Weimar d: 28t
Januar 1812.
Liebster Bruder!
Deinen lieben Brief dvom 24 Jänner habe d: 28t als
heute richtig erhalten, und eile dir ein paar Zeilen zu antworten, denn da ich dir d:
20t von Gotha aus schrieb, bleibt mir nicht viel Stoff
übrig. Unser Aufenthalt in Gotha war äußerst angenehm, der
Prinz Friedrich und der regierende Herzog haben uns auf den Händen getragen, und mich
beredet, künftigen Sommer ein paar Monate bey ihnen zuzubringen, ja der Herzog hat Große
Lust mich zum Direktor eines zu errichtenden Theaters zu machen, doch bleibt dieß unter uns. Unsre Einnahme vom Hof betrug 30 Ducaten, und ein paar hübsche Antike Ringe. das Concert in der Stadt, war just beinah hinreichend die Aufenthalts Kosten zu
dekkenZum Konzert im Saal des Gasthauses Zum Mohren
am 25. Januar 1812 und den Einnahmen vgl. die Tagebuchnotizen., und also sind wir sehr gut weggekommen. Außerdem erhielten wir noch einen Brief
an den Herzog und die Großfürstin hieher; bey welcher lezteren
wir Morgen früh im Kabinette spielen. Concert ist jezt hier nicht zu geben, da einige GeburtstägeVgl. Aufzählung der Geburtstage im Brief an Johann Friedrich Rochlitz vom 14. Februar 1812 einfallen, die alle Tage mit Festen besezzen. d: 2t oder 3t gedenken wir in Dresden einzutreffen, und von da
gehts nach Berlin wohin ich dich bitte postrestant zu schreiben. Glük zu lieber Br: du hast recht daß du gleich frisch drauf los segelst, könnte ich doch mit dir in dem lieben Wien sein. Gott schenke dir gute Geschäfte. du siehst daß ich die M: Z: in Leipzig gehörig geschmeidig zu machen wuste. sey jezt nur nicht faul. Vor allem
binde ich dir auf die Seele, in Wien mein Noth und Hülfsbüchlein nicht zu vergeßen, du hast die beste Gelegenheit jezt Notizen darüber zu sammeln; und da mir besonders daran liegt von dieser HauptStadt der Musik ausführliche und gute Nachrichten zu haben, so versäume ja nichts dahin gehörige. du kannst auch irgend einen um Beystand darin aufsuchen. Wenn
du einen gewißen Jungen Luzerner, Xaver
SchnyderFranz Xaver Schnyder von Wartensee hatte Weber im August 1811 in Schaffhausen beim Musikfest kennengelernt, vgl. Brief an Gottfried Weber vom 30. August 1811 erfragen kannst, so besuche ihn, er ist jezt in Wien um comp: zu studieren, und ich habe ihm viel von dir gesprochen. Erkundige dich auch gGelegentlich bey Treitschke was meine Silvana und Abu Haßan machen; die schon so lange in Wien liegen.
Nun lebe herzlich wohl und schreibe mir wie lange du
in Wien bleibst, überhaupt erwarte ich einen langen Brief von
dir, Gott schenke dir Glük und Gesundheit
Ewig dein Bruder W: