Geliebter Bruder!
Heute hatte ich den ganzen Vormittag dazu bestimmt dir eine recht lange
Epistel zusammen zu schmieren, und nun bin ich von so vielen Menschen überlaufen worden,
daß ich mit Noth vor Abgang der Post, noch diese paar Zeilen zusammenkrazzen kann.
deinen Brief vom 22t Juni
habe ich d: 30t erhalten.
den 6t hatte ich an dich geschrieben durch
Passi
und d: 23 ich selbst. hast du denn diese nicht erhalten? deine Freude
mit Papa Vogler muß groß gewesen seyn, hätte ich nur auch dabey
sein könnenBei seiner Durchreise von Wien nach München besuchte Vogler vom 10. bis 13. Juni auch Salzburg, wo er am 12. Juni 1813 ein Concert spirituel in der Kirche St. Peter gab; vgl. u. a. Wiener allgemeine musikalische Zeitung, Nr. 29 (17. Juli 1813), Sp. 451f. sowie Gänsbachers Brief an Gottfried Weber vom 24. Juni 1813.. Von Dölle
ist unterdeßen ein Brief gekommenIn Webers Tagebuch ist der Brief (Verbleib unbekannt) nicht erwähnt., und
die Sache wieder in Ordnung, du brauchst ihm also gar nicht,
oder hieher zu antworten.
D moll grüßt
dich herzlichst, hat deinen lezten Brief noch nicht erhalten, und klagt sich selbst an
dir noch nicht geantwortet zu haben, will aber alles wieder einholen vom Lande aus, wo
man in 14 Tagen wieder hingeht. ich bin alle andern Tage einmal da, und da wird was
ehrliches gesungen, gespielt, und von dir gesprochen. Es ist
ein interreßantes Wesen, und hast du mir nicht zu viel davon gesagt.
Jungs grüßen dich,
und laßen dir sagen, Sie wollten eigentlich gar nichts mehr von dir hören da du noch
nicht eine Zeile an Sie geschrieben habest. ich habe viel Verdruß mit dem
Orchester. ich bitte dich sogleich in
Salzburg wenn ein gutes
Subject da ist, das Lust hat sich hier zu engagiren,
mit ihm zu sprechen, es sey welches Instrument es wolle,
daß es sogleich an mich schreibt und seine Bedingungen
einschikt, ich muß mir den Rükken dekken, da einige Kerls rasende Prätensionen machen,
und sich darauf stüzzen daß wir Niemand anderes hier haben. Aber so schnell wie möglich,
hörst du?, es ist keine Zeit zu verliehren, denn im August muß alles beysammen sein. du
schreibst gar nichts, wie lange du noch in Salzb: bleibst,
ob die Hoffnung dich bald wieder zu haben, nicht bald winket, was du arbeitest pp. ich
thue nichts, das heißt, correspondiren. übrigens bey Gott genug,
und mehr als ich sollte, für meine Gesundheit.
Lebe wohl lieber Br: schreibe bald
wieder. Empfehle mich deiner Casa
aufs beste. und allen Bekannten, und behalte lieb deinen ewig treusten Bruder
vWeber.
Prag d: 4t July 1813.
Viel Schönes von Liebichs
Brede, Bayer, Löwe pp