## Title: Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim. Zürich, Freitag, 30. August 1811 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A040424 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S: Wohlgebohren Herrn Licentiat Gottfried Weber zu Mannheim Deinen Zettel ohne Datum habe ich d: 28t huj. in Winterthur erhalten. ist das auch recht nur so einen Wisch zu schreiben, wenn du wüstest mit welcher Sehnsucht ich Briefen von dir entgegen sehe; – – d: 16t schrieb ich dir von Wolfsberg aus  d: 19t reiste ich ab nach Schafhausen zu dem großen Musikfeste, wo ich von der Gesellschaft sehr schön empfangen wurde, und alsbald nach der ersten Sizzung d: 21t als außerordentliches EhrenMitglied aufgenommen wurde. denen Sizzungen beyzuwohnen, und den ächt Republikanischen Geist, und die Einigkeit zu sehen die da herrschte war mir sehr interreßant. d: 22t war das Große Concert in der Kirche, gegeben wurde, Simphonie von Beeth: aus C dur, recht brav, für ein so großes Orch: das aus allen Enden der Schweiz zusammenkömt, und mit einer Probe dieß leisten muß, dann das Vater Unser von Himmel, Frühling und Sommer aus den Jahreszeiten, und das Gloria aus Voglers D moll Meße. troz der Zahl von Zuhörern deren über 1600 waren, schallte es doch zu sehr in der Kirche. welches besonders den 2t Tag wo nur Solo Concerte und Arien gesungen wurden sehr hinderlich war. am 1t Tage, mochten Orchester und Sänger etwa 240 seyn. worunter sich besonders, Mad: Egli, aus Winterthur, und Mad: Egloff aus Schafhausen auszeichneten. d: 2t Tag war das Concert zu lang es dauerte an 5 Stunden. und am intereßantesten war mir ein Quartett ohne Begleitung von einem jungen Schweizer Comp: Nahmens Schnyder, welches recht viel Talent verräth. Eine Overture von H: Auberlen höchst mittelmäßig und abgedroschen. der ganze Verein aber sehr interreßant, und besonders herzlich auch der lezte Abend den die Mitglieder auf der Kaufleute Stube zubrachten. – für mich war da nichts zu thun aber viel Bekanntschaft machte ich, auch traf ich viele alte Freunde, z: B: Friedrich. am meisten aber überraschte mich der Bär. Unsere Freude kannst du dir denken. ich habe Ihm einiges ad acta von Gesellschafts Blättern mitgegeben. d: 24t reisten Er und ich ab, und ich gieng nach Winterthur, wo ich Ihn wieder d: 26t sprach und d: 28t ein elendes Concert gab. viel Beyfall wenig Geld. zum Glük kostete mich mein Aufenthalt nichts, da ich bei H: Egli wohnte. Gestern d: 29t bin ich hier angekommen, und glaube aber nicht daß etwas zu machen ist, das sind schlimme Aussichten. Naegeli hat die Handlung beynah ganz aufgegeben und ein gewisser Pfarrer Hug besorgt die Geschäfte unter dem Rathe Nägelis. heute Abend gehe ich in seine Singstunde[.] nächstens darüber ein Mehreres. schreibe mir nach Bern Post r[estan]t, aber ausführlicher. Grüße alles und Lebe wohl. Ewig Dein Br[ude]r W: Zürch d: 30t August 1811. Dikhuts Bruder hat mir in Winterthur sehr viele Freundschaft erwiesen, sage das noch seinem Bruder, den ich zugleich bestens grüße.