab H: Kauffmann auf seinem Harmonichord, ConcertZu Friedrich Kaufmanns Instrument vgl. Brief an Gänsbacher; zu dem Konzert vgl. Aufführungsbesprechungen München 28. Mai 1811 bis 14. Juni 1811, darunter Abu Hassan
von C. M. von Weber am 4. Juni 1811. worin Bärmann mein neustes Clar: Concert aus F moll, C: dur.
F: dur. himmlisch spielte, und das außerordentlich gefiel. wenig
gefiel das Harmonichord. bis zu lezt wo er das Adagio und Rondo
mit ganzem Orchester spielte das ich ihm comp: hatte, und auf welches der rauschendste Beyfall erfolgte.
Der brave Schauspieler Heigel
starb, und ich machte auf seines Sohnes Bitten die Musik zu einer Todtenfeyer, die aber aus Faulheit und
Nachläßigkeit des Herrn Sohnes dann nicht zur Aufführung kam. d: 23t erhielt ich einen
Brief von Simrock worin er jammert wie gewöhnlich über die
schlechten Zeiten, besonders über die lezte Leipziger Meße, und mich beschwört zu machen
daß das Quartett und der 1t Ton fangezeigt würden, indem sie
lange nicht so gut giengen als sie sollten. d: 25t erhielt ich deinen Brief. d: 27t
wurde er expedirt. ein kleines Liedchen von EkschlagerMaienblümlein (JV 117) nach einem Text von August Eckschläger, vgl. TB 26. Juni 1811. Der Text ist abgedruckt im Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, Jg. 1, Nr. 47 (15. Juni 1811), Sp. 378. habe ich
comp: und werde dir es nebst anderen Sachen gelegentlich
schikken. was ich geschrieben habe folgt hiebey gedrukt ad actaWelche Texte Weber beilegte, geht aus dem TB nicht hervor, vermutlich handelte es sich um Beiträge für Münchener Periodika, vgl. Aufführungsbesprechung: Aschenbrödel
u. Aufführungsbesprechungen: Ginevra
und Der Wasserträger
..
Ich bin sehr begierig von dir zu hören wie der Samori gegebenGeorg Joseph Voglers Oper Samori war am 30. Juni in Darmstadt aufgeführt worden, vgl. Brief an Gottfried Weber
worden ist. wenn ich doch hätte dabey seyn können. Frau von Flad, eine Schülerin Voglers,
wird wohl jezt längst in Mannheim seyn. empfiehl mich ihr bestens. ich lebe einen ziemlich ruhigen Stiefel weg, bin in so fern zufrieden, als man
zufrieden seyn muß wenn einem nicht gerade zu das Waßer am Halse steht. aber eigentlich
fröhlich oder glüklich bin ich nicht. ich habe keine Seele
gefunden an die ich mich mit wahrer Freundschaftlicher Wärme hätte anschließen können.
ich habe noch keinen Abend so zugebracht wie wir es gewohnt waren zu thun, ich habe noch nirgends ein einziges Liedchen
zur Guittarre gesungen, weil ich nie so fröhlich war mich dazu
getrieben zu fühlen. So viel Sinn für Kunst man im Theater und Concerten zeigt, so wenig häuslichen MusikSinn, /:
möchte ich es nennen :/ haben die Münchner. man macht keine
Quartetten, nichts. seit Danzi hier
ist,Danzi traf am 14. Juni in München ein, vgl. Tagebuch. haben wir vorgestern einmal ordentlich Musik gemacht,Vgl. Tagebuch 1. Juli 1811 wo ich mein Quartett gespielt habe, von Fränzel und
Legrand acc:Webers Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello B-Dur JV 76. Ferdinand Fränzl übernahm den Violinpart, ob Peter Legrand die Bratschen- und Franz Danzi die Cellopartie übernahm (oder umgekehrt) ist im Tagebuch nicht vermerkt. — Berger hat mir endlich einmal geschrieben, und will mit mir in die Schweiz gehen. ich glaube aber es wird damit gehen wie mit der Baadener
Reise.Weber hatte sich vom 20. Juli bis 2. August in Baden-Baden aufgehalten; von einer geplanten Mitreise Bergers ist in den Briefen und im TB nichts erwähnt. wenn einer von euch abkommen könnte, das wäre etwas. – – Von Gänsbacher höre ich
gar nichts, auch Beer beschwert sich über ihn. daß du gegen den
ReichsanzeigerAls Antwort auf die kurze Notiz im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Nr. 136 (22. Mai 1811), Sp. 1516 verfaßte Gottfried Weber eine Besprechung der Voglerschen Bach-Verbesserungen, die dann in Nr. 183 (12. Juli 1811), Sp. 2025–2027 erschien (vgl. Zwölf Choräle von Johann Sebastian Bach, umgearbeitet von Georg Joseph Vogler (II)); vgl. auch Brief an Gottfried Weber. was fortgeschikt hast, ist kaum der Mühe werth. zu deinen SingQuart: wird sich schon noch eine neue Titulatur finden. – das sempre pianissimo pp im MomentoIn dem bei Gombart erschienenen Erstdruck des Momento capricioso (WeV S.4, PN 533) ist zu Anfang über dem System notiert: Sempre pianissimo e legermente Staccato. bezieht sich ja auf die HauptTendenz des ganzen Vortrags.
cultivirt mir nur den Sendtner
ordentlich. in der Schweiz hoffe ich verschiedenes
thun zu können. die Pestallozische Musik LehreHeinrich Pestalozzi, Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, 1801; Pestalozzis Grundsätze wurden von Hans Georg Nägeli aufgegriffen und in mehreren Büchern dargestellt, u. a. Die Gesangsbildungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen, pädagogisch begründet von M. T. Pfeiffer, methodisch bearbeitet von H. G. Nägeli, Zürich 1810. Eine ungezeichnete Rezension von Nägelis Werk erschien zur selben Zeit in: AMZ, Jg. 13, Nr. 28 (10. Juli 1811), Sp. 465–475 und Nr. 29 (17. Juli 1811), Sp. 481–486. intereßirt mich, Nägeli muß ich kennen lernen. und die Arauer
MiszellenMiscellen der neuesten Weltkunde, hg. von Heinrich Zschokke [Aarau 1807ff.] sollen mir nicht entgehen. die kleine Notiz über Beers Orat: in der hiesigen Polit: Zeit: hat schon wieder eine andere
Zeitung aufgenommen.Das Bayerische Regierungsblatt; Angabe noch nicht ermittelt es ist sehr richtig daß 2 Worte in einer polit: Z:eitung mehr
aufsehen machen, als 2 Bogen in einer Litt:erarischen.
Was machen denn Solomés. grüße Sie mir herzlichst, und sage der Clary daß ich Ihren Bruder
noch nicht zu Gesicht bekommen hätte, und daß ich wirklich böse auf ihn sey. ich war so oft bey ihm —
Zur Abwechslung will ich dir auch erzählen,
daß es mir an Liebes Geschichten auch nicht fehlt, es sind wirklich einige intereßante
Bekanntschaften die ich gemacht habe, aber im Grunde langweilen sie mich doch alle, denn
dieses ewige Einerley von – Böse werden, um sich wieder zu versöhnen. pp pp rührt mich nicht, inzwischen laße ich mich freundlich davon
unterhalten. und denke mein Theil. Ein einziges Haus habe ich, in dem es mir recht wohl
ist, und das ist bey dem bekannten Geh: Rath Wiebeking. Seine
Tochter ist meine SchülerinnFanny Wiebeking; nachdem Weber die Familie am 16. März kennengelernt hatte, ist im TB vom 18. März bereits eine Lektion für Fanny erwähnt., mit vielem Genie und großem Fleiße,
so daß ich recht viele Freude an ihr habe, und die Mutter ist eine höchst liebenswürdige
gebildete Frau. Nun weißt du mein ganzes LebensRezept.
Mein Vater schreibt mir deine Frau wolle alle Augenblikke niederkommen.Auguste Weber gebar erst am 17. Februar 1812 den zweiten Sohn Alexander. ist das wahr? Frau Baas? /: hiezu
denken Sie sich einen devoten HandKuß :/ der lieben Houtschen Errinnerung,
von Antonie Hout
ausgesprochen, meinen besten Dank, und die Versicherung daß Sie gewiß nicht öfter an
mich denken als ich an Sie. Wirklich dieses Klümpchen Mannheim, trage ich wie eine
Geliebte im Herzen, und keine Tages Zeit giebt es in der mich nicht fröhliche Momente an
euch errinnern.
Nun adieu lieber Bruder, laße nicht so lange auf Antwort warten, und grüße alle Bekanten von deinem dir ewig treusten
Weber.
München d: 3t July. 1811.
von Reinhold in H: höre ich gar nichts. hast Du Briefe von ihm? es könnte nichts schaden ihm auch etwas vom Abu Haßan zu
schikkenDer Ankündigung des Abu Hassan in den Privilegirten gemeinnützigen Unterhaltungs-Blättern, Jg. 6, Nr. 26 (18. Mai 1811), Sp. 207 folgte keine weitere Erwähnung der Münchner Aufführung..